"Man bekommt so viel zurück"

Dudeldorf · 38 Jahre lang war Heinz Hill im Vorstand der Lebenshilfe Bitburg, zwischen 1993 und 2016 Vorsitzender. Mit viel Geduld, Hartnäckigkeit und Kompromissbereitschaft hat er Werkstätten, ein Hotel und Wohnheime mit auf den Weg gebracht. Nun hat er das Bundesverdienstkreuz erhalten.

 Heinz Hill mit der Urkunde und dem Bundesverdienstkreuz, das er für sein Engagement bei der Lebenshilfe verliehen bekommen hat. Im Hintergrund ein Bild seines Sohnes im Alter von etwa vier Jahren. TV-Foto: Christina Bents

Heinz Hill mit der Urkunde und dem Bundesverdienstkreuz, das er für sein Engagement bei der Lebenshilfe verliehen bekommen hat. Im Hintergrund ein Bild seines Sohnes im Alter von etwa vier Jahren. TV-Foto: Christina Bents

Foto: Christina Bents (chb) ("TV-Upload Bents"

Dudeldorf. Die Lebenshilfen in Bitburg, Prüm und Daun beschäftigen insgesamt in ihren Betrieben rund 1300 Menschen. Die meisten davon kennen Heinz Hill, denn er hat sich 38 Jahre lang als ehrenamtlicher Vorsitzender in der Lebenshilfe Bitburg engagiert.
"Wenn ich ins Wohnheim komme, stürmen meist zwei oder drei Bewohner auf mich zu, umarmen und drücken mich", sagt der 76-Jährige, der beruflich als Vorstand der Raiffeisenbank Dudeldorf tätig war. Weil er sich mit Zahlen auskannte, war er in allen Projekten im Bauausschuss. Beim zweiten Standort der Lebenshilfewerkstätten in Hermesdorf, wo es um Summen im mehrstelligen Millionenbereich ging, war er Bauausschussvorsitzender.
Aber erst einmal zurück zu den Anfängen. Heinz Hill und seine Frau haben einen gemeinsamen Sohn, Jörg, der inzwischen 49 Jahre alt ist und der als einer der Ersten in den 1970ern in den Kindergarten der Lebenshilfe ging. Dadurch kam der Kontakt zustande und man fragte ihn, ob er nicht bereit sei, in der Lebenshilfe mitzuarbeiten.
Das tat er und war bis 1993 Zweiter Vorsitzender. Innerhalb des Vorstands übernahm Heinz Hill den Bereich Behindertenwerkstätten. Eine gab es bereits von der Lebenshilfe Daun in Kopp. Nun sollte eine gemeinsame der Lebenshilfen Bitburg, Daun und Prüm in Gerolstein entstehen. 1980 wurde sie dort für 120 behinderte Menschen gebaut. "Dort wurden beispielsweise einfache Sortierarbeiten gemacht", berichtet Hill. Es folgten eine Erweiterung und ein zweiter Standort in Hermesdorf.
Um die ganzen Bauprojekte auf den Weg zu bringen, waren viele Überlegungen, Sitzungen und Abstimmungen zwischen den Lebenshilfen sowie Fahrten in verschiedene Ministerien notwendig. "Das hat mir nie was ausgemacht", sagt Hill. "Man bekommt so viel von den behinderten Menschen zurück, und es ist gut für sie. Einer hat mir mal im Wohnheim gesagt: `Es ist hier so schön, hier gehe ich nie wieder weg."
Integration ist ihm wichtig



Über die gesamten 38 Jahre war es ihm ein besonderes Anliegen, dass durch seine Arbeit Menschen mit Beeinträchtigungen glücklich und zufrieden in unserer Gesellschaft leben können. "Die vielen Begegnungen mit den Behinderten im Wohnheim, in den Werkstätten, bei den Bauarbeiten haben mich motiviert, weiterzumachen und in meinen Bemühungen nicht nachzulassen", sagt Hill. "Ich glaube, dem Anspruch bin ich ein wenig gerecht geworden."
Wichtig war Heinz Hill und seinen Mitstreitern immer, dass die Menschen integriert werden. Sie wollten keine Tagesförderstätten, denn das wäre für sie wie eine Zweiklassengesellschaft unter den Behinderten gewesen.
Stattdessen gibt es - einmalig in Rheinland-Pfalz - Fördergruppen, in denen die Menschen angeleitet werden, verwertbare Arbeit zu leisten. Um die verschiedenen Projekte umzusetzen, seien auch intern Diskussionen mit Kollegen in den Gremien nötig gewesen, um das Beste für die Menschen mit Beeinträchtigung zu erreichen.
Dabei sei manchmal auch Hartnäckigkeit erforderlich gewesen, sagt Hill. "Einmal sind wir sogar in Mainz vom Tisch aufgestanden, haben gesagt, `hier kommen wir nicht weiter, das bringt nichts. Beim nächsten Mal haben wir unser Anliegen dann durchgebracht", erzählt Hill.
Neben der Arbeit unternehmen die Menschen in den Werkstätten der Lebenshilfe auch in ihrer Freizeit etwas zusammen. Sie fahren zum Schwimmen, Golfen oder Reiten. Die Lebenshilfe Bitburg hat sogar ein eigenes Pferd, mit Namen Pumuckel.
Hill hatte sich vorgenommen, während seiner ehrenamtlichen Tätigkeit das Wohnprojekt in Bitburg fertig zu stellen. "Ich habe ein gutes Gefühl, dass meine Mitstreiter und Nachfolger die Arbeit gut weiterführen werden und die Behindertenarbeit und -betreuung so weitergeht", sagt er.
Seine Urkunde ist übrigens von Bundespräsident Johannes Gauck unterschrieben. "Ich freue mich über die Ehrung, die ich stellvertretend für die vielen Mitstreiter und Unterstützer entgegennehme", sagte Hill bei der Feierstunde, bei der ADD-Präsident Thomas Linnertz ihm das Bundesverdienstkreuz überreichte. chb

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