Kurze Strecke kostet Geld und Nerven: Verkauf der Bahnstrecke Bitburg-Erdorf verzögert sich

Bitburg · Zwar hat sich die Stadt Bitburg mit der RWE-Tochter Amprion längst auf den Verkauf der Bahnstrecke zwischen Bitburg und Erdorf geeinigt, doch aufgrund juristischer Details verzögert sich die Sache weiterhin. Die Gleise bescheren der Stadt bis zu 70.000 Euro Verlust pro Jahr - auch von einem geringen Verkaufspreis profitiert sie: Hauptsache, man ist die Schienen los.

 Die Stadt Bitburg will sie endlich loswerden: die Bahnstrecke zwischen Bitburg und Erdorf. Ein Käufer ist auch längst gefunden - Vertragsdetails erschweren den Prozess. TV-Foto: Archiv/Dagmar Schommer

Die Stadt Bitburg will sie endlich loswerden: die Bahnstrecke zwischen Bitburg und Erdorf. Ein Käufer ist auch längst gefunden - Vertragsdetails erschweren den Prozess. TV-Foto: Archiv/Dagmar Schommer

Der Verkauf der Bahnstrecke zwischen Bitburg und Erdorf soll sicher über die Bühne gehen - es dauert nur länger als geplant: "Das hat sich nach hinten verschoben, ist aber nicht in Frage gestellt", sagt Rolf Heckemanns, Leiter der Stadtwerke Bitburg. Der Kaufvertrag sollte 2014 schon unterschrieben werden (der TV berichtete) - doch daraus wurde nichts - weil "juristische Prüfungen" immer noch nicht abgeschlossen seien, sagt Heckemanns.

Doch die Stadt ist jetzt kurz vorm Ziel: Seit Jahren will sie den 6,23 Kilometer langen Bahnabschnitt zwischen Bitburg und Erdorf, den sie 2002 gekauft hat, wieder loswerden. Die Gründe dafür: "Wir machen bis zu 70.000 Euro Verlust im Jahr", sagt Heckemanns. "Über all die Jahre ist das ein Verlust von etwa einer Million Euro." Und das nur für die Instandhaltung der Gleise.

Geschätzte zwei bis vier Millionen Euro wären nötig, um die Strecke zu sanieren, meint Heckemanns - "und das ist Wahnsinn, das zu investieren". Vor allem dann, wenn dort kaum Betrieb herrscht: vielleicht fünf Zugbewegungen gibt es im Jahr - und aus der Hoffnung, dass mit dem Bit-Airport auch asiatische Güter tonnenweise auf der bis dahin ausgebauten Strecke transportiert werden, wurde bekanntlich auch nichts.

Für eine Sache aber sind die Gleise dann doch noch gut - und genau deshalb will das Energieunternehmen Amprion sie auch haben: Denn auf den Schienen rollen Transformatoren zum Umspannwerk in Niederstedem. Die zum Teil mehrere hundert Tonnen schweren Teile sollen nach Absicht des Unternehmens so weit wie möglich mit der Bahn transportiert werden. Aus diesem Grund will RWE-Tochter Amprion die Strecke nicht verlieren. "Und wir haben das Glück, dass wir diesen Interessenten haben", sagt Rolf Heckemanns.

Dass sich die Sache bisher so lange hingezogen hat, liegt deshalb auch weder an Käufer noch Verkäufer, sondern schlicht an Vertragsdetails. In den Prozess sind nämlich auch das rheinland-pfälzische Verkehrsministerium, das Eisenbahnbundesamt und die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier involviert. Der Grund: Immerhin könnte beim Verkauf auch das öffentliche Interesse berührt werden.

"Wir hoffen, dass wir im ersten Quartal den Kaufvertrag abschließen können, spätestens im zweiten", sagt Heckemanns. "Dann geht das in den Stadtrat, dann ist die Sache reif für den Notar."

Zum Verkaufspreis sagt Rolf Heckemanns: "Der ist bereits verhandelt - viel ist das nicht." Als die Strecke im vergangenen Herbst öffentlich ausgeschrieben wurde, waren 100.000 Euro als Verkaufspreis angegeben - die Stadt hatte 2002 eine knappe Million bezahlt (siehe Extra). Dass der Preis jetzt so gering ausfällt, dürfte trotzdem nicht verwundern: So viel gibt's für rostende Schienen eben nicht.Extra: Dreizehn Jahre im Stadtbesitz

Die Stadt Bitburg hat 2002 die Bahnstrecke zwischen Erdorf und Bitburg gekauft, nachdem die Bahn ihren Güterverkehr nach Bitburg eingestellt hatte. Damals transportierte die Brauerei noch Güter über die Schienen zur Braustätte Süd. Hauptgrund für den Kauf aber war, dass die Stadt die Verkehrsströme in Bitburgs Süden neu ordnen wollte: Der Durchbruch von der Saarstraße über die Güterstraße und dann über die Schienen zum Südring sollte ohne teure Schrankenanlage umgesetzt werden. Stattdessen muss die Stadt nun sicherstellen, dass der Bahnübergang bewacht wird, sollte ein Zug dort verkehren. Bei dem Erwerb der Bahnstrecke wurde die Stadt 2002 mit knapp 400.000 Euro vom RWE unterstützt, das dafür im Gegenzug die Garantie bekam, 30 Jahre lang Transformatoren für das Umspannwerk Niederstedem über die Schienen transportieren zu können. Weitere knapp 400.000 Euro kamen als Zuschuss vom Land. Die Stadt selbst hat gut 200.000 Euro gezahlt. scho

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