Leben in der Villa zur Zeit des Imperiums

Bitburg · Wie lebten die Vorfahren in der Eifel zur Zeit, als das Trierer Land zum Römischen Reich gehörte? Der einheimische keltische Adel lebte auf luxuriösen Landgütern. Andere arbeiteten in der Landwirtschaft und den Werkstätten der römischen Villen. Wie sich das römische Leben auf den zahlreichen Landgütern in der Eifel abspielte, berichtet Patrick Reinard heute um 19 Uhr im Haus Beda.

 Gelebte Geschichte: Hobby-Historiker vom Verein Milites Bedenses stellen auf dem Gelände der Villa Otrang römisches Leben nach. TV-Foto: Sybille Schönhofen

Gelebte Geschichte: Hobby-Historiker vom Verein Milites Bedenses stellen auf dem Gelände der Villa Otrang römisches Leben nach. TV-Foto: Sybille Schönhofen

Bitburg. Politik, Alltag, Wirtschaft und Religion sind die Aspekte, unter denen Patrick Reinard das Leben in den römischen Villen des Bitburger Landes unter die Lupe nimmt. Die Haupteinnahmequelle bot die Landwirtschaft. Reinard geht vielen Fragen nach: Wohin verkauften die Villenbewohner ihre Erzeugnisse? Welche Produkte wurden überhaupt gehandelt? Wie erfolgte der Transport? Wie waren die Bewohner in einen größeren Wirtschaftsraum eingebunden? Welche wirtschaftlichen Betätigungsfelder gab es neben der Landwirtschaft?
Kultur und Religion



In einem zweiten Schritt lenkt Reinard den Fokus auf die Religion der Villenbewohner: Welche Gottheiten verehrten sie und was verrät das über den kulturellen Hintergrund der Menschen?
Darüber hinaus gibt der Historiker Einblicke in das Alltagsleben und schildert, wie das tägliche Mahl einer reichen Familie ablief. Weiter fragt er, wie sich politische Ereignisse auf das Leben in den Villen auswirkten.
Bei allen thematischen Schwerpunkten steht immer eine antike Quelle wie Texte, Inschriften oder archäologische Funde im Fokus des Vortrags. Damit möchte der Wissenschaftler den Weg von der aus der Antike überlieferten Quelle zu der heute bekannten Erkenntnis vorführen.
Eine dieser Quellen ist die sogenannte Farator-Inschrift. Die Replik steht oberhalb der erhaltenen Römermauer in Bitburg. Sie berichtet vom Bau eines Wachturms an der Bitburger Stadtmauer im 3. Jahrhundert nach Christus. "Dieser diente der Sicherheit der Bitburger Siedlung und war Ausdruck einer unruhigen Zeit, in welcher Germaneneinfälle das Leben in den römischen Provinzen zu bedrohen begannen. Dieses Gefühl der Unsicherheit bestand auch bei den Villenbewohnern der Eifel. Viele Villen wurden in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts aufgegeben", erläutert Reinard.
Für seinen Vortrag nutzt Reinard verschiedene Luftbilder, die Christian Credner, Vorsitzender des Geschichtlichen Arbeitskreises (GAK) Bitburger Land, aufgenommen hat (siehe Extra).
Der Vortrag "Römisches Leben und Wirtschaften in den Villen des Trierer Landes", beginnt heute um 19 Uhr im Haus Beda und wird veranstaltet vom Geschichtlichen Arbeitskreis (GAK) Bitburger Land. Der Eintritt ist frei.

Extra

Archäologen schätzen die Luftbilder, die Christian Credner aus Lambertsberg mit Hilfe eines Drachens und einer Digitalkamera aufnimmt. Ohne Ausgrabung lassen Luftbilder ganze Gebäudekomplexe unter der Erde erkennen. Denn die unterirdischen Mauern hemmen das Wachstum der Feldfrucht, und bei anhaltender Trockenheit kommt es über der Mauer zuerst zu Vergilbungen. Im Zusammenhang sind die Linien erst von oben zu erkennen. Über Gruben zeigt sich das umgekehrte Phänomen. Der Kardiologe im Ruhestand fotografiert mit Kameras, die an einem Fesseldrachen befestigt sind, aus bis zu 100 Meter Höhe. Per Funk kann der Fotograf die Aufnahme auslösen. sysExtra

Patrick Reinard, in Bitburg geboren und in Mettendorf aufgewachsen, hat sein Studium (Alte Geschichte, Klassische Archäologie, Latein) vor drei Jahren abgeschlossen und arbeitet seitdem als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Seminar für Alte Geschichte der Philipps-Universität Marburg. Dort lehrt der 30-Jährige Griechisch-Römische Geschichte und forscht im Bereich der antiken Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Seine Dissertation widmet er Papyrusbriefen aus dem römischen Ägypten. sys

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