Zukunfts-Check Dorf In Lasel wird weiter in die Hände gespuckt

Lasel · Die Nimstalgemeinde hat erfolgreich am Zukunfts-Check Dorf teilgenommen. Mehr als 100 Einwohner kamen zur Abschlussveranstaltung. Doch damit soll jetzt nicht Schluss sein. Als nächstes wird ein Bürgerverein gegründet.

 Manfred Klasen und Ute Hüweler vor einem der neuen Insektenhotels.

Manfred Klasen und Ute Hüweler vor einem der neuen Insektenhotels.

Foto: TV/Stefanie Glandien

„Wir haben jetzt zwei Vier-Sterne-Hotels...“, sagt Manfred Klasen, Ortsbürgermeister von Lasel. Wow – und das in einem Dorf mit 334 Einwohnern – kaum zu glauben. „...für Insekten“, fügt er hinzu. Ach so. Übernachtungsmöglichkeiten finden Touristen dennoch vor Ort und auch sonst hat die Gemeinde im Nimstal Einiges zu bieten.

Erst Recht, seit sie erfolgreich am Zukunfts-Check Dorf teilgenommen hat. Anfang Mai 2017 hatte sich der Gemeinderat zur Teilnahme entschieden und gemeinsam mit engagierten Bürgern in Arbeitskreisen in den vergangenen drei Jahren viele Aktionen und Projekte angestoßen.

Gründe für die Teilnahme waren unter anderem der Strukturwandel in der Landwirtschaft und damit einhergehend leerstehende Gebäude, der demografische Wandel, die Überalterung und gleichzeitige Abwanderung der jungen Einwohner.

Um sich gegen den Trend zu stemmen und Wohnqualität für junge Menschen zu schaffen, haben sich die Laseler viele Gedanken gemacht.

Doch das Dorf hat auch viele positive Vorzüge. „Unser größtes Pfund ist die gute Lage. Wir liegen mittig, nur jeweils 15 Kilometer von Prüm und Bitburg entfernt und haben den Autobahnanschluss vor der Tür“, sagt Klasen. Einen Arbeitsplatz zu finden sei kein Problem, „wer hier arbeiten möchte, findet auch was“. Nicht nur, weil die Arbeitsstätten gut erreichbar sind, es gibt auch verschiedene Handwerksbetriebe vor Ort sowie die Kindertagesstätte und auch noch eine Gastwirtschaft ist vorhanden.

Und deren Erhalt ist den Laselern ganz wichtig. Zum Erfolgsmodell entwickelt hat sich der Mittagstisch „Brigitte koocht – mir kuun“, der sogar beim Demografiekongress in Berlin Beachtung fand. Während Gastwirtin Brigitte Kessler in der Küche das Essen zubereitet, übernehmen Frauen des Arbeitskreises „Dorfgemeinschaft und Soziales“ ehrenamtlich den Service. „Dadurch bleiben die Preise klein und der Laden brummt“, sagt Klasen.

Mittlerweile gehen im Durchschnitt 25 bis 35 Essen über die Theke - auch Bürger aus den Nachbargemeinden Feuerscheid, Nimshuscheid und Wawern können das Angebot nutzen.

Die schöne Tal-Lage entlang der Nims, eine Busverbindung von Prüm bis Trier und ein kommunal geführter Kindergarten sind weitere Vorzüge der Gemeinde. „Außerdem haben wir ein tolles Vereinswesen, einen sehr aktiven Jugendverein und einen guten Zusammenhalt im Dorf“, sagt der Ortsbürgermeister.

Alles bestens also? Nein. Es gibt auch einige Stellen, da drückt der Schuh. Zum Beispiel fehlt den Laselern ein Ort zur Begegnung, für Feiern, für Musikproben und vieles mehr – sprich: ein Gemeindehaus muss her. Auch die Verkehrsbelastung der Landesstraße fünf wird sehr beklagt. Außerdem gibt es kein Baugebiet, stattdessen aber freie Grundstücke in Privatbesitz, die aber nicht zum Verkauf stehen.

Oder sagen wir besser noch nicht. Denn auch dort will der Bürgermeister ansetzen: „Unsere Jugend möchte in Lasel bleiben und wir haben keine Grundstücke. Ich werde aktiv die Leute ansprechen, denn Innenausbau geht vor Außenausbau.“ Zeitgleich sei er aber auf der Suche nach einem neuen Baugebiet.

Viele kleine und große Projekte sind in den vergangenen drei Jahren gemeinsam mit den Ratskollegen und den Mitgliedern der Arbeitskreise schon umgesetzt worden. Darunter öffentliches WLAN, eine neue Internetseite, ein Jugendraum, eine Infomappe für Neubürger und eine Geschwindigkeitsmessanlage. Auch die Kirmes wurde wiederbelebt.

Besonders stolz sind Klasen und Ute Hüweler, erste Beigeordnete, auf die neue Relaxecke an der Nims. Als eine Ausgleichsfläche für einen neu errichteten Funkturm gesucht wurde, hat er sich eine Umsetzung an dieser Stelle gewünscht. Und aus dieser Idee ist nun ein barrierefreier Ruheplatz mit Sitz- und Liegemöglichkeiten geworden.

Die Liste der Projekte, die auf Umsetzung warten oder bereits umgesetzt worden sind, ist noch lang und kann an dieser Stelle nicht allumfassend dargestellt werden. Die mehr als 50 Maßnahmen findet man im Abschlussbericht auf der Internetseite www.lasel.de

Manfred Klasen ist eins besonders wichtig: „Dass das Dorf in Bewegung bleibt. Wir packen die Dinge nachhaltig an.“ Will heißen: Nur weil der Zukunfts-Check Dorf offiziell beendet wurde, heißt das noch lange nicht, dass nun mit allem Schluss ist. Im Gegenteil. Klasen möchte das Engagement der Bürger erhalten. Deswegen gründen er und Ute Hüweler gerade den Bürgerverein Lasel aktiv. „Dies gibt uns allen die Möglichkeit, das Engagement für Lasel zu bündeln und damit eine  Klammer zu den bereits bestehenden Vereinen zu bilden.“

Auch Ute Hüweler sieht das Dorf auf dem richtigen Weg: „Wir haben grundsätzlich zufriedene Bürger, die sehen, es passiert was.“

 Ein idyllisches Fleckchen Erde: An der Stelle, wo der Dürrbach in die Nims mündet,  entsteht zurzeit ein barrierefreier Ruheplatz mit Sitz- und Liegegelegenheit.

Ein idyllisches Fleckchen Erde: An der Stelle, wo der Dürrbach in die Nims mündet, entsteht zurzeit ein barrierefreier Ruheplatz mit Sitz- und Liegegelegenheit.

Foto: TV/Stefanie Glandien
 Die Brücke über die Nims wurde gesäubert und mit Bienenfreundlichen Blumenkästen bestückt.

Die Brücke über die Nims wurde gesäubert und mit Bienenfreundlichen Blumenkästen bestückt.

Foto: TV/Stefanie Glandien

Und so emsig, wie die Insekten gerade ihr Hotel beziehen, so fleißig stricken die Laseler weiter an der Zukunft ihres Ortes.

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