Leserbrief Dass Scholz nicht sofort adäquat reagiert hat, war ein eklatantes Versagen

Zu: „Wie Abbas der Sache der Palästinenser schadet“ (TV, 22. August) und „Scholz verurteilt Holocaust-Vergleich in Gespräch mit Lapid“ (TV, 19. August):

Mahmud Abbas, Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde mit längst abgelaufener Amtszeit, war zu Besuch in Deutschland und hat bei einer Pressekonferenz mit Bundeskanzler Scholz die israelische Armee beschuldigt, seit 1947 50 Massaker an Palästinensern und Palästinenserinnen verübt zu haben, und jedes dieser Massaker sei ein Holocaust gewesen. Scholz machte gute Miene zum bösen Spiel und verabschiedete Abbas kommentarlos mit Handschlag; erst am nächsten Tag fiel ihm ein, dass er eigentlich empört sein sollte.

Abgesehen davon, ob sich wirklich 50 israelische Massaker nachweisen lassen, bestand der historische Holocaust der deutschen und österreichischen Nazis und ihrer ausländischen Helfer – vor allem aus Ungarn, Estland, Lettland, Litauen, Slowenien, Kroatien, Bosnien, Kosovo und auch der Ukraine – nicht nur aus einer Reihe von Massakern, sondern er war der systematische Versuch, die ansässige jüdische Bevölkerung auszurotten, ob durch Massenerschießungen, Motorabgase in Gaswagen oder – die rationellste Methode – durch Motorabgase oder Cyanidgas (Zyklon B) in stationären Gaskammern. Alleine in Auschwitz-Birkenau gab es eine Million Todesopfer, insgesamt mehr als sechs Millionen. Wo die „Großdeutsche Wehrmacht“ im Zweiten Weltkrieg hinkam – von Frankreich bis zum besetzten Teil der Sowjetunion, von Norwegen bis Italien und Griechenland – folgten ihr die Mordkommandos von SS, SD und Polizei, mit denen die Wehrmacht – abhängig von den örtlichen Kommandanten – mal mehr, mal weniger kooperierte, von Zusammentreibung, Bewachung oder Transport bis zur eigenen Beteiligung an Erschießungen.

Solches kann man Israel auch mit dem bösesten Willen wirklich nicht nachweisen. Wo sind denn die israelischen Vernichtungslager, wo die Massengräber, wo außer in der Fantasie von Antisemiten weltweit, zu denen eben auch Herr Abbas gehört? Dass Scholz nicht sofort adäquat reagiert hat, war ein eklatantes Versagen.

Und sollte man Herrn Abbas wirklich noch einmal einladen, sollten Deutschland und die EU weiterhin die Palästinensische Autonomiebehörde und die UNRWA, das ebenfalls antisemitismusverdächtige UN-Flüchtlingshilfswerk, ausschließlich für Palästinenser, finanziell unterstützen? (Anm. der Red.: Das UNRWA steht wegen seiner Nähe zur Terrororganisation Hamas, die Israel bedroht, in der Kritik).

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