Manchmal waren auch Ellenbogen erforderlich

HALLSCHLAG. Nach einem Vierteljahrhundert als Hallschlager Ortsbürgermeister möchte Georg Brandt sein Amt künftig in anderen Händen sehen. In seiner Amtszeit beschäftigte ihn allein die fast "unendliche Geschichte" der Munitionsfabrik "Espagit" 15 Jahre lang.

Auf die Altlastenbeseitigung der Munitionsfabrik hätte Georg Brandt (58) gerne verzichtet . "Das hat man Hallschlag und auch mir aufgezwungen", sagt der scheidende Ortsbürgermeister rückblickend. Doch auch Positives kann Brandt dem Dauerbrenner für Hallschlag abgewinnen: "Wir haben Zuschüsse bekommen, die sicherlich nicht geflossen wären, wenn diese Situation nicht gewesen wäre. Das fing beim Feuerwehrgerätehaus an, ging weiter über die Generalsanierung des Kindergartens mit mehr als einer Million Mark. Und es setzte sich fort mit Flächenankauf für Gewerbeansiedlung." Und als letzten kleinen Ausläufer der "Espagitgeschichte" sieht Georg Brandt auch noch die Zuschüsse für das jüngste Hallschlager Projekt, die Schaffung des neuen Spielplatzes.Firmenschließungen trafen den Ort hart

Viel schlimmer als die Folgen der Espagit-Sanierung sieht Georg Brandt für Hallschlag und seine Bürger die Firmenschließungen. "Das war deutlich schlimmer, weil hier auf Grund von ,Globalisierungsmaßnahmen‘ zwei große Firmen platt gemacht wurden. Die Schließung der Brotfabrik Niesen musste nicht sein, und bei DOM war es genau so. Hinzu kam noch die Insolvenz eines Sägewerkes und der Wegzug der Raiffeisen-Verwaltung", beklagt Georg Brandt den Aderlass. Was rückblickend seine tägliche persönliche Arbeit als "erster Bürger" der Gemeinde angeht, sieht er keine nennenswerten Enttäuschungen. "Wenn ich so einen Job annehme und etwas bewegen will, muss ich schon kämpfen. Dass manchmal die Ellbogen eingesetzt werden und es hin und wieder auch unter die Gürtellinie geht, das finde ich bei dem Job normal", ist sein Fazit zu 25 Jahren Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat, der Bevölkerung, mit der Verwaltung und anderen Beteiligten. Mit genügend Abstand - als Ratsmitglied steht Georg Brandt weiter auf der Vorschlagsliste - kann er künftig Hans-Jürgen Breuer, dem einzigen Bewerber um das Bürgermeisteramt, zur Seite stehen, wenn dieser voraussichtlich seine Nachfolge antreten wird. "Wir haben noch einige Dinge angeschoben, deren Realisierung mir noch am Herzen liegt", sagt Brandt und meint damit unter anderem das neue Wohngebiet "Häselpesch". Eigentlich sollte ein Bauträger die Erschließung für die Gemeinde übernehmen. Doch das ging wegen des Streits um die Munitionsfabrik schief. Seit dem vergangenen Jahr ist das Altlastenthema "Espagit" für die Hallschlager soweit abgeschlossen, dass die Ortsgemeinde wieder an die Realisierung des neuen Wohngebietes herangeht. Falls Georg Brandt künftig dem neugewählten Gemeinderat nochmals angehören wird, kann der Geschäftsführer der "Eifeler Naturstein & Betonbauteile GmbH" auch fortan noch für seine Gemeinde wirken. Auf jeden Fall bereut er seine Zeit als Ortsbürgermeister nicht, auch wenn sich die Arbeit beziehungsweise die Bedingungen grundlegend geändert hätten. "Die finanziellen Rahmenbedingungen sind schlechter geworden, der Gestaltungsspielraum ist enger." Für die Hallschlager Zukunft sieht er keinesfalls schwarz, denn die vielen jungen Leute auf der Vorschlagsliste machten ihm auch weiterhin Mut, aber er habe ohnehin "immer positiv" gedacht.

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