Kurzweil an der Langmauer

HERFORST. Einen Ausflug in die römische Geschichte bot der Heimat- und Kulturverein Herforst den Besuchern seines Römerfestes am Tag des offenen Denkmals. Anlass war die Einweihung eines rekonstruierten Abschnitts der römischen Langmauer.

Zur Eröffnung des Fests rückte die Vorstellung des Buchs "Auf den Spuren der Langmauer - Östliches Teilstück" zunächst die jüngere Geschichte in den Mittelpunkt, deren Anfang im Jahr 1997 liegt. Damals beschloss der Verbandsgemeinderat Speicher die Anlage eines natur- und kulturhistorischen Lehrpfads, an dem sich der im Jahr darauf gegründete Heimat- und Kulturverein Herforst mit Ausgrabung und Rekonstruktion eines Teilstücks der spätrömischen Langmauer beteiligen wollte. Norbert Schmitz, der Vorsitzende des Vereins, trug seine Idee im Landesmuseum vor, fand Unterstützung und fachliche Begleitung durch Dr. Karl-Josef Gilles sowie Grabungstechniker Markus Thiel, später auch vom Trierer Archäologen Bernd Bienert. Die Grabungs- und Forschungsarbeiten seit Juli 2000, vor allem aber die Erkenntnisse, die daraus gewonnen wurden, sind im Buch mit Texten und Fotos lückenlos dokumentiert. Verschiedene Autoren beleuchten zudem Geschichte und Mythos der Langmauer. Umrahmt wurde die Buchpräsentation mit einer Ausstellung historisch wertvoller Funde: Tongeschirr, Besteck, Schmuckfibeln, Münzen, Zier- und Kultgegenstände vermittelten ein anschauliches Bild vom römischen Alltag. Der wurde zusätzlich belebt durch ein buntes Rahmenprogramm. Eine Modenschau bot Einblick in die Vielgestaltigkeit der römischen Tracht. Speisen und Backwerk überzeugten von römischer Kochkunst. Ein Maskentheaterstück spiegelte Witz und Temperament der Römer wieder. Höhepunkte waren jedoch die Auftritte der Legion XXII aus Bitburg, die sich der authentischen Rekonstruktion römischen Soldatenlebens widmet. Sie vermittelte den Festgästen Kenntnisse über Ausstattung, Bewaffnung und Funktion der Legionäre. Ihre Hauptaufgabe bestand jedoch darin, dem auf seinem Originalverlauf rekonstruierten Teilstück der Langmauer die letzten fehlenden Steine, die Pedaturasteine, hinzuzufügen. Legionärstruppen hatten in der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts die 220 Quadratkilometer umschließende Mauer errichtet. Sie erhielten jeweils einen Bauabschnitt von 500 "P" zugeteilt, was entweder 150 Metern oder 750 Metern entspricht, je nachdem, ob die Streckenmaße Pedes oder Passus gemeint waren. Die Vollendung des Auftrags wurde durch Steine mit Inschriften belegt, die Pedaturasteine. Zwei davon wurden bei Herforst gefunden, nachgebildet und zieren nun das rekonstruierte Mauerstück. Den Zustand des Originalbauwerks an der Grabungsstelle konnten Besucher bei Führungen besichtigen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort