Matronen, so weit das Auge reicht

Nettersheim · Künstlerinnen aus ganz Deutschland haben sich die vergangenen Monate mit dem Thema "Matrone" auseinandergesetzt. Die Resultate dieser Arbeit sind noch bis zum 4. September in Nettersheim zu sehen.

 Das Matronen-Parlament von Marianne Pitzen ist ein Blickfang. TV-Foto: Michael Schnitzler

Das Matronen-Parlament von Marianne Pitzen ist ein Blickfang. TV-Foto: Michael Schnitzler

Nettersheim. Es war der Streit um die Bebauung der "Görresburg", dem oberhalb des Ortes gelegenen Matronenheiligtum, der Maggie Töpfer, Agnes Harff-Hilger und Sarah Advena vom Freundeskreis Kulturbahnhof (Kuba) Nettersheim auf die Idee brachte, sich in einer großen Ausstellung mit dem Thema Matronen auseinanderzusetzen. "Wir wollten uns konstruktiv und auf künstlerische Weise mit dem Thema beschäftigen", so Harff-Hilgers. Entstanden ist ein Kunstprojekt mit dem Titel "Meine Matronen", in dessen Rahmen bis zum 4. September zahllose Kunstwerke an drei Orten in Nettersheim zu sehen sind: im Kuba, im Naturzentrum und im alten Kloster, dem zentralen Ausstellungsort.
Eine Vorab-Performance zur Ausstellungseröffnung fand am Sonntag an der Görresburg statt: Musikalisch begleitet von der Klezmer-Gruppe "Nialldoh" führten sieben Frauen um Ulrike Tscherner-Bertoldi einen Tanz zur "Ehrung der weisen Frauen" auf. Anschließend fuhren die über 30 an der Ausstellung beteiligten Künstler aus ganz Deutschland mit dem "Römerwagen" zum Kloster, wo die Ausstellung eröffnet wurde. Hier, wie im Kuba und im Naturzentrum, finden Interessierte Kunstwerke nahezu aller Art und Form zum Thema Matronen: Bilder, Skulpturen, Fotografien, Zeichnungen, Holz- und Tonarbeiten, Drahtobjekte, Installationen. Mal ist das zentrale Motiv - die sitzenden Matronen-Figuren - unmittelbar bildhaft dargestellt, mal abstrakt oder verfremdet. Nichts scheint zufällig: Soweit das Auge reicht, erkennt oder erahnt man Matronen. Viele Künstler rücken "normale" Frauen als Matronen in den Mittelpunkt: Etwa Franz-Josef Kochs, dessen Fotos im Kloster eine Wand ausfüllen und jeweils drei Frauen zeigen, die Früchte in Händen halten - Großmutter, Mutter, Tochter. Auch Gamma Thesa Terheyden ist ausgezogen, um "zeitgenössische" Matronen zu porträtieren - aus fernen Ländern ebenso wie die Bäckerin von gegenüber. Diese Fotografien baumeln von der Decke. Nebenan stehen auf dem Boden drei Matronen aus Sandstein. Einige Räume weiter befindet sich der erste Teil des Werks von Marianne Pitzen, Direktorin des Bonner Frauenmuseums: Die Besucher erwartet ein Dutzend aus Papier gefertigter Matronen in tiefem Orange - sie bilden das Matronen-Parlament, das Meinungsvielfalt symbolisieren soll.
Vorbei an Lichtinstallationen geht es in den rauen Keller des Klosters, wo in einem lang gezogenen, dunklen Gang Pitzens "Klosterfrauen" Besucher empfangen: sieben lebensgroße, weiße, beinahe geisterhaft anmutende Papierfiguren. SCMI
An den kommenden Wochenenden (samstags und sonntags, 11 bis 18 Uhr, im Naturzentrum ab 10 Uhr) haben Interessierte Gelegenheit, sich der Matronen-Vielfalt zu nähern.

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