Länger Shoppen bleibt Theorie

BITBURG/PRÜM/DAUN/GEROLSTEIN/. (ako) Während in Großstädten voraussichtlich der Samstagseinkauf bis 20 Uhr ein Renner wird, schätzen die Einzelhändler der Eifel die Chancen eher gering ein. Einheitliche Regelungen sind in weiter Ferne.

Schon auf die Tagesordnung der jüngsten Bitburger Stadtmarketing-Sitzung schaffte es der neue Ladenschluss nicht. "Jeder wird wohl individuell ausprobieren, wie groß die Nachfrage ist", vermutet Herbert Scheider, Vorsitzender des Gewerbevereins der Bierstadt. Es zeichne sich noch keine Richtung ab, es sei bei Jahre langer Diskussion "immer noch und immer schon uneinheitlich". Die Geschäftsführung des toom-Marktes - als Vollsortimenter prädestiniert für lange Öffnungszeiten - versucht es mit dem Samstagseinkauf bis 20 Uhr, mag aber für den geschätzten Erfolg und die Dauer des Experiments noch keine Prognosen äußern.In Prüm fühlen die Händler "einen gewissen Zwang zur Gemeinsamkeit, denn wir haben die Mittelzentren im Nacken", schildert Manfred Anders, Vorsitzender des örtlichen Gewerbevereins, das Bemühen, eine möglichst einheitliche Lösung zu finden. Erbaut sei niemand der Einzelhändler von der am grünen Tisch getroffenen Neuregelung. Und es gebe noch keine definitive Marschrichtung. "Sicher wird es eine Testphase geben, verbunden mit Events, damit sich die Bürger daran gewöhnen, auch Samstagabends in einer Kleinstadt einkaufen zu können." Beschlossen jedoch sei noch nichts, und einen echten Bedarf seitens der Kundschaft vermutet man eher nicht. Vielmehr schätzt Anders, dass sich die Öffnungszeiten insgesamt nur verschieben und dass bei anhaltender Kaufzurückhaltung die bloße Schaulust größer ist als die Bereitschaft, die Kassen zum Klingeln zu bringen.Für Gerolstein ist der erste Samstag, an dem Shoppen bis 20 Uhr erlaubt sein wird, ein Experiment: "Die Hotels sind ausgebucht, und wir feiern ein Fest zum Jubiläum der Stadtrechteverleihung. Darum wollen es fast alle Geschäfte in der Kernstadt wagen", erläutert Gewerbevereinsvorsitzender Hans-Peter Schildgen die Initialzündung in der Hoffnung, an insgesamt drei bis vier ausgewählten Samstagen im Jahr Kunden bis in den Abend hinein anzulocken. Mehr ist nicht geplant, und die Händler der Sarresdorfer Straße machen gar nicht erst mit.Namensvetter und Modefachhändler Karl Schildgen hält es gar für "Irrsinn, jeden Samstag so lange offen zu haben. Das ist bloß Aktionismus, der die Regierung nichts kostet". Kaum refinanzierbare Kosten jedoch - Heizung, Licht, Löhne - entstünden den Unternehmen, denn einerseits zeige die Erfahrung etwa mit dem langen Donnerstag, dass die Umsätze nicht entsprechend steigen.Kleinstädte werden kundenunfreundlicher

Andererseits würden die Kunden in die Großstädte oder Einkaufszentren auf der grünen Wiese abwandern: "Am Ende bestimmen die Monopolisten die Preise, die Kleinstädte werden kundenunfreundlicher." Vor allem beratungsintensive Branchen könnten, anders als Discounter mit reinen Kassenbesetzungen, ihr hohes Niveau kaum zeitlich ausweiten.Weit von jeder einheitlichen Regelung entfernt sei man in Daun, so der dortige Gewerbevereinsvorsitzende Udo Stritzke. Er vermutet, dass sich wenig ändern wird: "Schon jetzt dürften wir theoretisch 70 Stunden in der Woche geöffnet haben, faktisch genutzt werden im Durchschnitt nur 56." Mit der tarifvertraglich vorgeschriebenen Arbeitszeit von 37,5 Stunden sei eine Verlängerung der Öffnungszeiten sowieso nur schwer vereinbar.Das viel gepriesene Vorbild anderer Länder, da ist er sich mit Karl Schildgen einig, sei nicht auf Deutschland übertragbar. Und weder im Süden noch in Skandinavien seien insgesamt längere Öffnungszeiten Tradition, sondern klimatisch bedingt nur andere. Beim Handelsausschuss des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, dessen Mitglied er ist, sei der Ladenschluss kein Thema mehr, "sondern da brennt viel mehr die EU kompatible Neuregelung des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb auf den Nägeln".

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