Malen äußert unbewusste Dinge der Seele

Viele Kinder können sprachlich nicht ausdrücken, was ihnen fehlt. Doch künstlerisch tätig zu sein kann ihnen helfen, sich besser zu artikulieren. Deshalb bietet Sozialpädagogin Brigitte Siep in Schleiden Kunsttherapie für Kinder an. Ihr "Arteficium" eröffnet sie am Samstag, 10. Januar.

 In der Kunsttherapie können Kinder nicht nur alleine arbeiten, sondern auch mit dem Erzieher. Brigitte Siep analysiert ein Bild, das eine Pflegemutter mit dem Kind malte. Das Besondere: Beide durften nur nacheinander den Pinsel in die Hand nehmen. Foto: Sarah Schmidt

In der Kunsttherapie können Kinder nicht nur alleine arbeiten, sondern auch mit dem Erzieher. Brigitte Siep analysiert ein Bild, das eine Pflegemutter mit dem Kind malte. Das Besondere: Beide durften nur nacheinander den Pinsel in die Hand nehmen. Foto: Sarah Schmidt

Schleiden. Der kleine Max (Name geändert) wollte unbedingt ein Gartenhäuschen für sich alleine haben. Ein Wunsch, dem die Sozialpädagogin Brigitte Siep gerne nachkam. Gemeinsam malten und bastelten sie an einem Häuschen aus Pappe.

"Über die Arbeit an dem Papphaus kamen wir ins Gespräch über Abgrenzung und Schutz", erinnert sich Siep. Die Bastelarbeit habe den Eltern deutlich gemacht, dass ihr Sohn mehr Zeit für sich brauche. Das Ergebnis: Jetzt habe Max in seinem Zimmer, das er sich mit seinen Geschwistern teile, ein Zelt als Rückzugsraum.

Und genau das ist der Grund, warum Brigitte Siep für Kinder jetzt eine Kunsttherapie anbietet. "Wenn die Sprache beeinträchtigt ist, ist es wichtig, den Kindern eine andere Ausdrucksmöglichkeit an die Hand zu geben - die Kunst." Denn durch das, was Menschen produzierten, könnten Rückschlüsse auf die Persönlichkeit gezogen werden. "Das Kunstprodukt bietet eine Möglichkeit zu sehen, was ein Kind braucht." Das Malen äußere unbewusste Dinge der Seele, die durch Sprache nicht hervorgebracht werden könnten.

Noch sind die Therapieräume in dem weißen Haus in Schleiden, gleich neben dem Städtischen Gymnasium, nicht ganz fertig. In dem großen, hellen Malraum mit "Wunderschrank" - der vieles zum Malen und Basteln enthält, was Kinder wünschen - gibt es eine Küche mit Wartebereich und ein Besprechungszimmer. Sowieso erinnern die hellen freundlichen Räume nicht an eine Praxis, sondern eher an eine private Wohnung.

"Die Kinder kommen hierhin zum Malen, und sie gehen nicht zu einer Therapie." Das ist der Sozialpädagogin aus Oberhausen, selbst Mutter zweier Kinder, wichtig.

Ihr Kunstatelier namens "Arteficium" (angelehnt an artificium, lat.: Kunstwerk) eröffnet die 50-Jährige in Zusammenarbeit mit dem Rösrather Institut für pädagogische Diagnostik - eine stationäre Jugendhilfe, in der die Betreuung ausschließlich in Familien stattfindet.

In der Eifel leben derzeit etwa 25 Kinder in den qualifizierten Pflegefamilien. Sie alle haben in ihrer Kindheit traumatische Ereignisse erlebt. Damit es den Kindern erleichtert wird, über die Geschehnisse zu sprechen, entwickelte das Institut eine Kunsttherapeutische Diagnostik, die auf Bildanalysen basiert.

Das "Arteficium" von Brigitte Siep macht Kindern und Jugendlichen ein kunstpädagogisches Angebot, ihre Entwicklung anzuregen und zu begleiten. Diese Erziehungshilfe kann jede Familie in Anspruch nehmen. Dabei ist es egal, mit welchen Problemen die Kinder konfrontiert sind oder waren. Sozialpädagogin Siep sieht sich selbst als Mentorin, die bei den Kindern den kreativen Prozess anregt.

"Die meisten Kinder legen einfach los." Und ganz automatisch werde beim Malprozess miteinander gesprochen, ohne Zwang und ohne Druck. Extra Das "Arteficium" von Brigitte Siep wird am Samstag, 10. Januar, um 16 Uhr im Holgenbach 1 in Schleiden, eröffnet. Zuvor findet für Interessierte die Fachveranstaltung "Therapie durch künstlerische Gestaltung und Pädagogische Diagnostik" statt. Der Vortrag von Prof. Dr. Ulrich Oevermann beginnt um 10 Uhr im Cafe Mayer's in der Blankenheimerstraße 1 in Schleiden.

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