Kurt Beck, der Bulldog und Musik op Platt

Meckel · Er ist ein Redner, der die Massen zieht - und zwar weit über die Grenzen seiner Partei hinaus. Das hat der Neujahrsempfang des SPD-Kreisverbands Bitburg-Prüm in Meckel gezeigt, wo der langjährige Ministerpräsident Kurt Beck als Festredner vor mehr als 250 Gästen sprach.

Meckel. Diesen Mann wollen sie sehen. Fast 20 Jahre stand Kurt Beck als Ministerpräsident an der Spitze des Landes. Auf Einladung des SPD-Kreisverbands Bitburg-Prüm - es war die Idee der Landtagsabgeordneten Monika Fink - war Beck nun am Sonntag als Festredner beim Neujahrsempfang in der Eifel. Ein Empfang, der wohl auch wegen des prominenten Festredners außerordentlich gut besucht war - und zwar nicht nur von Genossen aus dem ganzen Kreisgebiet, sondern auch etlichen CDUlern.
Mehr als 250 Gäste - unter ihnen Landrat Joachim Streit, sein Vorgänger Roger Graef, Vertreter der Banken, etliche Bürgermeister sowie Vertreter von Behörden und Verbänden, wie etwa dem Deutschen Gewerkschaftsbund, aber auch dem Landesjagdverband - bevölkerten den Festsaal im Gasthaus Herrig in Meckel.
Kurz und schmerzlos blickte Kreisvorsitzender Nico Steinbach zurück "auf ein Jahr der Emotionen", in dem die SPD nicht nur mit Freude ihr 150-jähriges Bestehen gefeiert habe, sondern auch Ernüchterung nach der Bundestagswahl erlebt hat. Immerhin, stellte Steinbach fest, trage der Koalitionsvertrag eine "deutliche rote Handschrift".
Wenn Streit und Höfken singen


Mit Musik "opp Platt" sorgte Sylvia Nels für Unterhaltung. Den Refrain ihres Stücks "Doa foarn ma mat dem Bulldog um den Stausee" sang Landrat Streit wie auch Landwirtschaftsministerin Ulrike Höfken spontan mit, und die Sängerin aus Rittersdorf ließ es sich nicht nehmen, Beck zu fragen, ob er denn überhaupt wisse, was ein Bulldog sei.
Aus dem Ärmel geschüttelt erzählte Beck so herausgefordert erstmal einen Witz über zwei Eifeler Bauer: Fragt der eine den anderen, wie groß denn sein Acker sei. "So groß, dass ich eine ganze Woche zum Pflügen brauche", sagt der eine Bauer, woraufhin der Zweite antwortet: "Ach je, so einen alten Bulldog hatte ich auch mal." Beck punktet mit Schlagfertigkeit, tritt souverän auf, sehr staatsmännisch. Kein Wort zum Nürburgring, dem Hahn oder zur Kommunalreform, zu der Bitburg-Lands Bürgermeister Josef Junk sagt: "Es wird gelingen, so wie es auch vor 40 Jahren trotz anfänglicher Widerstände gelungen ist."
Becks Thema: Europa. Dabei spannt er den Bogen von der Nazi-Diktatur zum vereinten Europa und erklärt: "Die Antwort auf Probleme wie Arbeitslosigkeit und Armut kann nicht in Abgrenzung und Isolation sein. Das hat schon immer zu nur noch größeren Problemen geführt."
Nichts für Dünnbrettbohrer


Noch mehr Applaus erntete Beck für einen Seitenhieb Richtung CSU: "Wir haben als Demokraten in Deutschland, auch in Bayern, die Aufgabe, dieses Miteinander in Europa zu fördern. Ich hatte ja schon Sorge, dass in Bayern dieses Jahr nur noch der eine der heiligen drei Könige mit dem Gold willkommen ist." Was die Brüsseler Regulierungswut angeht, findet Beck auch kritische Worte. Das ändert für ihn aber nichts daran, dass das große Ganze alternativlos ist - auch vor dem Hintergrund wirtschaftlicher Chancen. Kurzum, wie es Beck in der ihm eigenen prägnanten Sprache ausdrückt: "Europa ist nichts für Dünnbrettbohrer."
Als Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion hatte es Bernd Spindler nach dieser Rede schwer, was er elegant meisterte, in dem er sich kurz fasste.
Während Beck das Gasthaus so schnell verließ wie er gekommen war, haben die Eifeler Genossen und ihre Freunde noch viele Stunden bei frischem Flammkuchen zusammengesessen. Steinbach sagt tagsdrauf zufrieden: "Das war ein schöner, familiärer, gemütlicher Empfang."

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