Liste Streit feiert mit Laugengebäck statt mit Gummibärchen

Bitburg · Ende der 80er Jahre von ein paar jungen Bitburgern gegründet, ist die Liste Streit nun seit 25 Jahren im Stadtrat vertreten. In der Bitburger Bar Canesita wurde dieses erste Vierteljahrhundert Kommunalpolitik mit Anhängern und Freunden gefeiert.

Bitburg. Während Joachim Streit im Eingangsbereich steht und jeden Besucher persönlich begrüßt, plätschert im Hintergrund "Nothing else Matters" von Metallica. Nicht das Original, sondern eine Coverversion. Unplugged. Eine junge Frau singt und ein Mann begleitet sie auf der Akustikgitarre. Auf den Tischen stehen Schälchen mit Laugengebäck und drum herum Menschen mit Sektgläsern in der Hand. Manche Dinge ändern sich nie. Andere dafür umso mehr.
Der Sonntagvormittag in der Bitburger Bar Canesita, an dem das 25-jähriges Bestehen der Liste Streit gefeiert wird, hat wenig gemeinsam mit der Gründungsveranstaltung. Damals dröhnte Bap aus den Lautsprechern. Statt Laugengebäck gab\'s Gummibärchen. Und Versammlungsort war der Lindenhof.
Eine Bar wie das Canesita hätten eingefleischte Lindenhofgänger nie betreten. Doch die Zeiten haben sich geändert. Der Lindenhof wurde abgerissen. Und auch an Joachim Streit sind die Jahre nicht spurlos vorübergegangen. Aus dem 24-Jährigen, der 1989 gemeinsam mit Gründungsmitglied Rudi Rinnen in den Stadtrat zog, wurde 1996 ein Bürgermeister und 2009 ein Landrat. Und nun steht er im Canesita. Unterhält sich dort gut gelaunt unter anderem darüber, dass die Haare auf seinen Kopf entweder ausfallen oder grau werden.
Streit ist als Redner geschätzt. Und gefürchtet von denjenigen, die nach ihm am Pult stehen. Rainer Betram, Vorsitzender der Liste Streit, gewährt sich deshalb den Vortritt und reduziert seine Ansprache auf das Minimum. Und auch Fraktionssprecher Willi Notte weist direkt zu Beginn seiner Ansprache darauf hin, dass er von Beruf nun mal Schreiner und seine Reden deshalb auch eher hölzern seien.
1996 ist Notte der Liste Streit beigetreten. Im gleichen Jahr wurde Streit Bürgermeister. Sein Vorgänger war Horst Büttner, sein Nachfolger wurde Joachim Kandels. An diesem Sonntagvormittag sind beide anwesend. Und der Mann, der in der Bürgermeisterchronologie die Verbindung zwischen beiden ist, hat zwischenzeitlich seinen Vorredner am Pult abgelöst.
Streit beginnt mit einem Zitat des ehemaligen luxemburgischen Premierministers Jean-Claude Juncker zum falschen Selbstverständnis von Politik und beendet die Ansprache schließlich mit einer 100-Watt-Birne in seiner Hand. Offiziell sind diese Leuchtmittel im deutschen Handel gar nicht mehr erhältlich. Weil die Politik es so gewollt hat. Und für Streit ist die 100-Watt-Birne der Beleg für etwas, "was in Gang gesetzt und nicht zu Ende gedacht" wurde.
Er wisse gar nicht, ob es eigentlich legal sei, diese Birne noch einzuschrauben, scherzt der promovierte Jurist.
Auch daran sieht man, wie die Zeit vergeht: Im Lindenhof wäre nie einer auf die Idee gekommen, eine 100-Watt-Birne in die Fassung zu drehen. uhe

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