Makaberer Fund an der Kirchenbaustelle - Bürger findet in Lichtenborn Knochenreste vom alten Friedhof

Lichtenborn · Mario May aus Brandscheid hat sich beim TV gemeldet: Auf der Baustelle an der Kirchenmauer von Lichtenborn sind ihm Knochenreste aufgefallen, die dort bei den Arbeiten zum Vorschein kamen. Wir hörten nach, was es damit auf sich hat.

 Die Mauer-Baustelle an der Lichtenborner Kirche. TV-Fotos (2): Fritz-Peter Linden

Die Mauer-Baustelle an der Lichtenborner Kirche. TV-Fotos (2): Fritz-Peter Linden

Foto: (e_pruem )

Lichtenborn. "Mich interessieren alte Gebäude und alte Geschichte", sagt Mario May. Und wenn irgendwo an einem solchen Bau gearbeitet wird, schaut er sich das an. Das machte er dieser Tage auch in Lichtenborn: Dort lässt die Pfarrgemeinde gerade die alte Mauer rund um die Kirche und den ehemaligen Friedhof erneuern. Dazu waren auch erhebliche Erdarbeiten nötig - unter anderem, um die Mauerfundamente freizulegen. Deshalb liegt dort einiges an Erdhaufen auf dem Gelände.

Und an einigen Stellen fand Mario May Knochenreste, darunter ein Stück von einer Schädeldecke, nicht weit davon einen Kieferknochen. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass das so gewollt ist" sagt er. Immerhin lägen die meisten Knochen frei herum, sie könnten auch von Kindern gefunden werden - "ich hab nicht gegraben, das lag alles obenauf".

Hat da vielleicht jemand nicht aufgepasst? Und: Wie geht man mit den Überresten von Menschen um, die bei solchen Arbeiten gefunden werden? Hans Nortmann, Archäologe beim Rheinischen Landesmuseum in Trier, kennt das: "Das klingt erwartbar, wenn man an einer Kirche Löcher macht, dass dann auch Gräber angetroffen werden." Wenn in der Stadt Baugrundstücke ausgebaggert würden, erlebe man das auch immer wieder. Es falle nur vielleicht nicht so auf wie auf dem Dorf. Ist das Museum involviert, versuche man "das so zu regeln, dass niemand Anstoß nehmen kann". Meist lasse man die Knochen dann auf einem Friedhof beisetzen. Und in Lichtenborn?

Ortsbürgermeister Alois Leick sind die Skelettteile bisher nicht aufgefallen: "Ich bin da noch nicht rumgegangen", sagt er. Aber er sei auch zu sehr mit dem Gemeindeprojekt gegenüber beschäftigt: Dem Umbau der alten Schule zum Dorfgemeinschaftshaus. Zugetragen worden sei ihm auch nichts von Knochenfunden, "ich kann mir auch nicht vorstellen, dass das Vorsatz ist". Wir sollen mal seinen Vorgänger und heutigen Vorsitzenden des Pfarrgemeinderats, Friedhelm Hermes, dazu befragen. Und der liefert Aufklärung: Ja, man habe während der Arbeiten immer wieder Knochen gefunden, die vom früheren Friedhof stammen, sie aber alle gesammelt, um sie später an der Kirche an einer Stelle zu bestatten. Er habe selbst, gemeinsam mit dem Lichtenborner Bauunternehmer Helmut Endres (hinzu kommt viel Eigenleistung von den Pfarrmitgliedern) "schon die Handschuhe angezogen und Knochen weggeräumt".

"Die Baustelle ruht seit dem 15. Dezember, weil wir an der Mauer nicht weitermachen können." Die müsse noch einen Isolierputz erhalten, der aber erst aufgetragen werde, wenn alles wieder trocken ist. Und sobald das Gelände wieder geebnet sei, werde man einige der Grabsteine ebenfalls wieder aufstellen, um damit an den früheren Friedhof zu erinnern, auf dem zuletzt 1982 jemand beerdigt worden sei. Inzwischen hat Lichtenborn eine neue Anlage am Ortseingang aus Richtung Lünebach.

Die neuerlichen Funde kann sich Hermes nur durch das Wetter erklären: Der Wind und der starke Regen könnten weitere Reste freigespült haben - zumal die Erdhaufen sehr locker seien. Er werde sich das anschauen und alles, was freigelegt worden sei, selbstverständlich wegsorgen.Meinung

Sie kümmern sich
Wer weiß, warum in Lichtenborn jetzt weitere Knochen auf der Baustelle aufgetaucht und noch nicht weggeräumt worden sind. Das ist für manchen schwer zu ertragen - es geht ja um Menschen, die dort einmal gelebt haben. Aber ein Skandal ist es wohl eher nicht - die Lichtenborner gehen, wie die Nachfrage zeigt, offenbar verantwortungsbewusst damit um. f.linden@volksfreund.deExtra

 Vom Wetter freigelegt? Knochenreste im Erdhaufen.

Vom Wetter freigelegt? Knochenreste im Erdhaufen.

Foto: (e_pruem )

Die Pfarrgemeinde musste die alte, stark lädierte Kirchenmauer erneuern. Schon vor Jahren war sie an einer Stelle eingebrochen, sagt Friedhelm Hermes. Kosten: etwa 120 000 Euro, davon übernimmt das Bistum Trier 60 Prozent, also 72 000 Euro, den Rest muss die Pfarrgemeinde stemmen, auch durch viel Eigenleistung. Sobald das Wetter besser wird, sollen die Arbeiten weitergehen. Ziel: Bis zur Lichtenborner Kirmes alles fertig zu haben, und die beginnt am Freitag, 13. Mai. fpl

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