Landwirt gesteht Versicherungsbetrug

Mit einem blauen Auge ist gestern ein 37-jähriger Landwirt aus der Eifel davongekommen, der sich vor dem Amtsgericht Bitburg wegen Versicherungsbetrug und Urkundenfälschung verantworten musste. Richter Udo May verurteilte den geständigen Mann zu einer Freiheitsstrafe von zweieinhalb Jahren auf Bewährung.

Bitburg. (zad) Unbeholfen rutscht der 37-jährige Landwirt auf seinem Stuhl herum. Mit großen Augen und offenem Mund lässt er seinen Blick durch den Gerichtssaal schweifen. Das formale Prozedere vor dem Kadi behagt ihm nicht. Immer wieder fragt der Mann seinen Pflichtverteidiger, was da vor sich geht. Das ist nicht seine Welt.

Er ist Landwirt, arbeitet auf seinem Hof mit 70 Milchkühen. Drei Tage die Woche verdingt er sich zusätzlich als Lagerarbeiter bei einer Luxemburger Firma, um sein Einkommen aufzubessern. Sein Hof ist mit rund 70 000 Euro verschuldet. Nun drückt er die Anklagebank. Doch all das erscheint ihm lästig, er will das Ganze hinter sich bringen.

Zwischen 2006 und 2009 hat sich der Landwirt mit gefälschten Kaufverträgen für Heuballenpressen rund 37 000 Euro von seiner Versicherung erschlichen, hatte vorgegeben, die Geräte seien durch Blitzschlag und Feuer zerstört worden. Die falschen Kaufverträge sollten vorgaukeln, er hätte sich Ersatz für die zerstörten Maschinen besorgt. Dem war aber nicht so.

Beim dritten Mal schöpfte die Versicherung Verdacht



Als der erste Betrug im September 2006 reibungslos gelang, war die Hemmschwelle überschritten. Auch beim zweiten Betrug im Juli 2009 schöpfte die Versicherung keinen Verdacht und zahlte.

Die Masche schien zu funktionieren - ohne Probleme. Der 37-Jährige macht weiter. Nur zwei Monate später meldet er seiner Versicherung erneut eine ausgebrannte Heuballenpresse und legt einen gefälschten Kaufvertrag für eine neue vor.

Doch nun wird die Versicherung misstrauisch, die Sache wird ruchbar und fliegt auf. Vormals war er ein unbescholtener Landwirt, nun muss er sich wegen zweifachen erwerbsmäßigen Betrugs und Urkundenfälschung vor Gericht verantworten.

Verteidiger Johannes Klotz weiß um die erdrückende Beweislast und die möglichen Folgen für seinen Mandanten. Vor der Beweisaufnahme hatte Klotz um eine Unterredung mit Richter Udo May und Staatsanwältin Julia Schmitz-Garde gebeten. Er wollte im Vorfeld eine Absprache aushandeln, um den 37-Jährigen vor dem Gefängnis zu bewahren. Ergebnis des "Deals" im stillen Kämmerlein: Der Angeklagte liefert ein umfassendes Geständnis, räumt die zwei Fälle von Versicherungsbetrug und Urkundenfälschung ein, gesteht auch den dritten Betrugsversuch. Und bekommt dafür die Chance, um einen Gefängnisaufenthalt herumzukommen.

Der Eifeler macht reinen Tisch: "Das ist zwar nicht alles so gewesen, wie das hier gesagt wurde. Aber wir machen das jetzt so, wie wir das besprochen haben. Dann ist die ganze Sache erledigt", sagt der 37-Jährige unwirsch und wedelt mit der Hand, als wolle er die unangenehme Angelegenheit so schnell wie möglich vom Tisch wischen. "Mir tut es leid. Das wird nicht wieder vorkommen", ergänzt er kleinlaut.

Richter May würdigt das "holprige Geständnis" des Mannes, das für den Landwirt Bewährung statt Gefängnis bedeutet. Udo May: "Sie gehören nicht zu den Menschen, die sich mit solchen Taten eine Finca auf Mallorca oder einen Sportwagen leisten wollen." Der Richter verurteilt ihn zu einer Freiheitsstrafe von eineinhalb Jahren, ausgesetzt auf zweieinhalb Jahre Bewährung. May: "Sollten Sie so etwas noch einmal machen, erwartet Sie das Gefängnis."

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