Kunst in der Kapelle

Pilger auf dem Jakobsweg, die in Neuerburg die steile Kreuzbergstraße und den anschließenden beeindruckenden Kreuzweg geschafft haben, finden unter mächtigen Linden versteckt ein besonderes Kleinod: die Kreuzkapelle. Bis zum 30. September ist dort Otto Scholtes' Ausstellung "Moderne trifft Barock" zu sehen.

Neuerburg. (red) Die Kreuzkappelle mit ihrem barocken Innenraum und den mit Gold überladenen Altären des Neuerburger Meisters Hubert Liedtke hat der Künstler Otto Scholtes aus Wesseling als Szenerie für seine moderne Kunst und die einfachen Skizzen der "Passion" genommen. Er stellt dort seinen Werk zum Thema "Moderne trifft Barock" aus.

Einfache Pinselstriche und Papierskulpturen



Otto Scholtes, ein in Wesseling, Bonn und Köln stadtbekannter Künstler, ließ sich dabei inspirieren von dem ebenfalls barocken Kreuzweg, der in Neuerburg am Jakobspilgerpfad liegt und mit den Stationen des Leidensweges Jesu zu der Kreuzkapelle führt. Mit einfachen Pinselstrichen und wenig Farbe stellt er die Passion auf sieben Papierfahnen dar, die frei im Kapellenraum hängen, und setzt mit dieser Einfachheit einen Gegenpol zu der barocken und dichten Vielfalt der Innenbemalung. Verstärkt wird die Nüchternheit noch durch eine moderne, blaue Illuminierung der Kapellenfenster und des Innenraumes, die das barocke Gold silbern erscheinen lässt.

Der Grablegungsgruppe im Vorraum der Kapelle, 1788 von dem Neuerburger Bildhauer Johann Hess geschaffen, setzt er Skulpturen aus Papier entgegen. "Anonym People" bezeichnet Otto Scholtes seine Skulpturen, mit denen er Menschen darstellt, die leiden und so zu der Passion passen. So auch die Pietà an der Eingangstür, die er auf einem Sockel aus Verpackungskarton mit der Aufschrift: "Vorsicht Pflanzen" präsentiert. Doch das Wort "Pflanzen" überklebt er mit "Menschen" und bringt damit zum Ausdruck, dass Pflanzen oder materielle Dinge in der Welt oft schonender behandelt werden als Menschen.

Otto Scholtes wurde 1937 in Köln geboren und hat mit seinen Eltern einige Jugendjahre in Neuerburg verbracht. Nach einer Ausbildung zum Maler war er bis 1994 hauptberuflich im öffentlichen Dienst tätig. Seit dieser Zeit widmet er sich mit viel Erfolg freischaffend wieder der Kunst. Dabei ist sein künstlerisches Schaffen geprägt von dem Wandel aus dem Realen in das Surreale und Abstrakte - aus dem Vollen in das Minimalistische. Er arbeitet in Acryl und Lack, in Aquarell, mit Grafiken, Zeichnungen, Gestaltung von Kinderbüchern, Plastiken und Skulpturen in Holz, Metall, Stoff, Keramik, Sandstein oder wie in der Kreuzkapelle in Papier. Sogar vor dem Computer mit der sogenannten "Pixelart" schreckt der heute 72-Jährige nicht zurück.

Zu seiner Vernissage, die mit einem Kreuzkapellenfest verbunden war, fanden sich zahlreiche Kunstfreunde ein. Der Erlös des Festes soll für die Renovierung des Daches der "kleinen Kreuzkapelle" verwenden werden.

Die Ausstellung "Moderne trifft Barock" kann täglich noch bis zum 30. September besichtigt werden. Der Eintritt ist frei.cju

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