Kunst, Kultur, Kartoffeln

Kronenburg · Ein altes Dorf im Oberen Kylltal füllt sich mit allem, was Kunst und Kunsthandwerk so hergeben: Zum 19. Mal werden am zweiten Septemberwochenende im historischen Burgort Kronenburg die Kunst- und Kulturtage ausgerichtet. Und wieder wird man sich vor Kunst kaum retten können.

 Achtung, Kunst: In Kronenburg stolpert man an jeder Ecke über kleine, große, bunte Werke. Foto: Veranstalter

Achtung, Kunst: In Kronenburg stolpert man an jeder Ecke über kleine, große, bunte Werke. Foto: Veranstalter

Kronenburg. Mittelalterlich, malerisch und bestimmt noch mehr mit "m" vorne, das uns aber gerade nicht einfällt: Von Freitag, 12., bis Sonntag, 14. September, ist die ganz besondere Atmosphäre von Kronenburg wieder zu erleben - vor allem dank der Bürger. Denn dann öffnen viele Hauseigentümer und öffentliche Einrichtungen im historischen Kern des Burgdorfs wieder ihre Türen und lassen drei Tage lang die Kunst und ihre Liebhaber in ihre vier Wände. Das ist der Kniff bei den Kunst- und Kulturtagen (KKK), die vom Freien Forum Kronenburg ausgerichtet werden und sich in den vergangenen beiden Jahrzehnten zu einem ziemlich bunten Stelldichein von Künstlern, Kunsthandwerkern und kaufwilligen Besuchern gemausert haben.Seit 1996 nämlich bieten die Kronenburger bereits Künstlern die Möglichkeit, ihre Arbeit zu präsentieren. In den ersten Jahren kamen vor allem Maler aus der näheren Umgebung, die KKK sprachen sich aber schon bald im weiteren Umkreis herum - inzwischen haben sich vieleKreative von Kronenburg anstecken lassen und machen regelmäßig mit. Diese Entwicklung setze sich in diesem Jahr besonders deutlich fort, sagt Hans Jürgen Knauf vom Freien Forum, die Beteiligung überregionaler Künstler sei schon auffallend: "Wir haben Anmeldungen bis Bielefeld, Düsseldorf und Aachen. Man könnte fast sagen, wir werden international, aber das wäre maßlos übertrieben", sagt er und lacht. "Das machen wir dann im nächsten Jahr." "Die KKK haben sich wirklich etabliert. Und sind im Grunde genommen das Aushängezeichen des Kunstorts Kronenburg", sagt Andreas Wisniewski, Chef der Tourist-Information Oberes Kylltal. Am Wochenende kämen dafür jedes Mal rund 2000 Besucher ins Dorf. "Und das Flair ist natürlich in den alten Häusern. Das ist das Tolle. Übers Jahr geh\' ich nur an den schönen Fassaden vorbei, aber bei den Kulturtagen komm\' ich rein." Das Angebot der rund 40 Aussteller umfasst nahezu alles, was sich unter "künstlerischem Gestalten" verstehen lässt. Und auch die Urheber der Gemälde, Zeichnungen, Fotografien, Skulpturen, Keramiken und vieler weiterer Arbeiten sind dabei und lassen sich gerne auf ein Gespräch ein. Die Ausstellungen erstrecken sich von den Häusern vor dem Nordtor über den Burgbering bis zum Burghaus. In der Bildungsstätte, in den Räumen der Dr.-Axe-Stiftung und im Haus des Gastes sind ebenfalls die Türen geöffnet. Zusätzlich bereichern Musik, Lesungen, Tanzdarbietungen und weitere Aufführungen das Angebot, dieses Rahmenprogramm alleine umfasst bereits fast 20 Punkte am Wochenende: So lädt der Kulturkreis Obere Kyll am Samstag, 13. September, ins Haus für Lehrerfortbildung ein. Dort wird ein Film von Regisseur und Grimme-Preisträger Dietrich Schubert gezeigt. Diesmal geht es um Otto Pankok, der sich in den 1940er Jahren vor den Nachstellungen der Gestapo in der Eifel versteckte, um dort weiter arbeiten zu können. Der Regisseur, der seit vielen Jahren im alten Kronenburger Bahnhof lebt, wird bei der Vorführung dabei sein. Sie beginnt um 20 Uhr, Karten kosten acht Euro. Außerdem gibt es Straßen- und Kammermusik, der Musikverein spielt, und am Samstag um 17 Uhr erzählen die Hillesheimer Spielleute auf der Bühne am Nordtor, "Wie die Kartoffel in die Eifel kam".Die weiteren Veranstaltungen sind für Besucher kostenlos. Die offizielle Eröffnung ist am Freitag, 12. September, 19 Uhr, im Kunstkabinett der Dr.-Axe-Stiftung mit allen beteiligten Künstlern. Dort gibt es am Sonntag, 14. September, um 16 Uhr ein besonderes Angebot zum kreativen Gestalten für Kinder, außerdem zeigt die Stiftung Bilder der Düsseldorfer Schule unter dem Motto "Mensch und Meer".Die Öffnungszeiten der KKK: Samstag von 13 bis 20 Uhr, Sonntag von 11 bis 18 Uhr. In der Ausstellungs- und Veranstaltungszone fährt während der Öffnungszeiten ein Pendelbus. Die Kunst- und Kulturtage sind eingebunden in den europäischen Tag des offenen Denkmals am Sonntag. Informationen und Programm unter <%LINK auto="true" href="http://www.kkk-kronenburg.de" class="more" text="www.kkk-kronenburg.de"%>.Meinung

Flanieren, schauen, stöbernDie Kunst- und Kulturtage in Kronenburg sind zu einer feinen Institution geworden. Dabei kommt so ziemlich jeder auf seine kulturellen Kosten - sie bieten ein sattes Spektrum der Ausdrucksformen und, auch das, der unterschiedlichen Qualitätsniveaus. Was am sympathisch dünkelfreien Ansatz der Organisatoren liegt. Da muss man wirklich nicht alles gut finden, aber dann spaziert man eben weiter und stößt hinter der nächsten Ecke vielleicht auf eine Überraschung, mit der man nicht gerechnet hätte. Und noch etwas ist dabei zu erwähnen: Mit dieser bunten Aktion schaffen es die Organisatoren und Künstler, den braunen Anstrich, den die "Hermann-Göring-Malerschule" dem Dorf in düsterer Zeit gegeben und vererbt hat, immer weiter verblassen zu lassen. fp.linden@volksfreund.de

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