Mahnmal und bedeutendes Biotop

Dasburg · Auf 2,8 Kilometern informiert ein neuer Wanderweg bei Dasburg über die erhaltenen Westwallanlagen. Die 13 Schautafeln gehen sowohl auf die Geschichte ein als auch auf die hohe Bedeutung der Ruinen als noch junge Biotope.

 Um diese stehende Bunkerplatte zu finden, müssen Wanderer links neben einer Schautafel für einige Meter in den Wald gehen. TV-Foto: Frank Auffenberg

Um diese stehende Bunkerplatte zu finden, müssen Wanderer links neben einer Schautafel für einige Meter in den Wald gehen. TV-Foto: Frank Auffenberg

Dasburg. Mächtig ragt die Deckenplatte eines ehemaligen Westwallbunkers im Wald südlich von Dasburg in die Luft. Neugierig drängelt sich eine 50-köpfige Wandergruppe an einem hölzernen Zaun und bestaunt das steinerne Ungetüm. "Es wirkt komisch, aber wir blicken auf die Unterseite der Decke. Beim Versuch, den Bunker zu sprengen, blieb die Platte so stehen", erklärt Eva-Maria Altena vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND).
Als Projektleiterin beim BUND konzipierte Altena den neuen Westwall-Wanderweg "Von Grau zu Grün" mit. Bei einem Festakt im Gemeindehaus Dasburg wurde das Gemeinschaftsprojekt des BUND, des Vereins Historisches Dasburg und des Vereins zur Erhaltung der Westwall-Anlagen am Sonntag vorgestellt. Auf einer 2,8 Kilometer langen Wanderstrecke zwischen Dornauelsmühle und der Dasburger Brücke informieren 13 Schautafeln Wanderer über die historischen Hintergründe der unzähligen Betonbauten, die teils direkt am Wegesrand liegen, manchmal aber auch gut versteckt im Wald gesucht werden müssen. Schirmherr des Wanderwegs ist der ehemalige Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, Kurt Beck.
Propagandistisches Bollwerk


Zwischen 1938 und 1940 wurden 18 000 Bunker, Stollen, Gräben und Panzerbrecher auf 680 Kilometern entlang der westlichen "Reichsgrenze" errichtet. Das nationalsozialistische Regime ließ sie offiziell bauen, um sich vor einem Einmarsch der Kriegsgegner aus Richtung Westen zu schützen. Historiker schreiben dem Westwall aber heute vor allem eine propagandistische Bedeutung zu. Gleich nach Kriegsende wurde überall versucht, die monströsen Bollwerke zu sprengen und zurückzubauen - mit nur mäßigem Erfolg.
"Viele Anlagen wurden zwar zerstört, aber nie richtig entsorgt. Die Reste blieben liegen", sagt Sabine Yacoub, Geschäftsführerin des BUND Rheinland-Pfalz. "Heute ist der Westwall, so wie wir ihn kennen, eine Perlenschnur von Ruinen, die sich zu bedeutenden Lebensräumen für Tiere entwickelt haben", sagt sie.
Besonders die gut versteckten Hohlräume in den ehemaligen Bunkern seien für Fledermäuse und auch Wildkatzen wichtige Rückzugsräume geworden, sagt Eva-Maria Altena. Aber auch die ehemaligen Gräben und Panzerbrecher seien wichtig. Viele Mäuse finden dort Unterschlupf - perfekte Reviere für die Wildkatzen.
"Wir wollen den Besuchern natürlich die Geschichte des Westwalls erklären, aber auch ihre heutige Bedeutung muss betont werden. Es ist eben nicht nur alter Beton", sagt Christian Nosbüsch. aff

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