Magische Felsen und genussvolle Tröpfchen

Bollendorf · Sie sind die neuen Botschafter des Naturparks Südeifel. Dafür haben die zwölf Ranger neun Monate gepaukt und eine Prüfung abgelegt. Nun dürfen sie offiziell die Titel Naturparkranger und zertifizierte Natur- und Landschaftspfleger tragen. Alle zwölf bieten außergewöhnliche Führungen an. Der TV hat mit den Rangern gesprochen.

Bollendorf. "Bizarre Fratzen, glitzernde Pflanzen und versteinerte Wesen begleiten uns auf den Felsenpfaden. Die Felsen erzählen Geschichten von Leben und Tod, von Werden und Vergehen, aber auch von bettelarmen Mönchen" - So beginnt die Beschreibung der Erlebnisführung Jihan Iskandarani (38) und Christiane Giudici (29). Das Konzept der Führung ist während ihrer Ausbildung zu Naturparkrangern entstanden.
Die beiden sind zwei der neuen Gesichter des Naturparks Südeifel. Wer die Gesichter noch nicht kennt, kann die Ranger an ihren Allwetterjacken ausmachen. Leuchtend blau für die Jungs, hellgrün für die Mädels. Manchmal sitzt dazu ein cowboy-ähnlicher Lederhut auf dem Kopf der frischgebackenen Gästeführer.
"Einer für alle, alle für einen", sagt Gerhard Krämer (57) aus Echternacherbrück lachend. So beschreibt der Naturparkranger die Truppe in den auffälligen Jacken. Die setzt sich aus zwölf naturbegeisterten Menschen zwischen 29 und 57 Jahren zusammen. Jeder von ihnen darf sich ab jetzt Naturparkranger und zertifizierter Natur- und Landschaftspfleger nennen. Ihre Zertifikate haben sie in einer feierlichen Übergabe durch Landesumweltministerin Ulrike Höffken und Chefin des Naturparks Südeifel, Daniela Torgau, erhalten. "Wir sind eine bunte Truppe, die Spaß hat, mit der Natur zu arbeiten", formuliert der Rittersdorfer Andreas Kube (43).
Die Männer und Frauen sind also ab sofort sozusagen die zwölf Musketiere der Südeifel. Ihre Aufgabe ist es, die Natur zu schützen, sie mehr in das Bewusstsein von Besuchern und Einheimischen zu rücken und die Sehenswürdigkeiten an den Touristen zu bringen.
Doch Naturparkranger zu werden ist gar nicht so einfach. Neun Monate lang haben die zwölf Freiwilligen, die das alles neben ihrer normalen Berufstätigkeit machen, gebüffelt. Sie haben sich jeden Dienstagabend drei Stunden und einige Wochenenden um die Ohren geschlagen, um alles rund um die Landschaft und Eigenheiten im Naturpark Südeifel zu lernen. "170 Stunden Unterricht und acht Exkursionen waren das insgesamt", sagt der 48-jährige Christian Calonec-Rauchfuß, der eigentlich bei der Verbandsgemeindeverwaltung Neuerburg arbeitet. "Wir hatten sogar Sprechtraining, wurden in Marketing, Beschwerdemanagement und Pressearbeit geschult", sagt der frisch ernannte Ranger. Ihm haben die Exkursionen am besten gefallen: "Das war wie ein Schulausflug", sagt er lachend. Am anstrengendsten fand Calonec-Rauchfuß den Hydrologie-Unterricht, bei dem es um die verschiedenen Gewässer und deren Eigenschaften ging. Das sieht die Jüngste im Bunde, Christiane Giudici (29), anders: "Das Stressigste war die Klausur." In der wurden zu vier verschiedenen Fachgebieten jeweils 15 Fragen gestellt. Das Gute: Alle zwölf Kandidaten haben bestanden. Rita Nottinger (45): "Das macht mir so viel Spaß, dass ich meinen alten Job an den Nagel hänge und mich im Tourismus selbständig mache."
Laut Naturparkchefin Daniela Torgau starteten damals 18 Anwärter. Zwölf sind übriggeblieben und haben sich dem Ausbildungsprogramm gestellt. Einige Teilnehmer sind bereits als Gästeführer unterwegs oder kennen sich im Tourismussektor aus. Andere sind komplette Neulinge auf dem Gebiet. Wie Sonja Reinard (34) aus Mettendorf. "Aber ich interessiere mich sehr für Natur und Gesteine", erklärt die pharmazeutisch-technische Assistentin.
"Alle wussten, worauf sie sich einlassen, dass sie viel Eigeninitiative zeigen müssen", sagt Torgau. Elisabeth Galter (55) aus Ingendorf lacht: "Wenn man einmal damit angefangen hat, kann man nicht mehr aufhören." Die Gesamtkosten für die Ausbildung lagen bei 22 000 Euro. Dazu steuerte jeder Kandidat 500 Euro bei. Den Rest übernahmen zu 80 Prozent das Land und zu 20 Prozent der Naturpark Südeifel, so Torgau. Dauerhaft sollen im Naturpark bis zu zehn Ranger für die Gäste da sein. Die ausgebildeten Ranger verdienen sich einen Obulus mit ihren Touren. "Aber man macht das aus Leidenschaft. Reich werden kann man damit nicht", erklärt Andreas Kube.
"Wir wünschen uns, dass die Ranger mit den Gastgebern hier zusammenarbeiten", sagt Torgau. So können die zwölf neuen Touren besser vermarktet und vielleicht sogar neue Führungen, perfekt auf die Gäste zugeschnitten, konzipiert werden.
Doch bis es so weit ist, muss sich das Rangerteam erst einmal einspielen. Und die Angebote müssen publik gemacht werden. Torgau: "Machen Sie Werbung für unsere Ranger! Oder noch besser: Machen Sie selbst die Touren mit!"
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Laut Bruno Zwank, Geschäftsführer des Naturparkzentrums Teufelsschlucht, liegt der Wandertourismus im Trend. Immer mehr junge Menschen wanderten. Die Angebote seien da, würden aber zu wenig in Szene gesetzt (Erlebnistouren). Deshalb sind die Angebote der Ranger wichtig für die Entwicklung des Tourismus in der Verbandsgemeinde (VG) Irrel. Dort liegen die touristischen Bruttoumsätze bei 13,8 Millionen Euro. Das ist ein Steueraufkommen von 311 000 Euro jährlich. Während im gesamten Eifelkreis 800 000 Übernachtungen jährlich gezählt werden, sind es in der VG Irrel allein 190 000.Extra

Ranger-Erlebnistouren Christian Calonec-Rauchfuß: Sinspelter Äquatorspaziergang, Erlebnistour auf der Schwelle zwischen Islek und Gutland Elisabeth Galter: Panoramatour Holsthum - wo die Keltoromanen an den Keuperscharren campierten Christiane Guidici und Jihan Iskandarani: Bizarre Fratzen, glitzernde Pflanzen und versteinerte Wesen begleiten uns auf den Felsenpfaden am Rand des Ferschweiler Plateaus Beate Kneip: Baden in Waldluft - Auszeit im Wald Gerhard Krämer: Römer, Mönche, Rebensaft - 2000 Jahre Weinbautradition an der Sauer Rita Nottinger und Achim Nottinger: Tierspurensuche - Naturerlebnis für Familien und Naturfreunde Andreas Kube: Coole Früchtchen&Co - mit Hermine und Herbie auf der Spur der Südeifeler Vitaminbomben, Streuobst-Cache-Tour für Familien Michaela Panse: Eine Reise zu den vergessenen Orten der Westeifel, Kulturhistorische Rangertour Sonja Reinard: Tierisch gutes Vergnügen, Esel-Erlebnis-Wanderung im Radenbachtal

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