Kunst aus Afrika

LOSHEIM/HERGERSBERG. (kth) Seit drei Jahren sind in der Krippana am deutsch-belgischen Grenzübergang Losheim Sonderausstellungen zeitgenössischer Steinskulpturen aus Afrika integriert. Zum ersten Mal weilte mit Letwin Mugavazi eine afrikanische Bildhauerin in Europas größter Krippenschau und ließ sich bewundern, wie sie aus rohem afrikanischem Fels zarte Skulpturen herausmeißelt.

Letwin Mugavazi kommt aus Zimbabwe, dem früheren Rhodesien. Die 32-Jährige wohnt mit ihrem Ehemann - der auch Steinbildhauer ist - in Chitungwiza, zehn Kilometer südlich von Zimbabwes Hauptstadt Harare. Das Paar gehört zum Volksstamm der Shona, deren steinernen Kunstwerke in aller Welt berühmt sind und auch in der Losheimer Krippana seit einigen Jahren viele Bewunderer gefunden haben. In Zimbabwe, was übersetzt so viel wie "Haus aus Steinen" bedeutet, gibt es viele Steinsorten. Die Künstler suchen sich die interessantesten Rohlinge für ihre Arbeiten direkt im Steinbruch aus. Form, Farbe und Maserung geben bei der Wahl den Ausschlag. Ob der so genannte "Springstone" oder der Serpentin-Stein: Zum Behauen und Schleifen benutzen die Künstler keine Maschinen, alles geschieht komplett in Handarbeit. Nur eine Gaslampe wird benützt, um den Stein zu erhitzen bevor bestimmte Teile poliert werden. Die Wärme und Politur ergibt einen grünen für den Serpetin-Stein beziehungsweise schwarzen Effekt für den härteren und kostbaren "Stringstone". Letwin Mugavazi hatte schon als Kind Einblick in die Welt der Bildhauerei. Sie arbeitete in jungen Jahren als Verwalterin des familieneigenen Steinbruchs. Ihr Bruder Francis und ihr späterer Ehemann, Bildhauer Obert Nyamupapira, erkannten Letwins Talent, lehrten sie Grundtechniken und halfen ihr, ihren ganz persönlichen Stil zu entwickeln. Shona-Bildhauerin Mugavazi: "Für meine Arbeit suche ich jeden Rohling selbst aus und lasse mich dabei von Auge und Gefühl leiten". Bei den vorwiegenden Mutter-Kind-Darstellungen arbeitet die Künstlerin ohne Vorlage. Sie sucht den Dialog mit dem Stein. Sie sagt, die lässt den Stein sprechen, der mit jedem feinen Meißelschlag etwas Verborgenes offenbart.Kunst wichtiger als Streben nach Großfamilie

Afrikanische Traditionen, Mythen und die Rolle der Frau in der afrikanischen Gesellschaft stehen im Mittelpunkt der Arbeiten von Letwin Mugavazi. Nach Themen mit Zündstoff muss sie auf dem schwarzen Kontinent nicht lange suchen. Emanzipation ist weitgehend unbekannt. Dennoch hat sie sich in ihrer Heimat einen Namen als Steinbildhauerin gemacht. Aber immer wieder stößt sie auf völliges Unverständnis, weil sie doch "nur" eine Tochter hat und nicht nach einer Großfamilie strebt. Mugavazi aber setzt andere Prioritäten. Sie will ihre Kunst weiterentwickeln. Vor allem aber will sie ihrer Tochter eine gute Schulausbildung ermöglichen. Die Shona-Sonderausstellung in der Krippana Losheim ist täglich geöffnet von 10 bis 18 Uhr.

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