Kulturelle Identität

Zur Benamung von Straßen im Bitburger Stadtteil Stahl meint dieser Leser:

Meinung

Keine Spur von Unverwechselbarkeit
Der Ortsbeirat Stahl musste sich am 6. April mit der schwerwiegenden Frage der Auswahl von zwei Straßennamen für das Neubaugebiet Unterm Stahler Kopf II auseinandersetzen. Nach kontroverser Diskussion einigte man sich auf die sensationellen Straßennamen Holunderweg und Schlehenweg. Das lag ja auch nahe, denn Schlehen und Holunder gibt es nur in diesem Gemarkungsteil von Stahl und sonst nirgendwo auf der Welt. Die Wahl des Ortsbeirates wurde dann auch prompt vom Hauptausschuss der Stadt Bitburg bestätigt, obwohl man sich hier getrost die Frage hätte stellen dürfen, ob die erkorenen Straßennamen wirklich der Weisheit letzter Schluss sind. Dass es in diesem "schwierigen Fall" bessere Alternativen gibt, sollte jedermann einleuchten. Die aus meiner Sicht angemessene Variante wäre die Orientierung an den aus dem Sprachgebrauch immer mehr verschwindenden alten Flurbezeichnungen, die es auch für das Gebiet "Stahler Kopf II" gibt und die auf solche Weise zumindest erhalten werden könnten. Was wäre denn so verwerflich daran gewesen, Namen wie "Im Jeucherberg" oder "Beim Rebertskreuz" festzulegen, die im Stadtteil Stahl ohnehin nur noch "Urstahler" kennen? Man hätte damit nebenbei auch noch einen Beitrag zu Förderung der heimatlichen Sprache und Kultur geleistet. Seltsamerweise - besser: Gott sei Dank! - hat man sich in den anderen Wohngebieten für diese Möglichkeit entschieden, davon zeugen die Straßennamen Hahnenberg, Kolmeshöhe, Hammerwies, In der Jeuch, Haselberg, Am Dellbach. Vielleicht sehe ich die Dinge auch völlig falsch, und die Mitglieder des Ortsbeirates haben gar nichts mit kultureller Identität und Mundart am Hut, denn schließlich ist Stahl bald der größte Stadtteil von Bitburg, da muss man wohl standesgemäß denken und handeln! Insoweit sind natürlich Themen wie ein neues, sündhaft teures Bürgerhaus viel wichtiger, so dass man für Peanuts wie Straßennamen keine Zeit verschwenden kann. Meine Empfehlung für diesen Fall: konsequenterweise die alten Flurnamen durch Umbenennungen aus allen Straßenbezeichnungen in Stahl tilgen.Mutter Natur hält dazu in ihrem Fundus noch eine große Auswahl an Alternativen bereit. Vielleicht würden die betroffenen Anlieger ja auch lieber im Hagebuttenweg, Weißdornweg, Pflaumen-, Birnen-, Apfel- Kirsch- oder Zwetschgenweg wohnen, weil diese Bezeichnungen genau wie Holunderweg und Schlehenweg unverwechselbare Identität stiften. Willi Heyen, Bitburg-Stahl

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