Leben zwischen Lettern: Ein Besuch in der Bibliothek Bitburg

Bitburg · Heute ist Welttag des Buches. Ein gutes Datum also, um Bibliothekar Manfred Kottmann zu fragen, was am häufigsten ausgeliehen wird. Auf dem ersten Platz steht diesmal jedenfalls nicht Rowlings Zauberlehrling.

 Auch ein schöner Buchrücken kann entzücken: zumindest Manfred Kottmann. Er hält ein Buch von Alex Kava in der Hand. Natürlich hat er es schon gelesen, denn der Bibliothekar hat ein Faible für Krimis. TV-Foto: Christian Altmayer

Auch ein schöner Buchrücken kann entzücken: zumindest Manfred Kottmann. Er hält ein Buch von Alex Kava in der Hand. Natürlich hat er es schon gelesen, denn der Bibliothekar hat ein Faible für Krimis. TV-Foto: Christian Altmayer

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Im Foyer der Städtischen Bibliothek stapeln sich Bananenkisten. Die Kartons sind nicht etwa gefüllt mit den gelben Früchten, sondern mit Büchern. Es müssen hunderte sein. Wieviel die Bibliothek dafür wohl bezahlt haben mag? "Keinen einzigen Penny", sagt Leiter Manfred Kottmann. Denn sie stammten aus der Sammlung einer Bitburgerin, die kürzlich verstarb. All die Krimis, die Liebesromane und die Sachbücher gingen nach ihrem Tod in das Haus an der Brodenheckstraße. Dass Menschen ihre Bücher spenden, komme "fast jeden Tag" vor, sagt Kottmann, "aber nicht in diesem Umfang."

Teilweise werden die Romane restauriert, bevor sie sich - Rücken an Rücken - in die Regale zu den rund 54 000 Medien gesellen dürfen, die sich im Bestand des Hauses befinden. Darunter sind neben Büchern auch DVDs und Hörbücher. 116 000 Mal wurden sie im vergangenen Jahr über die Theke gereicht und kamen, beinahe, ebenso oft wieder zurück. "Schwarze Schafe gibt es immer", meint Kottmann. Und die Bilanz? Die bleibe jedes Jahr ungefähr gleich. Nur bei den Sachbüchern gab es einen Rückgang. "Die meisten informieren sich heute im Internet", erklärt Kottmann.

Er arbeitet seit 33 Jahren hier, gehört quasi zum Inventar wie die Metallregale mit den Holzbrettern. Was sich seitdem geändert hat? "Alles außer den Büchern", sagt er und lacht: "Wir haben zehn Computer, früher hatten wir eine Schreibmaschine." Darauf wurden die Karteikarten getippt, die halfen, den Überblick über den Bestand zu behalten. Heute geht das alles elektronisch. Der Katalog ist online und wird regelmäßig aktualisiert. Wer ein Buch länger behalten will, kann die Frist per Mausklick verlängern. E-Books können vom Laptop oder Smartphone aus heruntergeladen werden. 7000 Mal hätten Kunden die sogenannte Onleihe 2016 schon benutzt.

Auch junge Menschen? "Die Altersgruppe zwischen 16 und Ende 20 ist ein Problem", sagt der Bibliothekar. Die sehe man nur selten hier. Die meisten Besucher seien zwischen 40 und 80. Aber es kämen auch junge Eltern, die Kinderbücher ausleihen. Da seien zwar viele Stammkunden dabei. Jährlich gebe es aber auch rund 400 Neuanmeldungen. Das ist eine Menge: Der Abgesang auf das Buch, der in jüngster Zeit vielerorts laut wird: hier, in Bitburg, ist er nicht zu hören. Trotzdem findet Kottmann: Man könne nicht oft genug aufs Lesen aufmerksam machen, etwa mit dem Welttag des Buches.

Heute bleiben die Türen der Bibliothek aber zu. "Bei uns ist doch fünf Tage die Woche Welttag des Buches", meint Kottmann, der auch zu Hause von Romanen umgeben ist: Mindestens zwei verschlinge er in der Woche, meistens Krimis. "In jedem Buch steckt etwas Faszinierendes", sagt der Mann, der ihnen sein Leben gewidmet hat. Schon als Jugendlicher half er in der Kirchenbibliothek aus. Das "langweilige" Studium habe er nur durchgezogen, damit er später den ganzen Tag bei seinen Büchern sein kann. So Jemand muss doch auch eine Empfehlung für haben, oder? "Selfies von Jussi Adler-Olsen ist klasse."

Die Bibliothek hat montags von 9 bis 13 Uhr, dienstags von 9 bis 18.30 Uhr und am Mittwoch, Donnerstag und Freitag jeweils von 9 bis 13 und von 15 bis 18.30 Uhr geöffnet.Extra

Top Bücher

Diese Bücher wurden 2016 am häufigsten ausgeliehen (jeweils 39 Mal) 1. Chevy Stevens:That Night 2. Miriam Wessels: Kundalini Yoga 3. Giulia Enders: Darm mit Charme 4. Wundervolle Strickideen Und das sagen die Eifeler: Anita Drees (43), Lüdinghausen: "Der Junge muss an die frische Luft" von Hape Kerkeling, weil es eine lustige Biografie ist, die gleichzeitig fesselnd ist." Jona Heuneke (7): "Das magische Baumhaus" von Mary Pope Osborne. Ich finde es toll, weil man durch die ganze Welt reisen kann." Doris Welter (46), Niederweiler: "Harry Potter und der Stein der Weisen" von Joanne K. Rowling. Mich fasziniert diese bunte magische Welt sehr."

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