Landwirtschaft Ei, Ei, Eifel - Nicht nur in Ormont denken Bauern über eine Neuausrichtung nach

Habscheid · Der TV-Artikel über die beiden Landwirte, die in Ormont einen Stall für 12 000 Legehennen bauen, hat einige Reaktionen hervorgerufen. Auch vom Habscheider "Eiermann" Lambert Lehnertz. Denn bei ihm haben sich etliche Bauern gemeldet, die ebenfalls umsteigen wollen.

 Foto: Fritz-Peter Linden

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Habscheid. Oliver Kahn wusste damals vielleicht gar nicht, wie recht er mit seinem Ausruf hatte: "Eier! Wir brauchen Eier!" Gut, er hat das etwas anders gemeint. Aber tatsächlich ruft der Markt nach Hühnereiern - darauf reagieren nicht nur die beiden Landwirte Klaus Hansen und Oliver Grommes, die in Ormont einen Stall planen (TV von Mittwoch), sondern auch eine Reihe anderer Bauern.

Der Markt hat noch viel Platz


"Nicht nur in Ormont tut sich was,", sagt Lambert Lehnertz, dessen Familie seit 62 Jahren in Habscheid im Geschäft mit der runden Sache ist und auch unter der Eifel-Marke Eier verkauft. Lehnertz, bei dem 40 000 Hühner in den Ställen stehen, schaltete im Oktober 2015 in der Bauernzeitung eine Anzeige, mit der er Milchproduzenten für die Legehennenhaltung interessieren wollte, außerdem hält er Referate, "um für die Haltung von Eifel-Hühnern zu werben". Auch im Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten von Ministerin Ulrike Höfken: Denn das Land liegt ziemlich weit hinten, was die Eigenproduktion betrifft. Nur 17 Prozent der in Rheinland-Pfalz verzehrten Eier, sagt der Vorsitzende des Landesverbands für Geflügelwirtschaft, Guido Andres aus Mendig, werden hier produziert. Bundsweit liegt der Selbstversorgungsgrad bei knapp unter 70 Prozent.

Der Markt ist da, der Handel fragt nach", sagt Lehnertz, vor allem nach regionalen Produkten, nach Bioware. Und nein, die Belastung durch Geruch und Gülle sei nicht so hoch, wie viele fürchten, zumal eben mit Trockenkot gearbeitet werde: "Da hört man höchstens die Hühner gackern und den Lüfter rauschen."

Das Echo auf sein Angebot: Mehr als 50 Landwirte meldeten sich nach der Anzeige, "30 haben sich weiter auf meinem Hof informiert. Davon sind zwölf übriggeblieben, mit denen habe ich dann weitere Geflügelhöfe mit verschieden Haltungsformen im Raum Osnabrück und Kassel besucht." Ergebnis: Zur Zeit seien Hühnerställe in sechs Eifel-Orten in der Planung.

Auch in Winringen: Anruf bei Gudrun und Herbert Breuer, die einen klassischen Milchviehbetrieb führen, mit 100 Kühen und 70 Jungtieren. Die beiden steigen aber nicht selbst um - das wird ihr Sohn Alexander übernehmen. Der 22-Jährige will sich eine eigene Existenz aufbauen, 15 000 Hühner sind vorgesehen. Und auch Alexander Breuer wird für die Dachmarke Eifel produzieren - weil: regionales und kontrolliertes Produkt. "Da sehe ich noch Perspektiven für die Zukunft."

Seine Eltern werden kein neues Geld mehr in die Milchproduktion investieren - "ich habe genug Krisen gehabt", sagt Herbert Breuer. "Und wir wollen unserem Sohn nichts hinterlassen, womit er dann fertig werden muss. Wenn wir in Rente gehen, machen wir die Tore zu." Wann genau die Hennen in Winringen einziehen, steht noch nicht ganz fest: "Das liegt an der Förderstelle", sagt Alexander Breuer und lacht. Geplant sei alles fürs kommende Jahr.
Und in etwa eineinhalb Monaten werden auch in Brühlborn die Hühner gackern: Stefan Freuen, Theo Serwas und die Brüder Gereon und Bruno Ney bauen gerade für ihren gemeinsamen Betrieb einen mobilen Stall und ergänzen damit ihr Angebot, das auch eine "Milchtankstelle" umfasst (der TV berichtete).

Der sei allerdings "eine ganze Ecke kleiner", sagt Stefan Freuen, als andere Projekte: Es geht um 150 Haltungsplätze, bei denen "der Kunde das Tier sieht - und wo die Produkte herkommen".
Es sei nicht einfach, sagt Lehnertz, "einen Eifeler Bauern von der Kuh zum Huhn zu bekommen", auch die Genehmigungsbehörden machten es nicht leicht, so seien teure Gutachten Pflicht: "In Nordrhein-Westfalen ist manches einfacher." Dennoch: Das Land Rheinland-Pfalz fördere mit 40 Prozent Zuschuss. Weil da aber nicht so einfach dranzukommen sei, gerate manche Planung ins Stocken.
Fest stehe aber: "Es ist noch Potenzial da für Eifel-Eier, und die Preise für Regionalprodukte sind stabil." Und manch ein Neu-Hühnerbaron sei mit dieser Entscheidung sehr zufrieden. Nebeneffekt: "Endlich mal zwei Wochen Urlaub."

Kommentar

Mehr Platz für Regionalität

Eins, zwei, drei, vier Eckstein, alles muss korrekt sein: Es stehen allerhand Hürden vor dem Neuanfang als Hühnerbauer, das ist ermüdend, aber richtig. Kontrolle ist gut, zumal mit Tieren gearbeitet wird.

Erstaunlich aber, dass so wenige Eier, die wir hier verzehren, auch von hier kommen. Insofern bietet der Umstieg tatsächlich manchem Landwirt eine Chance. Und wenn dann auch noch Eifel draufsteht – umso besser. f.linden@volksfreund.de

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