Lebenshilfe eröffnet Wohnheim für Menschen mit Beeinträchtigung

Bitburg · Nach knapp zweijähriger Bauzeit hat die Lebenshilfe Kreisvereinigung Bitburg ihr neues Wohnheim in der Prümer Straße in Bitburg fertiggestellt. Die ersten Bewohner sind eingezogen. Es soll für sie ein neues und dauerhaftes Zuhause werden. Denn auf Wunsch der Kreisverwaltung ist statt eines ambulanten ein stationäres Wohnheim entstanden.

 Hans-Peter, Günther, Ramona und Michael (von links) sind guter Dinge: Sie gehören zu den ersten Bewohnern des neuen stationären Wohnheims der Lebenshilfe in Bitburg, das vorige Woche bezogen wurde. TV-Foto: Wilma Werle

Hans-Peter, Günther, Ramona und Michael (von links) sind guter Dinge: Sie gehören zu den ersten Bewohnern des neuen stationären Wohnheims der Lebenshilfe in Bitburg, das vorige Woche bezogen wurde. TV-Foto: Wilma Werle

Foto: Wilma Werle (wiw) ("TV-Upload Werle"

Bitburg. Michael, Ramona, Günther und Hans-Peter fühlen sich bereits wohl. Jeder von ihnen hat ein eigenes, schön dekoriertes Zimmer, der Kühlschrank ist gefüllt, sie verstehen sich gut. Die Vier gehören zu den ersten, die vorige Woche in das neue Wohnheim der Lebenshilfe Bitburg eingezogen sind. Gemeinsam mit ihren Eltern oder ihren gesetzlichen Betreuern haben sie im Elternhaus die Koffer gepackt und sind nach Bitburg gezogen. Der Abschied sei ihnen schwer gefallen, sagen sie. "Es war ein tränenreicher Abschied für beide Seiten", bestätigt auch Ferdinand Niesen, der Geschäftsführer der Lebenshilfe Wohngemeinschaften Eifel gGmbH.Alle packen im Alltag mit an


Vor allem Eltern, die mittlerweile selbst betagt sind und die Pflege ihrer längst erwachsenen Kinder nicht mehr gewährleisten können, sollen durch das neue, stationäre Angebot entlastet werden. "Da es wesentlich mehr Anfragen als Plätze gab, haben wir geschaut: Wo ist der größte Druck auf die Familien? Wo ist Entlastung besonders nötig?", beschreibt Niesen die Auswahlkriterien. Dazu sollte es eine gute Mischung von weiblichen und männlichen Bewohnern sein, um in dem Wohnheim eine familienähnliche Struktur aufbauen zu können.
Und wie in einer Familie müssen alle auch mit anpacken: zum Beispiel bei der Zubereitung der Mahlzeiten. Das fördert zugleich die Entwicklung der individuellen Fertigkeiten. "Unsere Bewohner sollen hier ein selbstbestimmtes und betreutes Leben führen können", betont der Vorsitzende der Lebenshilfe Kreisvereinigung Bitburg, Heinz Hill. Das Haus, das die Lebenshilfe für rund zwei Millionen Euro errichtet hat, "soll ihnen ein richtiges Zuhause werden".Stationäre Hilfe spart Kosten


Dass das Haus stationär bewohnt wird, war bis zum Sommer nicht geplant. Vorgesehen war zunächst eine ambulante Betreuung. Erst auf ausdrücklichen Wunsch der Kreisverwaltung und nach zähen Verhandlungen mit der Landesregierung wurde dies geändert. Denn normalerweise gilt: Ambulante Pflege hat Vorrang. "Die ist aber nur dann günstiger, wenn die Betreuten wenig Hilfe brauchen", sagt Niesen. "Da die Bewohner aber zum Teil einen hohen Pflegebedarf haben, hätten wir enorm hohe Kosten bei der Versorgung gehabt", bestätigt Gisela Mayer-Schlöder vom Sozialamt der Kreisverwaltung, das bei fast allen Bewohnern, abhängig von deren Vermögen, gemeinsam mit dem Land den Pflegesatz je hälftig übernimmt.
In Zahlen: Durch die Umwandlung der Pläne von einem ambulanten in ein stationäres Wohnheim spart der Kreis 600 000 Euro jährlich. Statt bis zu 20 Mitarbeitern für eine personenzentrierte, ambulante Versorgung sind nun nur elf Mitarbeiter nötig, um eine Rund-um-die-Uhr-Versorgung für die zwölf Bewohner zu gewährleisten.
"Trotz weniger Personalaufwand und niedrigeren Kosten ist das keine Qualitätseinbuße", betont Mayer-Schlöder. Sie ist überzeugt, dass in Zukunft weitere stationäre Wohnheime nötig sein werden: für Behinderte, die im Alter ihre Fähigkeiten wieder verlieren, aber auch für Menschen, deren Eltern sich im Wissen um das eigene Älterwerden bewusst schon früh dafür entscheiden, ihre beeinträchtigten, erwachsenen Kinder außerhalb der eigenen Familie leben zu lassen.Extra

Das stationäre Wohnheim der Lebenshilfe Kreisvereinigung Bitburg bietet Platz für 14 Bewohner. In zwei Wohngruppen à sechs Plätzen auf jeweils 268 Quadratmetern können zwölf Erwachsene mit körperlicher oder geistiger Beeinträchtigung ein dauerhaftes Zuhause finden. Elf Mitarbeiter werden die Bewohner rund um die Uhr betreuen. Zwei kleinere Appartements stehen für zwei ambulante Pflegeplätze bereit. Die Kosten von zwei Millionen Euro hat die Lebenshilfe zum großen Teil aus Spenden und ohne öffentliche Zuschüsse finanziert. Über die Miete, die im Pflegesatz verankert ist, soll dieses Geld wieder an die Lebenshilfe zurückfließen. wiw

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