TV-Forum in Prüm Wenn zwei sich meistens einig sind...

Prüm · ...dann müssen die Prümer entscheiden am Sonntag, 26. Mai. Für den Stadtbürgermeister-Posten kandidieren Amtsinhaberin Mathilde Weinandy (68) und Johannes Reuschen (32). Beim TV-Forum am Dienstag trafen sie aufeinander.

 Bestens aufgelegte Kandidaten: Mathilde Weinandy und Johannes Reuschen mit Redakteur Fritz-Peter Linden (rechts).

Bestens aufgelegte Kandidaten: Mathilde Weinandy und Johannes Reuschen mit Redakteur Fritz-Peter Linden (rechts).

Foto: Frank Auffenberg

„Tatsächlich: Wir haben zwei Kandidaten. Für Prümer Verhältnisse ist das schon unübersichtlich“, frotzelt Fritz-Peter Linden, Prümer TV-Redakteur, zu Beginn des TV-Wahlforums im mit mehr als 200 Besuchern gut gefüllten Konvikt. Zusammen mit Lars Ross, Lokalchef für Eifel und Mosel, fühlt er den beiden Kandidaten, Mathilde Weinandy (CDU) und Johannes Reuschen (freier Kandidat) fast zwei Stunden lang auf den Zahn.

15 Jahre ist die Bürgermeisterin nun schon im Amt. Zuvor war sie 25 Jahre lang Beratungstechnikerin an der Landwirtschaftsschule. Auch das habe ihr „viel Freude gemacht“, sagt Mathilde Weinandy.

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Foto: tv/Frank Auffenberg

Johannes Reuschen sitzt noch an seiner Dissertation, Thema: „Angriffe gegen Rettungskräfte in Rheinland-Pfalz“. Da sei er in den letzten Zügen. Einmal in der Woche fahre er nach Trier, um sein zweites Staatsexamen voranzutreiben. „Und ansonsten bereite ich mich auf meinen neuen Beruf hier in Prüm vor.“ Dafür erntet er Applaus und Gelächter im Publikum.

Böse Zungen behaupten, jetzt sei aber langsam mal gut. Warum sie nochmal antrete, will Linden von Mathilde Weinandy wissen. „Ich mache die Arbeit unendlich gerne, es ist für mich ein Stück Lebenswerk und es gibt noch viel zu tun. Ich fühle mich noch gut und würde gerne weitermachen, weil es mir wirklich Freude macht.“

Ob es nicht ein bisschen unverschämt sei, jetzt gegen Frau Weinandy anzutreten und für ihn nicht bloß ein Sprungbrett, will Ross von Reuschen wissen. Der antwortet: „Ich habe meine Kandidatur im August vor einem Jahr bekanntgeben, da wusste ich noch gar nicht, ob Mathilde weitermacht oder sich noch jemand bewirbt. Ich habe die Frage mit mir, meiner Familie und meinen Freunden geklärt. Ich denke, wir bewerben uns beide um einen Posten, wir gehen sehr fair miteinander um, und das hat nichts mit Unverschämtheit zu tun.“

Ein großes Thema in Prüm war in den vergangenen Jahren der Umbau des Hahnplatzes. Dafür gab es nicht immer nur Applaus von den Bürgern. Doch auch bei dieser Frage demonstrieren die beiden Kandiaten Einigkeit. Im Rat sei viel über das Thema diskutiert worden, man habe aber auch Vorgaben, Gesetze und Richtlinien bei den Planungen beachten müssen, um an Fördermittel zu gelangen, sagt Mathilde Weinandy. „In dem Punkt wäre es von meiner Seite jetzt auch viel zu leicht zu sagen, so, jetzt komme ich und sage den Prümern, wie man das alles hätte besser machen können, das war Mist. So leicht würde ich es mir nie machen“, sagt Reuschen. Letztendlich könne er das auch nicht, denn die Stadtratsbeschlüsse dazu seien einstimmig gefallen, sagt die Bürgermeisterin.

Aufgefallen sei manchem, dass  Landrat Joachim Streit den Kandidaten Reuschen „auf allen Kanälen“ unterstütze. Woran das denn liege, will Lokalchef Ross wissen. Reuschen begründet das mit einer persönlichen Freundschaft und dass Streit damals fast im selben Alter wie er war, als er Bürgermeister von Bitburg wurde. Man lebe ja in einer Demokratie, da könne jeder unterstützen, wen er wolle, sagt Mathilde Weinandy. Außerdem habe der Landrat sie ja auch indirekt gelobt: Er habe gesagt, Prüm habe sich prächtig entwickelt.

Zuletzt hatten Streit und Reuschen das Prümer Krankenhaus besucht, was sie denn da in Erfahrung bringen konnten, wollen die TV-Redakteure wissen. Und ob ein Bürgermeister denn überhaupt etwas tun könne, um das Krankenhaus zu erhalten. Reuschen: „Viele hier treibt um, was passiert eigentlich mit unserem Krankenhaus. Da hängen 300 Jobs dran.“ Er selbst habe neun Jahre lang in der Rettungswache gegenüber gearbeitet, kenne ziemlich gut die Schwestern (fröhliches Gelächter im Publikum) und auch die Ärzteschaft. Es sei ein großes Problem, Ärzte nach Prüm zu bekommen. „Hier könnten wir vielleicht eingreifen und Haltefaktoren schaffen, wir müssen Werbung machen, den Leuten sagen, kommt nach Prüm, hier lohnt es sich zu leben.“

Mathilde Weinandy appelliert an alle, das Krankenhaus zu nutzen und nicht schlechtzureden. So habe der Förderverein mehr als 500 000 Euro gesammelt und das zeige auch, wie die Menschen doch hinter dem Krankenhaus stehen.

Oft herrscht Einigkeit zwischen den beiden Kandidaten. Ob Hahnplatz, Erhaltung des Krankenhauses oder Postbankschließung, fast einmütig legen beide ihre Argumente dar. Lediglich bei der Innenstadtentwicklung setzen sie sich voneinander ab. So bedauern beide die Leerstände. Die Amtsinhaberin glaubt fest daran, dass sich nach der Fertigstellung des Hahnplatzes auch wieder Geschäfte ansiedeln werden. Mit Privateigentümern habe sie gesprochen, wolle dazu aber derzeit noch nichts sagen.

Reuschen sieht das an der Stelle anders. „Ich finde, da müssen wir selbst mehr aktiv werden. Wir haben es am Ende auszubaden. Da haben wir die Plätze schön gemacht und dann eine tote Innenstadt. Wenn das passiert ist, dann ist das Kind in den Brunnen gefallen.“

Nach der Fragerunde bekommen beide Kandidaten die Gelegenheit, drei Minuten lang für sich zu werben. Eine Aufgabe, die beide souverän meistern. Reuschen möchte das Wir-Gefühl stärken und setzt dabei auf eine sehr breite Bürgerbeteiligung. Das will er klassisch machen mit Bürgergesprächen, aber auch in Workshops. Beim Kurpark könnte man schon so vorgehen. Außerdem möchte er Prüm fit für die Zukunft machen. Man müsse jetzt die Weichen stellen, um Prüm attraktiv zu machen. Zur Not müsse man die Stärken nach außen schreien, „damit man uns wahrnimmt“.

Mathilde Weinandy betont, wie viel in den letzten Jahren in Prüm passiert sei. In das Projekt Hahnplatz habe sie unendlich viel Zeit und Kraft hineingesetzt und mit dafür gesorgt, dass es ein gutes Ergebnis wird. Außerdem habe es große Veranstaltungen gegeben, wie den Deutschen Wandertag und der Rheinland-Pfalz-Tag, „die waren ein Gewinn für Prüm. Damit haben wir bewiesen, was wir leisten können hier in der Stadt. Unendlich viele Vereine und Menschen haben sich daran beteiligt, und das zeigt, dass ihnen unsere Stadt hier wichtig ist.“ Mit dem Förderverein für das Krankenhaus und der Einrichtung der Tafel habe sie auch im sozialen Bereich viel getan. Es sei ihr ein Herzensanliegen, sich für alle Menschen einzusetzen. „Auch für die, denen es nicht so gut geht.“

 Vier vor voller Hütte (von links): Fritz-Peter Linden, die Kandidaten Johannes Reuschen und Mathilde Weinandy und Lars Oliver Ross.

Vier vor voller Hütte (von links): Fritz-Peter Linden, die Kandidaten Johannes Reuschen und Mathilde Weinandy und Lars Oliver Ross.

Foto: Frank Auffenberg
 Logo_Kommunalwahl_2019

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Foto: TV/Lambrecht, Jana

Und was sagen die Zuhörer? „Es herrschte große Einigkeit zwischen den beiden. Johannes hat sich gut verkauft“, sagt Axel Jansen. „Ich fand es interessant. Mathilde Weinandy hat ein bisschen besser gepunktet“, sagt Julia Peter. „Das war unendliche Harmonie. Ich bin unvoreingenommen hierhin gekommen und bin immer noch unentschlossen“, sagt Markus Link (SPD-Mitglied).

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