"Lieber reibe und streite ich mich"

Michael Billen will am 27. März als Direktkandidat der CDU für den Eifelkreis in den rheinland-pfälzischen Landtag gewählt werden. Der TV hat den 55-Jährigen in seinem Zuhause in Kaschenbach besucht.

 Sein Platz, das Kopfende: Michael Billen am großen Eichenesstisch in seinem Haus in Kaschenbach. TV-Foto: Dagmar Schommer

Sein Platz, das Kopfende: Michael Billen am großen Eichenesstisch in seinem Haus in Kaschenbach. TV-Foto: Dagmar Schommer

Kaschenbach. Kaschenbach ist ein kleiner, landwirtschaftlich geprägter Ort. 110 Milchkühe mit Jungvieh, Biogasanlage, Schnapsbrennerei und 225 Hektar Land gehören allein zum Hof der Familie Billen. "Es war von Anfang an klar, dass ich Landwirt werde. Freier Bauer auf freier Scholle. Es ist ein harter Beruf, aber man ist unabhängig", sagt Michael Billen. Den Betrieb hat der 55-Jährige mit seinem Bruder vom Vater übernommen. In Jeans, mit hochgekrempelten Hemdsärmeln sitzt der 55-Jährige am rustikalen Eichentisch im Esszimmer. Am Kopfende.

"Das ist mein Platz. Den habe ich nur ein Mal geräumt, als Helmut Kohl vor zehn Jahren zu Besuch war", sagt Billen. Es ist der Tisch, an dem der Landtags- und Kreistagspolitiker auch arbeitet. Aus den Fenstern blickt man über grüne Hügel sowie die Streuobstwiese mit dem angrenzenden Stall. "So sind wir in der Nähe, wenn eine Kuh nachts kalbt", sagt der Landwirtschaftsmeister.

Gegessen wird meist an der Eckbank in der Küche. Häufig mit Gästen. "Wer bei uns arbeitet, isst auch bei uns. Das ist Tradition", sagt Billen. Tradition ist ihm wichtig. Sich selbst würde er als "bodenständig, erdverbunden und im guten Sinne konservativ" bezeichnen. "Ich bin Neuem gegenüber durchaus aufgeschlossen", sagt Billen. So wird etwa sein Haus sowie zehn weitere im Ort mit der Abwärme der Biogasanlage geheizt. Aber ihm liegt es auch, "Bewährtes zu bewahren".

An den Wänden in Ess- und Wohnzimmer, die ein Kachelofen verbindet, hängen Zeichnungen von Bauern bei der Feldarbeit, gusseiserne Takenplatten und ein altes Waffeleisen sowie Seidenmalerei von seiner Frau Marlene. Auch ein Foto der Kaschenbacher Kirche schmückt den Raum. Das kleine Gotteshaus hat Billen zusammen mit der Freiwilligen Feuerwehr des Orts, deren Wehrführer er ist, renoviert. Für ihn zählt ehrenamtliches Engagement. So ist er etwa auch seit sechs Jahren Vorsitzender des Deutschen Roten Kreuzes im Eifelkreis.

1977 ist er mit seiner Frau in das von außen eher unscheinbar wirkende Haus gezogen, das in zwei separaten Wohnungen jede Menge Platz bietet. Billen hat es im Laufe der Jahre mehrfach umgebaut. "Als das dritte Kind unterwegs war, mussten wir uns was einfallen lassen", erzählt Billen, von dessen vier Kindern - Arno (32), Silvia (30), Ruth (28) und Matthias (26) - inzwischen nur noch der Jüngste im Haus lebt. Eine Großfamilie - samt der 86-jährigen Mutter, die das obere Stockwerk bewohnt. "Ich bin ein Familienmensch", sagt Billen, der Leute mit Ecken und Kanten mag. "Ich will wissen, wofür jemand steht." Alles, was aalglatt daherkommt, ist ihm suspekt: "Lieber reibe und streite ich mich."

Entspannung findet er bei körperlicher Arbeit, Motorradfahren oder der Jagd. 18 Bockgeweihe hängen im Flur, die Honda Goldwing parkt in der Garage. Mit der ist er durch Amerika gekurvt. "Eine tolle Tour", erzählt Billen. Aber sein Zuhause ist und bleibt Kaschenbach: "Weg wollte ich hier noch nie."no/jöl

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort