Lernen muss weh tun

PRÜM. (fpl) "Polis" heißt die Simulation, bei der sich Schüler als Strategen auf dem Feld nationaler und weltweiter Entscheidungen versuchen. Im Prümer Konvikt lernten 50 Gymnasiasten, dass politische Prozesse oft mit Schmerzen verbunden sind.

Tagung des Weltsicherheitsrats: Der Vertreter Arabiens gerät unter Beschuss - die Menschenrechte. Eine Mitarbeiterin von Amnesty International meldet sich zu Wort: "Arabien scheint immer noch nicht festgestellt zu haben, dass Frauen auch Menschen sind. Wir fordern den Rat auf, den internationalen Druck auf die arabischen Regierungen zu erhöhen." Der Japaner kündigt sogar einen Boykott an. Reaktion des Arabers: "Japan braucht unser Öl. So viel dazu." Immerhin: Der Mann aus dem Nahen Osten verspricht, sich mit seinen Ministern "zusammen zu setzen" und über das Thema zu reden. Was ihm wiederum den Vorwurf einbringt, "nur Zeit schinden" zu wollen. Es klingt echt, ist aber Simulation: Im Prümer Konvikt haben 50 Schüler des Regino-Gymnasiums (Jahrgangsstufen 11 und 12) erfahren, wie zäh Politik sein kann. "Das ist ziemlich interessant", urteilt Thomas Booch (in der Polis-Simulation ein Vertreter Chinas). "Man mault ja immer über die Politiker. Hier sieht man, wie schwer das ist, ein Land zu führen".Auch der zweite Schein-Chinese, Erik Lowet, hat festgestellt, "dass das alles nicht so einfach ist. Erstaunlich sind auch die Formalitäten, die man einhalten muss". Wirklichkeit kann wehtun: "Lernen durch Schmerzen" nennt es Christian Schmitt, Jugendoffizier bei der Bundeswehr in Trier und Polis-Spielleiter. Obwohl er den Begriff "Spiel" nicht mag: "Weil die Schüler hier richtig arbeiten." Das tun sie vier Tage lang, immer von 8.30 Uhr bis 16 Uhr, und wälzen dabei einen dicken Brocken nach dem anderen: Ob sie denn bereit seien, den tausenden von demonstrierenden Studenten die Forderung nach Meinungsfreiheit zu erfüllen, fragt Schmitt die chinesischen Politiker. Antwort: "Ja". Schmitt: "Dann bin ich gespannt, wie du die Altkommunisten davon überzeugen willst." "Meine Funktion ist nur, die Regeln einzuhalten", sagt Schmitt. "Den Rest machen die Schüler. Ich greife nur am Ende des Jahres ein und gebe ihnen die neuen Problemstellungen." Deutlich wird: Viele haben gute Ideen. Allerdings vergessen sie manchmal, das Geld dafür bereit zu stellen oder schlicht einen Beschluss zu fassen. Resultat: Programme, die nur angekündigt, aber nicht umgesetzt werden, demoralisieren die Bürger - und schon sinkt die Produktivität. Die Aufgaben haben es in sich: Schwere Erdbeben, Seuchen, Wirtschaftskrisen, die ganze Völker ins Elend stürzen und ihren Vertretern die "Polis-Dollars" nur so aus der Tasche ziehen. Da kommt selbst "Prof. Dr. Lena Dorniak" ins Grübeln. "Ich bin die Regierungschefin von Osteuropa", sagt die junge Frau, die in Wirklichkeit mit Vornamen Marlena heißt und noch zur Schule geht. "Ich bin sehr daran interessiert, wie ich meine Region wieder aus den Schwierigkeiten herausreiten kann." Ganz klar: Die weltpolitische Simulation zeigt Wirkung bei den Schülern. Und das ist ganz im Sinn des Trierer Jugendoffiziers. Christian Schmitt: "Wenn ich nur einen oder zwei von ihnen dazu bewegen kann, aktiver die Nachrichten zu hören, dann bin ich schon zufrieden." Wer sich für "Polis" und die Info-Arbeit von Jugendoffizier Christian Schmitt interessiert, kann ihn erreichen unter Telefon 0651/91295290 oder per Mail ( jugendoffiziertrier@bwb.org).

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