Kunst ist nicht nur schön und nie beliebig

Der Eifeler Künstler Frim Sauvageot ist zu seinen Lebzeiten nie mit einer Einzelausstellung an die Öffentlichkeit getreten. Diese Ehre wird ihm nun postum in Nettersheim zuteil.

 Bilder und Skulpturen aus mehr als vierzig Jahren künstlerischen Schaffens des Ende 2009 verstorbenen Frim Sauvageot stellen seine Tochter Kim und Peter Hundeck im Alten Kloster in Nettersheim aus. Foto: Renate Hotse

Bilder und Skulpturen aus mehr als vierzig Jahren künstlerischen Schaffens des Ende 2009 verstorbenen Frim Sauvageot stellen seine Tochter Kim und Peter Hundeck im Alten Kloster in Nettersheim aus. Foto: Renate Hotse

Nettersheim. (hot) Man kannte ihn als Kommunikator und Ausstellungsmacher, doch als Einzelkünstler ist der im Dezember 2009 unerwartet im Alter von 67 Jahren verstorbene Frim Sauvageot in der Eifel nie in Erscheinung getreten. Auch bei Präsentationen in seinem eigenen 2001 erbauten Atelierhaus "Unik:te" in Pesch beteiligte er sich allenfalls mit wenigen Werken.

"Viva Frim" heißt nun eine große Ausstellung, die derzeit im Alten Kloster in Nettersheim zu sehen ist. Sauvageots Tochter Kim und sein Künstlerfreund Peter Hundeck aus Ettelscheid haben die umfassende Retrospektive konzipiert und realisiert. Dazu haben sie alle Werke, die sie in seinem Wohnhaus und in seinem Ateliergebäude fanden, katalogisiert und staunten nicht schlecht, als sie sahen, dass der Maler und Bildhauer nicht weniger als 900 Arbeiten hinterlassen hat. Im Kloster zu sehen ist ein Querschnitt seines Schaffens von Mitte der 1960er Jahre bis kurz vor seinen Tod.

Dabei mussten die Bilder zahlreich und dicht an dicht aufgehängt werden, um die sakrale Pracht der Kapelle in den Hintergrund zu rücken. Ein echter Hingucker sind dabei in luftiger Höhe zwei frühere Werke des Künstlers: Groß, bunt und deutlich von Pop Art geprägt können sie es durchaus mit den neobarocken Auswölbungen des Balkons aufnehmen.

Wirken diese Arbeiten noch ganz heiter, so zeigt der überwiegende Teil der Exponate eine andere Handschrift, die vor Augen führt, was Frim Sauvageot wichtig war: Nämlich, dass Kunst keinesfalls nur "schön" zu sein, sondern den Finger auf die vielen Wunden der Welt zu legen hat und nie beliebig sein darf.

Wichtiger als ästhetische Ansprüche zu befriedigen war es ihm, beim Betrachter verschüttet gegangene Gefühle zu wecken für das wahre Elend. Gefühle, die leicht Gleichgültigkeit weichen, wenn die tägliche Berichterstattung über Krieg und Katastrophen zur Gewohnheit wird. Ob Afrikas Diktatoren, Militärgewalt in Asien, traumatisierte Orang-Utans oder Herrenmenschen in Deutschland - Frim Sauvageot verstand es, künstlerisch kräftig an der Oberfläche zu kratzen und den weichgezeichneten Blick wieder zu schärfen. Der Gegensatz von Glanz und Elend, die Zustände in der Dritten Welt, das Leiden der Tiere sowie die Zerstörung der Landschaft waren Themen, die ihn bewegten.

"Er hat sich in seiner Radikalität nicht immer beliebt gemacht", erinnert Peter Hundeck an das leidenschaftliche und kompromisslose Auftreten des Künstlers gegen das Prinzip der drei Affen: nichts hören, nichts sehen, nichts sagen.

Unbestritten ist dagegen sein Engagement in der regionalen Kulturarbeit und beim Aufbau einer Kunstszene in der Eifel - Aspekte seines Wirkens, auf die Nettersheims Bürgermeister Wilfried Pracht in seiner Ansprache bei der Ausstellungseröffnung einging. "Er hinterlässt eine Riesenlücke", formuliert es Peter Hundeck.

Die Ausstellung ist bis 19. September jeweils samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr zu sehen.

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