VRT vergibt Buslinien an Luxemburger Großkonzern, Eifeler Unternehmen bleiben auf der Strecke Luxemburger fassen in der Eifel Fuß
Bitburg/Prüm/Irrel · Die Ausschreibung für das Linienbündel Südeifel ist beendet. Bekommen hat den Zuschlag die Firma City Tour Trier, die Tochter des Busunternehmens Emile Weber aus Luxemburg. Wie es dazu kam und was regionale Anbieter dazu sagen.
Das Liniennetz in der Südeifel ist ein Flickenteppich. Rund um Bitburg, Trier, Irrel und Luxemburg sind Busse in allen Farben des Regenbogens unterwegs. Welche Firma welche Linie für den Verkehrsverbund Region Trier, kurz VRT, bespielt, hat sich mit der Zeit so ergeben. Wer auf der Hinfahrt bei einem Anbieter einsteigt, fährt auf der Rückfahrt womöglich mit der Konkurrenz
Am 16. Dezember ist damit Schluss. Denn dann geht das Linienbündel Südeifel an den Start. Es ist der erste Schritt der Umsetzung des neuen Nahverkehrsplans im Eifelkreis Bitburg-Prüm. Das Konzept sieht vor, den Busverkehr in kommunale Hände zu nehmen und dadurch in der Fläche zu verbessern.
Einzelne Linien werden dabei zu einem Bündel zusammengefasst und gemeinsam ausgeschrieben. Das soll die bisherige „Rosinenpickerei“ der Busunternehmer unterbinden, die sich laut VRT lukrative Routen sicherten, die weniger einträglichen aber links liegen ließen. Wenn eine Firma Linien fahren will, muss sie nun ein ganzes Bündel nehmen. Darunter sind dann gewinnbringende Schulwege, aber auch wenig lohnende Provinzstrecken.
Für das Linienbündel Südeifel hat nun die Firma City Tour Trier den Zuschlag bekommen und damit einige regionale Bewerber ausgestochen. Weil das Unternehmen das günstigste Angebot unterbreitet hat, ist die Ausschreibung beendet.
In der Eifel ist City Tour Trier bislang nicht in Erscheinung getreten. Besuchern der Römerstadt könnte der Name des Unternehmens aber ein Begriff sein. Denn er steht auf den roten Doppeldeckerbussen, die Touristen dort von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit bringen. Seit 2018 ist das Unternehmen aber auch mit Linienbussen im Ruwertal unterwegs.
Branchenkenner sahen in der Übernahme der Linien damals den Testlauf eines Großkonzerns, in der Region Fuß zu fassen. Denn hinter City Tour Trier, das ist aus dem Handelsregister zu erfahren, steht das luxemburgische Busunternehmem Voyages Emile Weber (siehe Info).
Über den Tochterbetrieb City Tour hat die Firma aus dem Großherzogtum seit 2007 Zugang zum deutschen Markt. Diesen Sitz im Inland braucht das Unternehmen, um in der Bundesrepublik Linien befahren zu dürfen. So steht es im Personenbeförderungsgesetz.
Das sagt Emile Weber: 42 Busse will City Tour Trier in der Südeifel einsetzen. Dem Fahrpersonal, das derzeit dort unterwegs ist, will das Unternehmen laut Christian Weber ein Übernahmeangebot machen. Ob die Firma auf den Strecken Subunternehmer aus der Region beauftragt, ließ Weber offen: „Das ist Verhandlungssache. Es kommt auf die Preise der Anbieter an.“
Nötig hätte die Firma mit Sitz in Canach es wohl nicht, fremde Fahrzeuge und Mitarbeiter einzusetzen. Der luxemburgische Konzern unterhält derzeit 600 Busse und beschäftigt 1200 Angestellte. Auch an Erfahrung mangele es nicht, sagt Weber: „Mit der Muttergesellschaft fahren wir täglich Hunderte Linienbusse durchs Land.“
Das sagen VRT und Kreis: Auch ein Pressesprecher des VRT hat keine Bedenken, dass der Betrieb der Sache gewachsen ist. Auf TV-Anfrage schreibt er, die Firma City Tour Trier habe „transparent darstellen“ müssen, dass sie in der Lage ist, das Linienbündel Südeifel in den nächsten zehn Jahren zu übernehmen. Dies sei auch von der zentralen Vergabestelle geprüft worden.
Regionale Unternehmen seien durch die Vergabe auch nicht benachteiligt worden, schreibt ein Mitarbeiter der Kreisverwaltung Bitburg-Prüm. Zum einen hätten diese auch bei der Ausschreibung der verbleibenden drei Linienbündel Chancen. Und zum anderen könne City Tour Trier bis zu zwei Drittel der Angebote an Subunternehmen übertragen. Dabei würden lokale Betriebe meist „in erheblichem Umfang berücksichtigt“. Von daher könne kaum die Rede von einem Verdrängungswettbewerb sein.
Das sagen Busunternehmen: Kleinere Bieter hätten es bei den Vergaben der Linienbündel deutlich schwerer als große Konzerne, sagen hingegen regionale Busunternehmer wie der Prümer Firmenchef Werner André. Was ihn an den Ausschreibungen vor allem ärgert, ist die „knappe Frist“ zwischen Vergabe und Betriebsbeginn.
Hätte er im Juni den Zuschlag bekommen, hätte er bis Dezember eine größere Busflotte samt Personal beschaffen müssen, um die Linien zu bespielen. „Kein kleiner regionaler Betrieb hat diese Kapazitäten“, meint André: Große Player wie Emile Weber hingegen schon.
Beworben hatte sich André trotzdem. Dass er den Zuschlag an die Luxemburger verloren hat, stört ihn allerdings nicht: „Das ist ein seriöses Unternehmen.“ Und sicherlich keine der vielen europäischen Firmen, die Lohn-Dumping betreiben.
Kollege Detlef Krakau aus Bitburg gibt ihm Recht: „Gegen Emile Weber ist nichts einzuwenden. Das ist ein vernünftiger Betrieb.“ Auch Krakau ist ein guter Verlierer. Dass die Konkurrenz aus dem Großherzotum sein Unternehmen ausgestochen habe, gehöre zum Wettbewerb.
Ob ihm das künftig häufiger passieren wird? Unklar. Christian Weber ließ auf Nachfrage offen, ob Emile Weber sich auch an den Ausschreibungen der anderen Linienbündel in der Region beteiligen will: „Das ist ein Geschäftsgeheimnis.“