Lazarus, Nubbel und Fastnachtsfeuer

Obwohl die tollen Tage noch kommen: Dahinter dräut bereits das Ende der Fastnachtszeit. Was dann kommt, ist der Übergang vom Winter zum Frühling. So finden sich vielerorts in den Fastnachtsbräuchen auch verschiedene Elemente eines scheinbaren Winteraustreibens und Beginnens des Frühlings.

Daun. In der Vulkaneifel bekannt ist noch häufig der beliebte Brauch des "Fastnachtsverbrennens" ("Radscheiwen") am Vorabend von "Schöwesonntag". In der Westeifel wird das große brennende Feuer eher "Hütte" oder "Burg" genannt. In Hillesheim wird der "Nubbel" verbrannt, eine Strohpuppe, die die Fastnacht symbolisiert.

Nubbel kommt aus dem Lateinischen "nubila" und bedeutet so viel wie "dunkel, finster". Die angekleidete Strohpuppe dient als "Sündenbock" für all das, was nun mal eben im Karneval geschieht, und wird zur Strafe dann in der letzten Karnevalsnacht verbrannt.

Die Fastnacht ist vorbei, ist tot und muss - wie alles Tote - beerdigt werden. (Übrigens beerdigt man auch die Kirmes, den Winter oder andere besondere Ereignisse.) Solche "Fastnachtsbeerdigungen" finden sich in ganz Deutschland in vielen Variationen.

In Daun und anderen Orten der Eifel verkleidet sich an Karnevalsdienstag, kurz vor Mitternacht, ein Mann als "Priester". Und dieser braucht zu einer ordentlichen Beerdigung natürlich auch "Messdiener", ebenfalls Männer aus dem Ort, die im Saal anwesend sind.

Die übrigen Anwesenden sind die Trauergemeinde. Die verstorbene Fastnacht wird ebenfalls durch einen Mann personifiziert. Er bekommt das Gesicht weiß angemalt und wird auf eine speziell für die Fastnacht angefertigte Tragbahre gelegt. Der Saal wird abgedunkelt.

Auf der Bühne brennen Kerzen. Der Leichenzug beginnt. Voran der "Pastor", der mit Wasser und einer Spülbürste die "mit geheuchelter Trauer und lachendem Geheule versammelte Gemeinde" bespritzt, die sich dabei innerlich schon auf die Wiederauferstehung der Fastnacht im nächsten Jahr freut. Dahinter die Träger, die die Fastnachtsleiche auf der Bahre langsam und mit lautem Wehgeschrei zur Bühne tragen.

Dort singt dann der "Pastor" die gar schaurige Fastnachtslitanei, die in ihrer Grundform schon vor etlichen Jahrhunderten bezeugt ist: "Als Lazarus gestorben war, begrub man ihn mit Haut und Haar. O Lazarus, o du armer Spekulatius. O, jimmisch nee! O, jimmisch nee! Wenn doch noch ees die Fosecht wär!"

Und wenn dann diese Litanei mit ihren recht vielen Strophen und dazwischen eingefügten lustigen Ereignissen aus der diesjährigen Karnevalszeit gesungen ist, dann ist sowohl die Beerdigung als auch die sogenannte "fünfte Jahreszeit" vorbei.

Der Aschermittwoch ist da. Die Fastenzeit kann beginnen.

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