Leidenborn heizt mit Mais, Getreide und Gülle

Leidenborn · In Leidenborn ist eine neue Heiz-Ära angebrochen. Nach zweijähriger Bauzeit ist es so weit: Biogasanlage, Hackschnitzelheizung und Blockheizkraftwerk (BHKW) sind ans Netz gegangen. Fast das ganze Dorf wird so mit Wärme und Strom versorgt. Für dieses innovative Konzept gibt es vom RWE den Klimaschutzpreis 2011.

Leidenborn. Hermann Schwalen ist nicht nur Milchbauer, sondern neuerdings auch Energiewirt. Neben der konventionellen Landwirtschaft betreibt seine Firma "Bioenergie Schwalen" eine strom- und wärmeerzeugende Biogasanlage sowie eine Hackschnitzelheizung mit Fernwärmenetz. Per Gasleitung gelangt das Biogas zum Blockheizkraftwerk von Johann Reuland, ebenfalls Landwirt in Leidenborn. Mit dieser Technik wird fast das ganze Dorf mit Wärme und Energie versorgt.
Die Idee dazu wurde vor drei Jahren geboren, als bei Schwalens die Ölheizung kaputtging. "Da fängt man an zu überlegen, wie es weitergehen soll. Zuerst haben wir eine Hackschnitzelanlage gebaut", erinnert sich Hermann Schwalen. Der Bürgermeister signalisierte Interesse, auch das Dorfgemeinschaftshaus damit zu beheizen. Dann habe eine Nachbarin gefragt, ob man sich nicht zusammentun könne, und nach und nach hätten immer mehr Einwohner Interesse an der alternativen Heizmethode gezeigt.
Strom für 1200 Haushalte


"Ich habe im Dorf rumgefragt, ob sich noch andere vorstellen könnten, sich uns anzuschließen", sagt Schwalen. Denn dann würde es sich lohnen, eine Biogasanlage zu bauen, was bis dato noch vom Land Rheinland-Pfalz gefördert wurde.
2010 war die Anlage fertig. In Kombination mit der Holzhackschnitzelanlage, mit der Schwalen nebenbei auch Grassamen, Getreide, Körnermais und Ähnliches trocknet, konnte er den Menschen eine verlässliche Wärmezufuhr garantieren. Gefüttert wird die Anlage mit 8500 Tonnen Mais, 150 Tonnen Getreide und 5000 Tonnen Gülle im Jahr. Reuland und Schwalen produzieren zusammen jährlich 4,1 Millionen Kilowattstunden Strom. Dies wäre genug Strom für 1200 Haushalte. Außerdem werden pro Jahr 1 500 000 Kilowatt Wärme produziert. "Dadurch werden 150 000 Liter Heizöl ersetzt, davon rund 20 000 Liter durch die Hackschnitzelanlage", sagt Schwalen.
Ein Vierpersonen-Haushalt habe rund 800 Euro Ersparnis gegenüber der Ölheizung. Außerdem spare man Wartungs- und Schornsteinfegerkosten, zählen die Betreiber weitere Vorteile auf.
Anlagen laufen vollautomatisch



35 Haushalte, ein Gewerbebetrieb, das Dorfgemeinschaftshaus und ein Gasthaus werden mittlerweile versorgt.
Trotz der großen Verantwortung habe er aber keinesfalls schlaflose Nächte, versichert Hermann Schwalen und lacht. "Die Anlagen laufen vollautomatisch. Bei einer Störung bekomme ich sofort einen Anruf auf mein Handy." Das trägt er immer bei sich, und nachts liegt es auf seinem Nachttisch - sicher ist sicher. Außerdem gebe es ja zwei Systeme, sagt Schwalen. Sollte die Biogasanlage mal ausfallen, könne die Hackschnitzelanlage so lange einspringen, bis der Fehler behoben sei. Doch der Ernstfall sei noch nicht eingetreten, versichert er.
Extra

Der RWE Klimaschutzpreis wird jährlich verliehen. Er würdigt Initiativen, die in besonderem Maß Energie effizient einsetzen oder die Umweltbedingungen in den Kommunen erhalten oder verbessern. "Mit dem Aufbau einer Strom- und Wärme erzeugenden Biogasanlage sowie einer Hackschnitzelheizung mit Fernwärmenetz und der Lieferung von Biogas zum BHKW haben Johann Reuland und Hermann Schwalen Zeichen gesetzt", sagt Rolf Lorig, Pressesprecher vom RWE in Trier. Deshalb werden die beiden Landwirte am 7. November zusammen mit 22 weiteren Akteuren im Eifelkreis Bitburg-Prüm mit dem Klimaschutzpreis 2011 der RWE Deutschland ausgezeichnet. Sinn des Preises sei auch über die Öffentlichkeit "Nachahmungstäter" zu finden, die den jeweils Geehrten bei seinem Tun und Handeln um die Umwelt als Vorbild sehen, sagt Lorig. sn

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