Manchmal derb, immer lustig

Prüm · Jeden Samstag gibt es im Trierischen Volksfreund ein ganz spezielles Angebot: Die Eifelkolumne. Das Besondere: TV-Redakteur Fritz-Peter Linden nimmt die Eifeler Sprache und das Denken unter die Lupe. Immer mit einem Augenzwinkern, selbstironisch und nah am Leser. Die Kolumnen der vergangenen zwei Jahre sind in der KBV-Edition Eyfalia als Taschenbuch erschienen.

Prüm. Der Eifeler Dialekt ist TV-Redakteur Fritz-Peter Linden ein Anliegen. Seit mehr als drei Jahren erscheint immer samstags seine Kolumne mit typischen Redewendungen, Wortkreationen oder Ansichten der Ureinwohner im Trierischen Volksfreund. Sehr zur Freude seiner Fangemeinde, die wie die zahlreichen Zuschriften erahnen lassen, immer größer wird.Jede Woche im Blatt


Manchmal derb, manchmal überraschend, aber immer lustig und selbstironisch, so steht sie Woche für Woche im Blatt. Und - da bleibt der Autor standhaft - stammt immer aus seiner Feder. Denn selbst in seinem Urlaub erscheinen die Zeilen, da der fleißige Stadtkyller vorproduziert.
Die Kollegin (gebürtig im Norden) eignet sich bestenfalls als Erstleserin, um die Verständlichkeit zu überprüfen. Die Kolumne soll nämlich auch von Nicht-Platt-Sprechern zu kapieren sein. Und das klappt nicht nur ganz gut, sondern dient gleichzeitig auch als Sprachkurs und zur besseren Integration der Zugezogenen.
Und da ist der Eifeler offen. Nachzulesen in der Kolumne "Das Wunder der Integration", wo es heißt: "Was haben wir schon für Gestalten integriert! Und wo die alle herkamen! (…) Die Leute aber (Löck, Legg, Leggt, Leit usw.), so unterschiedlich sie von Gemüt und Zungenschlag her auch sein mögen - die kommen am Ende dann doch miteinander parat." Seine Ideen bezieht der Autor aus seinem reichen Lebens- und Erfahrungsschatz. Gerne nimmt er auch Anregungen von Bekannten und Lesern auf. Über Zuschriften freut er sich "wie bekloppt". "Schreibt weiter, Leser, das ist einfach zu schön!", fordert Linden.
Mit liebem Spott wirft er gerne einen Blick auf die Ureinwohner, geizt nicht mit Selbstironie und Häme, was ihn selbst betrifft. Ohne "Schmandläffel-artiges Geseier" zum Ranschmeißen ans Publikum, aber mit dem spürbaren Stolz, Sohn dieses liebenswerten und stolzen Völkchens zu sein, verfasst er seine Eifel-Einsichten.Schreiben bis zur Erschöpfung


Das will er jetzt sicher nicht lesen, aber: Bis zur Erschöpfung und Selbstausbeutung reicht sein Wille, die Kolumne treu zu füllen, die Leser nicht zu enttäuschen. Egal, ob "draußen der Frühling lärmt", er an der Plooch oder am Freckert leidet oder der Blitz einschlägt und er "nur Gedöns" am Hals hat, weil der Kollege im Urlaub ist. Das Fortschreiben der Eifel-Einsichten war nur einmal ernstlich gefährdet, als Linden auf ärztlichen Rat hin das Rauchen lassen sollte. "Verdammte Hacke, ich darf nicht mehr dämpen. Welche Konsequenzen das für die Eifelkolumne hat - keine Ahnung", schrieb er verzweifelt.
Doch die Kolumne gab er nicht auf (das Rauchen übrigens auch nicht so richtig, pssst!). Und deswegen gab es auch reichlich Stoff, um aus dem Besten der vergangenen zwei Jahre wieder ein Büchlein zu binden. So geschehen im KBV-Verlag in Hillesheim.
Ab sofort ist das 223 Seiten dicke, gut geschriebene und noch besser zu lesende Taschenbuch mit vielen Zeichnungen vom Autor im Buchhandel zu haben. Fritz-Peter Linden, Et jit noch immer net jerannt, Edition Eyfalia, KBV-Verlag, 9,20 Euro.
Die Premierenlesung ist am Freitag, 29. November, 19 Uhr, im Gasthaus Herrig in Meckel.
Eine Woche darauf liest der Autor im Euvea-Hotel Neuerburg: am Samstag, 7. Dezember. Beginn ist um 18 Uhr. Karten erhält man bei Ticket Regional oder den Veranstaltern.Extra: Interview

Fritz-Peter Linden (51), ist Redakteur beim Trierischen Volksfreund und Buchautor.

Warum wird in der Eifel eigentlich jerannt?

Fritz-Peter Linden: Es wird ja nicht jerannt. Zumindest lautet so die Mahnung. Und meistens wird hier alles etwas überlegter angegangen, das ist ein sympathischer und kluger Zug der Eifeler. Die lassen sich nicht von jedem Quatsch gleich in Hysterie versetzen. Leider rennen manche gern, sobald sie ein Lenkrad vor der Nase und ein Gaspedal am Fuß haben. Da müssen wir noch dran arbeiten...

Jede Woche eine Kolumne und dazu noch die Redaktionsarbeit - und das über Jahre - wie hält man das aus?

Man wird bekloppt. Was wiederum eine wichtige Voraussetzung zum Kolumnenschreiben ist. Ich hoffe nur, dass es niemand merkt.

Die jungen Eifeler sprechen doch kaum noch Platt miteinander. Stirbt das Eifeler Platt bald aus?

Nicht bald, aber es wird vermutlich irgendwann aussterben oder nur in abgeschwächter Form überleben, darauf deutet alles hin. Das muss man aber nicht beklagen, denn Sprache hat sich schon immer verändert. sn

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