Kultur Da ist mehr als tanken und Banken

Bitburg · Luxemburger Abend: Großherzogtum und Eifel liegen nicht nur geographisch nahe beieinander. Die Liebe geht tiefer.

 Georges Calteux, Christiane Durbach und Pierre Puth (von links) unterhalten die rund 150 Besucher mit Anekdoten, Gedichten und Rezitationen.

Georges Calteux, Christiane Durbach und Pierre Puth (von links) unterhalten die rund 150 Besucher mit Anekdoten, Gedichten und Rezitationen.

Foto: Vladi Nowakowski

Auch das unter viel Gelächter vorgetragene Liedchen von den „Zehn kleinen Luxemburgern“ findet ein vorbildlich völkerverbindendes Ende: Neun der kleinen Luxemburger finden darin ein schreckliches Ende – der letzte und einzige Überlebende sucht sich ein Bitburger Mädchen: „Und dann waren es bald wieder zehn“.
Seit 30 Jahren pflegen Luxemburger und Bitburger ihre Kontakte. Nicht
nur, aber auch mit dem alljährlich veranstalteten „Letzeburger Owend zu Beberech“.

 Viel Applaus für die Gäste aus dem Großherzogtum im Haus Beda  beim Ausmarsch der Musiker aus Echternach.

Viel Applaus für die Gäste aus dem Großherzogtum im Haus Beda  beim Ausmarsch der Musiker aus Echternach.

Foto: Vladi Nowakowski
 Jos Schartz (links) und Sylvia Nels haben den Letzeburger Owend musikalisch begleitet.

Jos Schartz (links) und Sylvia Nels haben den Letzeburger Owend musikalisch begleitet.

Foto: Vladi Nowakowski

Am Samstag kommen rund 150 Besucher  ins  Haus Beda. Eine Zahl, die das Interesse an den Treffen nicht spiegele, sagt Werner Pies von der Kulturgemeinschaft Bitburg: „Bei dem schönen Wetter sind wohl viele lieber in ihrem Garten geblieben.“
Diejenigen, die sich von den angenehmen Temperaturen draußen nicht abhalten ließen zu kommen, amüsieren sich jedenfalls großherzöglich: Christiane Durbach, Georges Calteux und Pierre Puth tauchen tief in die gemeinsame Geschichte der Luxemburger und Eifeler ein – doch es ist alles andere als ein trockener Vortrag. Das Trio auf der Bühne hat den Schalk im Nacken, zitiert aus Gedichten und Romanen, streut Sprichworte ein und bringt das Publikum zum Lachen, oftmals auch sich selbst. Auf hohem Niveau zieht man sich gegenseitig durch den Kakao, Humor kennt eben keine Grenzen. „Unsere gemeinsame Vergangenheit ist zu 90 Prozent positiv besetzt“, sagt Georges Calteux, langjähriger Direktor des
luxemburgischen Denkmalschutzamtes und Professor für Kunsterziehung nach der Veranstaltung. „Für die zwei Weltkriege dazwischen kann die Bevölkerung ja nichts.“ Die Sprache des Abends ist Letzeburgisch und stellt, da sie dem in der Eifel gesprochenen Moselfränkisch sehr ähnlich ist, keine Hürde dar. Man versteht sich – auch musikalisch. Wenn zwischen den Wortbeiträgen Sylvia Nels und Jos Schartz Lieder anstimmen, singt der ganze Saal mit. Problemlos. Zum ersten Mal sind die Bläser der Harmonie Municipale aus Echternach mit dabei. Auch die Blasmusik ist schließlich ein verbindendes Element in der Region.
„Geschichte, Literatur und Identität der Luxemburger und der Eifeler -
nach gemeinsamen Wurzeln müsse man nicht tief graben“, sagt Calteux:
„Wir sind uns mehr als ähnlich, schließlich fließt in unseren Adern
römisches Blut.“ Seitdem die Römer die Region eroberten, seien 60 bis 70 Generationen ins Land gegangen. „Darunter war lediglich eine, in der zwischen uns Schweigen herrschte. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat es eine
Generation lang gedauert, bis wir uns wiedergefunden haben“, sagt
Georges Calteux. Dass selbst diese Katastrophe nicht zu einem ewigen Bruch derBeziehungen führte, ist beim Letzeburger Owend zu sehen. Denn an sichist die Veranstaltung für beide Seiten ein gemeinsamer Heimatabend, bei dem es am Ende Ovationen der Zuhörer gibt.

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