Langes Warten auf Kita-Plätze

Speicher · Der Bau der neuen Kita in Speicher verzögert sich weiter. Eltern ärgern sich über lange Wartelisten.

Speicher Es scheint, als hätte die Verwaltung in Speicher erkannt, dass sie mit der Situation womöglich doch etwas überfordert ist: "In Anbetracht des komplexen Verfahrens für den Neubau der Kita Speicher und aufgrund fehlender Erfahrungen bei der Abwicklung eines solchen Großprojektes beabsichtigt die Verwaltung, einen externen Dienstleister mit der Betreuung und Durchführung des Vergabeverfahrens zu beauftragen."
So steht es in einer Vorlage, über die der Jugend- und Familienausschuss der VG Speicher vor wenigen Tagen beraten hat. Knapp 30 000 Euro soll diese Rund-um-Betreuung kosten, für die nun nach dem Willen des Ausschusses ein Beratungsbüro aus Montabaur beauftragt wird. Das Büro verfügt nach eigenen Aussagen über die entsprechende Erfahrung - was nicht schaden kann. Denn der Zeitplan, den man sich in Speicher für den Bau der Kita gesteckt hat, wurde in der Vergangenheit mindestens so oft korrigiert wie der Eröffnungstermin des Hauptstadtflughafens in Berlin.
Noch vor einem Jahr war man in Speicher davon ausgegangen, dass die 4,8 Millionen Euro teure Einrichtung bis Herbst 2017 steht. Doch der Baubeginn, der zuletzt für Sommer 2016 angesetzt worden war, hat sich erneut verzögert.
Grund dafür war diesmal ein statisches Gutachten. Die Kita soll nämlich auf dem Gelände der ehemaligen Hauptschule errichtet werden.
Dafür - so der Plan - wird das Schulgebäude bis auf den Keller abgerissen, um dann auf dem verbliebenen Tiefgeschoss die Kita mit ihren elf Gruppen zu errichten. Weil man sich aber dann doch nicht sicher war, ob das statisch hinhaut, wurde ein Gutachten in Auftrag gegeben. Dieses Gutachten liegt bereits seit einiger Zeit vor.
Und wie Harald Knopp, Mitarbeiter der VG-Verwaltung, erklärt, gibt es laut Gutachten keine Bedenken bezüglich der Statik. Der Bau der Kita, mit dessen Planung schon vor gut sieben Jahren begonnen wurde, kann also beginnen.
Voraussetzung dafür ist allerdings zunächst die Ausschreibung des Projekts, um die sich nun das externe Büro kümmern soll. Wann nun definitiv mit dem Baubeginn und der geplanten Fertigstellung zu rechnen sei, das könne er nicht sagen, erklärt Knopp. "Wir arbeiten aber intensiv daran."
Viele Eltern sind verärgert. Schließlich soll die neue Kita vor allem deshalb gebaut werden, weil es viel zu wenige Plätze in Speicher gibt.
In der städtischen Kita, die aus Platzgründen vor einigen Jahren bereits provisorisch um ein paar Container erweitert wurde und nun durch den Neubau ersetzt werden soll, stehen laut Verwaltung derzeit 22 Kinder auf der Warteliste.
Des weiteren gibt es in Speicher noch die Kita, die vom St.-Vinzenzhaus betrieben wird. Dort warten nach Auskunft des St.-Vinzenhaus-Leiters Michael Köhli aktuell rund sechs bis sieben Familien darauf, Plätze für ihre Kinder zu bekommen. Nach welchen Kriterien die frei werdenden Plätze in den beiden Kitas allerdings verteilt werden, ist für die Eltern nicht nachvollziehbar.
So kritisiert eine Mutter aus Beilingen, das man ihr mitgeteilt habe, für ihre Tochter werde erst im März 2018 ein Platz frei. Gleichzeitig aber wisse sie von mehreren Eltern mit Kindern im gleichen Alter, die ihren Bedarf später angemeldet hätten, deren Kinder aber viel früher einen Platz bekämen.
"Ich würde niemanden dem Platz wegnehmen, der alleinerziehend ist und deshalb noch stärker als wir darauf angewiesen ist", sagt die Mutter.
Und sie habe auch Verständnis dafür, dass es bei der Vergabe der Plätze nicht nur nach der Reihenfolge der Anmeldungen gehe, sondern auch nach dem Alter des Kindes und nach der familiären und beruflichen Situation. "Doch danach wurde ich bei der Anmeldung erst gar nicht gefragt", sagt sie. "Dort wollte man nur den Namen der Tochter wissen und mehr auch nicht."
Eine andere Mutter aus Speicher kritisiert, dass es zwischen den beiden Kitas allem Anschein nach keinen Austausch gebe. So würden viele Kinder an beiden Einrichtungen angemeldet, um die Chancen auf einem Platz zu erhöhen.
Das hat auch die Mutter aus Beilingen getan, die sich aufgrund der langen Wartezeit nun um einen Platz in Spangdahlem bemüht. Und im Einzugsbereich der beiden Kitas in Speicher ist sie längst nicht die Einzige, die ihr Glück in anderen Einrichtungen versucht.
Es gebe durchaus einen Austausch zwischen den Kitas, erklären sowohl VG-Mitarbeiter Knopp als auch der Leiter des St.-Vinzenzhauses. Allerdings müsse bei der Vergabe der Plätze auch geschaut werden, dass es vom Alter her passe, sagt Köhli. Es stimme, dass man den Eltern keine schriftliche Bestätigung gebe, räumt er ein, "doch wir können den Platz im Grunde auch erst bestätigen, wenn er frei wird."
Er könne den Ärger der Eltern durchaus verstehen, sagt Harald Knopp. "Schön ist die derzeitige Situation nicht."

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