Dorfentwicklung Darf’s noch ein bisschen Eifel mehr sein?

Bitburg · Aber gern! Mehr Dorfleben, mehr Heimat, mehr Zuhause: Morgen prämiert die Initiative Baukultur vorbildliche Beispiele für regionaltypisches Bauen. Beispiele, die Lust auf mehr machen.

 Vier Beispiele, die zeigen, was möglich ist: Etwa hier in Kruchten...

Vier Beispiele, die zeigen, was möglich ist: Etwa hier in Kruchten...

Foto: TV/Dagmar Schommer

Ein schönes Haus allein bringt noch kein Dorf nach vorn. Aber viele schöne Häuser prägen das Gesicht eines Orts, den Charakter einer ganzen Landschaft – ob Fachwerkhäuser an der Mosel oder Backstein-Fassaden im Norden. Aber was ist schön?

Die Geschmäcker sind verschieden. Davon vermitteln Neubaugebiete landauf, landab einen Eindruck. Jeder baut, wie er will: der Eine mit Erkern und Türmchen, der Andere mit Säulen vor’m Hauseingang, und der Nächste hat sich schon immer einen üppigen Balkon gewünscht, wie man ihn eher von den Häusern im Schwarzwald kennt. Über Geschmack lässt sich streiten. Über Stil nicht.

Aus Sicht der Initiative Baukultur Eifel ist ein schönes Haus eins, das zur Kultur und Tradition der Landschaft passt. Dabei ist es egal, ob alte Bausubstanz mit Fingerspitzengefühl saniert wird oder sich bei der Konzeption eines Neubaus an der für die Eifel typischen Formensprache orientiert wird.

Und typisch für die Eifel ist das, was die Architekten das Trierer Einhaus nennen: ein landwirtschaftliches Gebäude, das Stall und Wohnhaus unter einem Dach vereint und sich durch eine klare, einfache Fassadengliederung auszeichnet. Keine Schnörkel, kein Schnick-Schack. Das typische Eifelhaus ist funktional. Verspielte Elemente ohne erkennbaren Nutzen sucht man vergeblich.

Kein Bauernhaus gleicht dem anderen. Alle haben sie was Eigenes. Mal winkelförmig angelegt, mal gerade an der Straße entlang gebaut. „Aber trotz dieser Unterschiedlichkeit haben sie alle etwas Einheitliches, etwas, das sie alle verbindet“, sagt Herbert Mayer, Baukultur-Beauftragter des Eifelkreises. Eben das für unsere Region Typische, das Architekt Mayer wie folgt beschreibt: ein klarer Baukörper, geringe Dachüberstände, wenige Materialien, und zwar solche aus der Region wie Sandstein, Holz, Schiefer, und wenig, mit Bedacht gewählte Farbe. Merkmale, die sich auch bei Neubauten umsetzen lassen.

Genau das will Baukultur Eifel fördern. 2011 ging die Initiative in Zusammenarbeit mit der Architektenkammer Rheinland-Pfalz an den Start. Initiator ist Landrat Joachim Streit. Ziel seiner Initiative: „Es geht darum, die reiche Bautradition der Eifel zu erhalten und weiterzuentwickeln und dabei auf die Bedeutung und die Wirkung von Architektur und regionaler Baukultur für die Wohn- und Lebensqualität am Ort, die regionale Identität, die wirtschaftliche Entwicklung, insbesondere für Fremdenverkehr und Tourismus, die Profilierung des Eifelkreises im Wettbewerb der Regionen hinzuweisen.“

Keine Frage: Keiner baut für sich allein. Haus für Haus entsteht das Bild einer Straße, eines Orts, einer ganzen Region.

Baukultur Eifel gilt längst bundesweit als Modellprojekt. Was anfangs ein frommer Wunsch war, ist inzwischen Wirklichkeit: Baukultur ist in der Eifel zum Thema geworden. Am Donnerstag, 18. Januar, wird zum dritten Mal der Baukultur-Preis verliehen. 20 Bauherren und Architekten haben sich beworben.

Aber nicht nur der Preis, auch die vielen Fotos sanierter Altbauten und regionaltypischer Neubauten in den Kreisnachrichten, Exkursionen für Schülergruppen, Beratungen für Bauherren und viele weitere Aktionen der Initiative haben dazu beigetragen, dass das Bewusstsein für die Bedeutung von Architektur wächst.

Aus einer Idee ist eine Bewegung geworden. „Das hat mich schon überrascht, dass wir so eine breite Aufmerksamkeit erreichen – im Kreis, aber auch weit darüber hinaus“, sagt Edgar Kiewel, Dorferneuerungsbeauftragter des Eifelkreises. Am meisten freut ihn: „Es wird über Baukultur geredet.“

Ein Beispiel, das Kiewel besonders gefällt: „Es kam hier mal ein Herr rein mit hochrotem Kopf, etwas verärgert. Der hielt mir ein Bild von einem unserer Beispielhäuser unter die Nase und sagte: Jetzt hätte ich mal gerne gewusst, was hieran Baukultur sein soll?!“ Im weiteren Verlauf des Gesprächs habe sich dann herausgestellt, dass wohl ein paar Nachbarn an einem Samstagabend zusammengesessen haben und über genau dieses Gebäude diskutiert haben. Für Kiewel ein toller Erfolg: „Wenn man es schafft, im privaten Raum so eine Diskussion anzustoßen, hat man viel erreicht.“

Der Baukultur-Preis Eifel wird am Donnerstag, 18. Januar, 18 Uhr, in der Volksbank Eifel in Bitburg verliehen. Die Veranstaltung wird vom Trierischen Volksfreund moderiert. Weitere Fotos und Videos unter www.volksfreund.de/bitburg

 ... oder in Dudeldorf, wo das alte Wollweberhaus nun vier neue Wohnungen bietet.

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Foto: TV/Dagmar Schommer
 Beispiel für einen Neubau: ein Bibliotheksgebäude in Weidingen.

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Foto: TV/Dagmar Schommer
 Und in diesem Hof in Bettingen sind drei Wohnungen entstanden.

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Foto: TV/Dagmar Schommer
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