Kyllburgs Altbauten finden neue Freunde

Kyllburg · Vor einem Jahr noch sah die Zukunft Kyllburgs nicht gerade rosig aus. Doch jetzt gewinnt die Stadtentwicklung durch Förderprogramme, Investoren und neue Strategien an Dynamik. Dennoch gibt es noch viel zu tun für den Aufschwung, weiß Bürgermeister Wolfgang Krämer.

Kyllburg. Es gibt sie noch - die leeren Schaufenster, die verwaisten Häuser, die Falschparker in der Hochstraße. Vor einem Jahr haben wir bei einem Rundgang mit Bürgermeister Wolfgang Krämer über die Zukunft Kyllburgs, Eifelkreis Bitburg-Prüm, gesprochen. Das Fazit damals: Der Zug in Kyllburg scheint abgefahren zu sein.
Aber viele Menschen, Organisationen und Behörden haben sich vorgenommen, Kyllburg nicht hängen zu lassen. So gibt es den Stammtisch der Offensive "Kyllburg dajeh". Diese hat bereits Kunststraßen, Kinder-Elternkunst, Lesungen, Theater, Kabarett, Konzerte und viele andere Projekte organisiert und damit der kleinen Stadt ein ganz neues Image verpasst. Seit Herbst 2015 ist der 950-Einwohner-Ort in das Programm des Innenministeriums "Historische Stadt - Städtebaulicher Denkmalschutz" aufgenommen worden. Das Programm zielt darauf ab, insbesondere historische Stadtkerne mit denkmalwerter Bausubstanz zu sichern und zu erhalten Außerdem nimmt Kyllburg am Strategiecheck der Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz teil. Und das Leibniz-Institut für Raumentwicklung hat für sein Forschungsprogramm Kyllburg herausgefischt, um zu untersuchen, wie sich Gemeinden im ländlichen Raum entwickeln. Auf den Ort aufmerksam sind sie geworden, weil dieser 2013 beim Wettbewerb "Kerniges Dorf" gewonnen hatte.
Alle Programme im Auge zu behalten, fordert Bürgermeister Krämer ganz schön heraus. "Diese vielen Seile zu einer Kordel zusammenzudrehen, sodass man am Schluss auch daran ziehen kann, ist mein Ziel", sagt er.
"Im Rahmen des Programms Historische Zentren starten wir mit zwei Projekten", sagt der Stadt-Chef. So soll das ehemalige Gasthaus zum Hahn, das seit 18 Jahren leer steht, abgerissen werden. Außerdem sollen die Hoch- und die Marienstraße durchgängig gepflastert werden. Die Ratsbeschlüsse dazu stünden aber noch aus. Und noch eine Entwicklung ist augenfällig. "In den vergangenen drei Jahren sind mehr Immobilien in Kyllburg verkauft worden als in den letzten 15 Jahren zuvor."
Die neuen Eigentümer kommen aus den Niederlanden, Belgien, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und anderen Teilen Deutschland. Ein Großinvestor ist in Kyllburg bereits bekannt. Die heimische Firma Alcazár Real Estate GmbH hat, zum Teil auch mit privatem Einsatz, nicht nur den Eifeler Hof gekauft, sondern noch zwei Grundstücke in der Hochstraße und weitere Objekte in der Bademer Straße. Insgesamt belaufen sich die Investitionen auf mehr als fünf Millionen Euro, sagt Philipp Thomas, Geschäftsführer von Alcazár Real Estate.
"Wir würden gerne bei der Revitalisierung Kyllburgs eine gewisse Rolle spielen. Hierfür bedarf es des Einsatzes bei gleich mehreren Objekten. Nicht verhehlen möchten wir, dass die derzeitigen noch günstigen Kaufpreise, die möglichen Subventionen aus Anlass der Sanierung und der wieder anziehende Mietmarkt eine auskömmliche Rendite versprechen."
Die Firma Alcazár kauft sanierungsbedürftige Gebäude auf, um diese wieder herzurichten. Im Besitz der Firma ist auch das ehemalige kurfürstliche Rentamt in der Hochstraße. Dieses möchten die neuen Eigentümer wiederherstellen unter Beibehaltung von architektonischen Details wie der Eichenfußböden, dem Waschbecken aus den 1930er Jahren und dem großzügigen Grundriss. Die anderen Häuser sollen renoviert und vermietet werden. Doch Thomas hat auch noch eine andere Vision: "Es stellt sich die Frage, ob sich künftig auch wieder neue Geschäfte, insbesondere auf der Hochstraße, ansiedeln werden. Kyllburg soll keine bloße Wohnstadt bleiben, sondern sich wieder zu einem regionalen Zentrum entwickeln. Denkbar wäre das Konzept eines ‚Designer Outlet Village', für das man keinen pseudo-historischen Ort auf der grünen Wiese errichtet, sondern ein vorhandenes historisches Stadtbild behutsam anpasst."
Auf Kyllburg ist die Familie zufällig aufmerksam geworden. "Wir erwarben ein kleines Gebäude in der Bademerstraße. Hierdurch lernten wir den lokalen Architekten Winny Müller kennen, mit dem wir nun schon seit Jahren vertrauensvoll zusammenarbeiten", sagt Thomas. Josef Junk, Bürgermeister der VG Bitburger Land, freut sich über das rege Engagement vor Ort. "Wir sind froh für jede Idee, die den Ortskern belebt", sagt er. Der hat noch Wünsche für die Zukunft. So soll Kyllburgs Image verbessert werden - nach außen wie nach innen. "Da kann man zum Beispiel mit Kunst viel bewegen." In zehn Jahren, so Krämers Vision, sei Kyllburg ein innerorts saniertes Städtchen mit ganz viel Lebensqualität für junge Leute und Erwachsene. snMeinung

Es geht wieder aufwärts
Keine drei Jahre ist es her, dass die Immobilienfirma Alcazár den Eifeler Hof gekauft und wiederbelebt hat. Nun besteht die berechtigte Hoffnung, dass dies auch für die anderen Altbauten zutrifft, die die Firma und andere Investoren gekauft haben, um sie zu sanieren. Das könnte dazu führen, dass sich auch die leeren Geschäfte wieder mit Leben füllen. Die Kyllburger versuchen schon lange, mit vielen Aktionen frischen Wind ins Städtchen zu bringen. Wenn die Förderprogramme anfangen zu greifen, könnte es wieder aufwärts gehen. Die Kyllburger hätten es verdient. s.glandien@volksfreund.de

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