Lösungsmittel verursachen Beschwerden

Bitburg · Kopfschmerzen, Husten, Übelkeit: Seit das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Eifel (DLR) vor rund eineinhalb Jahren umgezogen ist, klagen Mitarbeiter über Beschwerden. Ursache sind Lösungsmittel, die aus dem Fußboden entweichen. Ein Mediziner bezeichnet die "massiv erhöhte" Konzentration der giftigen Stoffe nun als besorgniserregend.

 Das Problem-Gebäude am Flugplatz. TV-Foto: Katharina Hammermann

Das Problem-Gebäude am Flugplatz. TV-Foto: Katharina Hammermann

Bitburg. Dass das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Eifel (DLR) ein Problem hat, steht schon lange fest: Denn zahlreiche Mitarbeiter klagten und klagen über Probleme wie Augenbrennen, Hustenreiz, Übelkeit oder Kopfschmerzen. Zwei unabhängige Gutachten hatten ergeben, dass aus dem Fußbodenkleber entweichende Glykole Ursache der Beschwerden sein könnten (der TV berichtete).
Allerdings war bisher unklar, wie das alles aus medizinischer Sicht zu bewerten ist und was unternommen werden soll. Daher wurde ein Umweltmediziner damit beauftragt, die beiden Gutachten abschließend zu analysieren und Ratschläge zu erteilen. Und seine Beurteilung, die dem TV vorliegt, hat es in sich. Sie dürfte wohl auch den letzten Zweifler davon überzeugen, dass nicht der Groll über den von vielen Mitarbeitern ungewollten Umzug in das renovierte Gebäude am Bitburger Flugplatz, sondern tatsächlich aus dem Fußboden entweichende Lösungsmittel Ursache der Klagen sind.
Sein Schreiben an den Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB), der das DLR-Gebäude von einem privaten Investor gemietet hat, ist voller Ausrufezeichen.
Untersuchung der Mitarbeiter


Die beiden Untersuchungen "zeigten vor allem eine unglaublich hohe und lang anhaltende Ausgasung" der beiden Glykole. Die "massiv erhöhten" Raumluftkonzentrationen dieser Stoffe bezeichnet er als besorgniserregend. Denn es handele sich um Verbindungen, die zwar erstaunlicherweise "toxikokinetisch inhalativ" noch nicht erforscht seien, die aber "eindeutig toxischer als andere Glykole sind und deren Konzentrationen in der Innenraumluft eindeutig niedriger liegen müssten". Zudem weist der Umweltmediziner darauf hin, dass der vom Bundesgesundheitsamt für Butyldiglykolacetat (einer der Problem-Stoffe) vorgeschlagene Maximalwert für Innenräume massiv überschritten werde. Ausrufezeichen. Wenig Freude dürften die Mitarbeiter auch an seiner zehn Zeilen langen Auflistung der gesundheitlichen Beschwerden haben, die Glykole auslösen können. Sie reichen von Schwindel, Kopfschmerzen und Erbrechen über gereizte Augen und Bronchialerkrankungen bis hin zu Fruchtschädigung, Schädigung von Hoden, Leber oder Immunsystem. Der Arzt schlägt vor, dass die Mitarbeiter an einer gesundheitlichen Fragebogen- und Urinanalyse teilnehmen sollten. Außerdem sollen die 13 Luftreinigungsgeräte, die im DLR bereits seit einigen Monaten zum Einsatz kommen, so lange betrieben werden, bis die Beschwerden wegbleiben. Und "sensible Personen mit hohem Krankenstand dürfen nicht mehr in den hochbelasteten Räumen arbeiten". Zudem fordert der Arzt ein Verbot des Fußbodenklebers, der für die Probleme gesorgt hat. Die Mitarbeiter wurden über die Ergebnisse dieser abschließenden Beurteilung bereits informiert. Am morgigen Freitag werden sie in einer Info-Veranstaltung Gelegenheit haben, den verschiedenen Gutachtern Fragen zu stellen.
Auch Vertreter des LBB, der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion sowie des Wirtschaftsministeriums werden vor Ort sein. DLR-Leiterin Anja Stumpe hofft, dass diese Versammlung auch eine Entscheidung darüber bringt, wie es nun weitergehen soll. Die Raumluftproblematik hat das Land bereits viel Geld gekostet. Das erste Gutachten haben noch die Privatbesitzer des Gebäudes bezahlt. Das zweite hingegen hat der LBB beauftragt. Kosten: 30 000 Euro. Auch die Luftreinigung zahlt der Landesbetrieb: Rund 60 000 Euro Kosten sind so schon zusammengekommen. Das ist mehr als der Umzug selbst gekostet hat (45 000 Euro). Und ein Ende ist nicht in Sicht - hat das DLR doch nicht nur 13, sondern rund 100 Büros. Der Umzug von Prüm und Bitburg auf den Flugplatz sollte jährlich Mietkosten in Höhe von 45 000 Euro einsparen. Aus diesem Plan ist nun erst mal nichts geworden. Wer die Kosten im Endeffekt trägt - der Steuerzahler oder aber der Vermieter - ist ebenso wie die Schuldfrage noch ungeklärt.

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