Majestätische Musik von der doppelten Orgel

Kyllburg · Zwei Orgeln, viel Engagement und eine lange Geschichte. Am kommenden Sonntag feiern die Kyllburger das Jubiläum der Stiftskirche. Den Besuchern werden besondere Orgelklänge geboten.

 Organist Wolfgang Valerius kann an seinem Spieltisch beide Orgeln bedienen. TV-Foto: Christina Bents

Organist Wolfgang Valerius kann an seinem Spieltisch beide Orgeln bedienen. TV-Foto: Christina Bents

Foto: Christina Bents (chb) ("TV-Upload Bents"

Kyllburg. Klein, aber fein, heißt es bisweilen. In diesem Jahr gibt es lediglich eine kleine Feier zum Gedenken an den Bau der Stiftskirche - fein soll sie dennoch werden. Klaus Bender, Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Kyllburg, erklärt: "Wir haben uns spontan entschlossen, den 8. Mai mit einer feierlichen Messe zu begehen, und nachmittags wird ein Orgelkonzert stattfinden." Das 700-jährige Bestehen vor 40 Jahren wurde größer gefeiert, in diesem Zusammenhang sogar der Bischofsstab von Heinrich von Finstingen, dem Gründer des Kollegialstifts, gezeigt. Der Krummstab ist besonders, weil er jetzt zum Domschatz gehört, und weil Bischof Ackermann ihn 2009 bei seiner Amtseinführung als Zeichen für die Geschichte des Bistums dabei hatte. "Vielleicht ergibt sich ja in zehn Jahren die Gelegenheit, dass Trier ihn uns noch einmal ausleiht", so hofft Bender.Besonders sind in der frühgotischen Kirche das alte Chorgestühl, die Fenster und die aus Stein gehauene Muttergottes, die auch "Staudenmadonna" genannt wird - weil sie angeblich vom Himmel gefallen und anschließend in Hecken oder Stauden gefunden worden sei. Die Kirche ist als Kollegiatstift mit zwölf Priestern gegründet worden. Heute kommen in der Stiftskirche viele Menschen aus der Region zusammen, um Gottesdienst zu feiern. Denn sie ist in der Pfarreiengemeinschaft die zentrale Kirche. Und auf die ist Verlass: Jeden Sonntag findet pünktlich um 11 Uhr der Gottesdienst statt. Und immer noch gibt es Besucher, die verdutzt sind, wenn sie die Orgelklänge hören. Orgelklänge von gleich zwei Orgeln. Eine steht, wie in den meisten Gotteshäusern, auf einer Empore gegenüber des Altars. Die andere aber ist erst auf den zweiten Blick sichtbar. Sie steht hinter dem Altar. Kyllburg hatte schon um 1830 zu den drei Gotteshäusern in der Westeifel gezählt, die eine Orgel hatten. 1994 kam eine 23-Register-Orgel aus dem Hause Tzschöckel dazu. Die steht heute noch.Orgeln ergänzen sich im Klang

Als Pastor Klaus Bender, der die Königin der Instrumente selbst spielt, hörte, dass man in Wuppertal günstige gebrauchte Orgeln kaufen könne, sei er einfach mal hingefahren. "Nur um zu schauen", sagt er. Doch dabei ist es nicht geblieben. "Die Orgel klang so verheißungsvoll und war mit 15 000 Euro ein echtes Schnäppchen." Also habe er sie von seinem eigenen Geld gekauft. Doch wohin mit dem edlen Stück? Ein Orgel ist schließlich kein Keyboard. Die benötigt Platz. Gemeinsam mit den kirchlichen Gremien hat sich Bender dann für die Stelle hinter dem Altar entschieden.Jetzt können - dank vieler Kabel und Funkverbindung - beide Orgeln von einem Spieltisch aus bedient werden. Das begeistert auch Organist Wolfgang Valerius. Er erklärt: "Man kann die Kirche von vorne und von hinten beschallen." Dazu ergänzten sich die beiden Orgeln in ihren Klangfarben. Die Orgel des Pastors klinge etwas grundtöniger, weicher, wärmer als die andere. "Die hingegen ist sehr reich an Obertönen."Extra

Das Jubiläumskonzert am Sonntag, 8. Mai, um 16 Uhr ist der Auftakt für eine kleine Orgel- und Konzertreihe. Wolfgang Valerius spielt Werke aus der Feuerwerks- und Wassermusik, einen Krönungsmarsch sowie Pomp and Circumstance, was das Motto des Nachmittags fast schon vermuten lässt: "Royal Pomp and Glory - Händel, Elgar & Co". An Pfingstsonntag, 15. Mai, 17 Uhr, spielt die Löhner Kantorei, unter der Leitung von Viacheslav Zaharov, Joseph Haydns Missa Brevis. Am Sonntag, 12. Juni, um 18 Uhr findet ein Orgelkonzert mit Daniel Cook, Organist der Westminster Abbey aus London statt. Anlass ist der 65. Geburtstag von Johannes Geffert, einem der renommiertesten deutschen Organisten, der auch anwesend sein wird. Von Montag, 20. Juni, bis Donnerstag, 23. Juni, findet eine CD-Aufnahme in Kyllburg mit Thomas Heywood aus Melbourne statt. Der gab schon mit 17 Jahren ein Solokonzert im Sydney Opera House. Seine CDs gehören zu den meistverkauften Orgel-Platten überhaupt. chb Extra

 Schon 740 Jahre auf dem Buckel: die Stiftskirche in Kyllburg. Foto: Privat

Schon 740 Jahre auf dem Buckel: die Stiftskirche in Kyllburg. Foto: Privat

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Was ist das Besondere an den Orgeln in Kyllburg? Valerius: Neben den verschiedenen Klangfarben, die ich von meinem Spieltisch aus steuern kann, haben die Orgeln einige Sondereffekte - zum Beispiel eine Marimba und eine Regenmaschine. Auch, wenn ich während eines Stückes von vorne oder hinten beschalle, ist das sehr spannend für die Zuhörer. Was bedeutet Orgel spielen für Sie? Valerius: Hobby, Spaß und Ausgleich. Mit 13 Jahren habe ich angefangen, Orgel zu spielen. Ein halbes Jahr später habe ich die erste Werktagsmesse musikalisch gestaltet. Für mich sind Liturgie, Priester und Orgel ein Zusammenspiel in der Messe, das die Leute anspricht. Was fasziniert sie an den englischen Stücken? Valerius: Es gibt bei den Stücken immer etwas Passendes für jedweden Anlass. Es ist einfach eine feierliche Musik. Zudem hatte ich einen Engländer als Orgellehrer. Das prägt. chb

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