Bitburg/Prüm. "Als ich Bürgermeister wurde, habe ich es in den ersten 100 Tagen gemacht", sagt Landrat Joachim Streit und lacht. Diesmal hat er sich - anders als damals in der Bitburger Stadtverwaltung - fast zwei Jahre Zeit gelassen. Zeit, um alle Verwaltungsstrukturen erst einmal kennenzulernen, ehe er sie grundlegend verändert.
Der erste große Wandel in der Kreisverwaltung Bitburg-Prüm heißt Carl Diederich, ehemaliger Geschäftsführer des benachbarten Jobcenters. Nun ist der 50-Jährige Leiter eines neuen Geschäftsbereichs bei der Kreisverwaltung, der die Bereiche Personal und Organisation zusammenfasst. "Bei 400 Mitarbeitern brauchen wir jemanden, der das Personal aus einer Hand führt und langfristig plant", sagt Streit über die neu geschaffene Stelle des Büroleiters. Streit hält Diederich aus mehreren Gründen für den Richtigen. Zum einen kenne er sich im Haus, in dem er bis 1997 gearbeitet hat, gut aus - ohne jedoch mit einzelnen Gruppen "zu eng verbandelt" zu sein. Zum anderen habe er seitdem viele heikle Dinge in Ordnung gebracht. "Ich wurde manchmal als Feuerwehr bezeichnet", sagt der Diplom-Verwaltungswirt Diederich, der in den vergangenen Jahren keine normalen Verwaltungsstellen hatte. Als Krisenmanager kam er erst zum angeschlagenen Gaytalpark und kurz darauf zum Naturpark Südeifel, der damals fast 40 Festangestellte entlassen musste, weil das Fördergeld nicht mehr floss. 2005 wurde Diederich dann als Geschäftsführer Mitbegründer der Arge, der Agentur für Arbeit Trier und des Eifelkreises Bitburg-Prüm. Und nun betritt er wieder Neuland.
Denn in Zukunft soll sich in der Verwaltung noch mehr ändern. Eine dieser Änderungen hat Streit bereits einführt: Dieses Jahr werden die Mitarbeiter der Kreisverwaltung erstmals zu einem kleinen Prozentsatz leistungsbezogen bezahlt. Man habe sich darauf geeinigt, dass sie im Rahmen des Tarifvertrags 1,5 Prozent ihres Lohns in einen Topf abführen. Nach Kriterien, die eine Arbeitsgemeinschaft entwickelt hat, wird dieses dann je nach Leistung wieder an die Mitarbeiter ausgeschüttet.
Die größte Änderung steht jedoch noch aus. "Das Haus wurde vor 20 Jahren organisiert", sagt Streit. Doch in der Zwischenzeit habe sich vieles gewandelt. Bei 20 Prozent Arbeitslosen hatte Wirtschaftsförderung laut Streit damals eine ganz andere Bedeutung als heute.
Auch das Thema Landwirtschaft habe in der Verwaltung an Bedeutung verloren. Dafür gibt es andere Themen wie Jugend, Soziales, DSL-Versorgung, die Integration von Behinderten oder Kommunalberatung, die immer wichtiger geworden seien. "Wir müssen festlegen, was die Wachstumsbranchen in unserem Haus sind, wo wir weniger machen und wo wir sparen können", sagt der Landrat. Eine Arbeitsgruppe sei derzeit dabei, Strategien und Ziele zu erarbeiten. Und ihre Ergebnisse werden darüber entscheiden, welche Ämter es in Zukunft gibt und wie viele Mitarbeiter dort beschäftigt sind. Eine Aufgabe, bei der auch der neue Büroleiter mitwirkt.