Landwirtschaft

Zum Bericht "Ohne zweites Standbein läuft nichts mehr" (TV vom 5./6. Januar) schreibt dieser Leser

Dies ist ein offizielles Eingeständnis, dass die bisherige Agrarpolitik versagt hat: Es kann kein Bauer mehr vom Verkauf seiner Erzeugnisse leben. Fast die Hälfte der Einkommen bestehen aus direkten Beihilfen, und über zehn Prozent aller Einnahmen stammen aus dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz. Dieses jedoch ist ein Verdienst der Politiker, die auch mit dem Atomausstiegsgesetz die Energiewende eingeleitet haben und zwar gegen die Mehrheit der "Konservativen" (denen sich der Bauernverband in der Regel verbunden fühlt). Wie aber die "Entlassung" der Bauern in eine globale Wirtschaft für selbige erforderlich sein soll, ist mir schleierhaft. In diesem Zusammenhang ist der Verkauf der "Eifelmolkerei" an einen dänischen Konzern ein Schildbürgerstreich. Hatte sich die Muh etwa mit dem Verpulverungsplan für den chinesischen Markt übernommen? Da der Herr Sievers sowieso abdanken wollte, wäre doch der Weg für die "Rheinland-Pfalz-Molkerei" frei gewesen. Es ist nur gut, dass der Mitbegründer und ehemalige Landtagsabgeordnete Wirtz die eilig angebrachten Arla-Embleme nicht mehr sehen muss. Denn nun bestimmen die Dänen, was in Pronsfeld geschieht. Ob nun die Bauern dauerhaft mehr in die Tasche bekommen, ist fraglich. Auch das Festhalten des Bauernverbands an der bisherigen Förderpolitik (circa 20 Prozent der Betriebe erhalten 80 Prozent der Mittel) zeugt nicht vom Willen zum Erhalt möglichst vieler Betriebe besonders in den von der Natur benachteiligten Regionen. Andererseits bemühen wir uns in einer regionalen Entwicklungsgruppe, die Folgeschäden einer Globalentwicklung abzumildern: leerstehende Gehöfte und Verödung der Ortskerne, Entvölkerung und Veralterung des ländlichen Raums und so weiter. Die Globalschäden sind auf der ganzen Welt sichtbar: Hier Verramschung und Vernichtung von Lebensmitteln und dort billige Konsumgüter-Produktion unter menschenunwürdigen Bedingungen. Alfred Hauer, Niederweiler (Anmerkung der Redaktion: Der Autor ist Kreisvorsitzender des Bauernverbands und Vizepräsident des Bauern- und Winzerverbands Rheinland-Nassau)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort