Feier Lauter die Boxen nie klingen ...

Prüm · Die Projektfete in der Markthalle Prüm ist an Weihnachten die Rock’n’Roll-Party schlechthin. Auch wenn Musik nicht den gesamten Abend die erste Geige spielt.

 Laut, verschroben melodisch und mit deutschen Texten: die Band Kotau.

Laut, verschroben melodisch und mit deutschen Texten: die Band Kotau.

Foto: Tv/Vladi Nowakowski

Endlich ein Raum ohne Weihnachtsdekoration. Vergessen sind Gehörgangterroristen wie „Last Christmas“, „Winterwonderland“ und „Jinglebells“.  Auf der Bühne dreschen die vier Jungs der Band „Kotau“ auf ihre Instrumente ein.

 Sorgen für den wenig besinnlichen Ausklang: die Acapulco Firebirds. 

Sorgen für den wenig besinnlichen Ausklang: die Acapulco Firebirds. 

Foto: Tv/Vladi Nowakowski
 Bestreiten die Mitte des Konzerts: Christin Nichols und René Riewer von Prada Meinhoff.

Bestreiten die Mitte des Konzerts: Christin Nichols und René Riewer von Prada Meinhoff.

Foto: Tv/Vladi Nowakowski
 Prada Meinhoff spielt in Prüm

Prada Meinhoff spielt in Prüm

Foto: Tv/Vladi Nowakowski
 Prada Meinhoff spielt in Prüm

Prada Meinhoff spielt in Prüm

Foto: Tv/Vladi Nowakowski

Ihre Musik ist gekonnt laut, verschroben melodisch und mit deutschen Texten versehen. Indie-Rock mit „Merksätzen, die man getrost auf Hochhäuser sprühen darf“, sagen die vier aus Wittlich und fügen hinzu: „Auf eigene Kosten, versteht sich.“
Julia Peter, Prümer Gastwirtin und Organisatorin der weihnachtlichen
Sause, die nach sage und schreibe 32 Jahren immer noch „Projektfete“ heißt, hat „Kotau“ auch in diesem Jahr eingeladen. Deshalb, weil sie
Bands aus der Region fördern will, aber auch: „Weil die immer besser
werden.“ Der Satz lässt sich im Rockgewitter vor der Bühne allerdings nur von ihren Lippen ablesen.
Erst am fortgeschrittenen Abend füllt sich die Markthalle zusehends. Das ist hier und dort dem Programm geschuldet, das an Weihnachten erst mit der Familie absolviert wird, bevor es zur Fete geht. „Das späte Erscheinen bei Partys ist inzwischen ein Phänomen, mit dem die Veranstalter rechnen müssen. Nicht nur an Weihnachten“, sagt Julia Peter.
Zwischen den Bierständen und einer Frittenbude in der nüchtern gehaltenen Halle bei Rockmusik, Bier und Asbach-Cola läuft ab, was man an diesem Ort am wenigsten vermutet: Denn die Projektfete ist eben doch ein Fest der Liebe. An diesem Abend kommen alle die wieder zusammen, die wegen des Studiums, der Ausbildung oder einer Arbeitsstelle Prüm verlassen mussten (oder wollten) und nur selten in die alte Heimat finden. Max studiert in Trier, Chrissy in Berlin, Lena in Leipzig.
Dominik Feltes bringt es auf den Punkt: „Es ist tatsächlich die einzige Gelegenheit im Jahr, meine Schulfreunde und andere Kumpels
wiederzusehen. Ich komme jedes Jahr – egal, wie lang die Anreise ist.“ Noch in dieser Nacht wird Dominik nach Oldenburg weiter reisen.
Aus Berlin kommen Prada Meinhoff, die zweite Band des Abends - wobei die eine Hälfte des Elektro-Punk-Rock-Duos ihre ersten Schritte in Richtung Musikkarriere in Prüm unternahm: René Riewer, bekannt als der „Kinojunge“, weil seine Eltern lange Jahre die Eifel-Film-Bühne in Prüm betrieben, hat sich das Heimspiel lange gewünscht. „Mit immerhin inzwischen 30 Jahren habe ich es geschafft, zum ersten Mal auf der Bühne  der Projektfete zu stehen“, sagt Riewer nach dem Konzert. Die Musik von Christin Nichols und René Riewer ist eine Mixtur aus elektronischem
Chanson mit deutschen Texten, Funk, Neuer Deutscher Welle und sehr, sehr viel Körpereinsatz. Sehenswert, tanzbar, gut.
Wenn dann die „Acapulco Firebirds“ die Bühne betreten, weiß jeder, was die Stunde schlägt. Die Prümer Band ist der alljährliche Höhepunkt der Projektfete und bietet sehr eigene und gepfefferte Versionen bekannter Hits. Es ist spät, und die Menge tanzt. Das ist Tradition. Schöner die Ohren nie klingeln.

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