Mehr als Haushaltsgeräte: Eifeler Kesselhaken

BITBURG/PRÜM/DAUN. (js) Er zählt zu den Stücken altväterlichen Hausrats und war bis in die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts das wichtigste hauswirtschaftliche Gerät: der Kesselhaken, in der Westeifel "Hoal" genannt.

Als Teil des Herds mit seinem offenen, auf "Brandruten" oder "Feuerböcken" gelagerten Holzscheitfeuer hing der Kesselhaken unter der weiten Öffnung des nach oben sich verengenden Schornsteins. Etwa seit den 20er-Jahren musste die "Hoal" den geschlossenen gusseisernen Herden weichen und ist seither nur noch in Museen oder auf Flohmärkten zu sehen. Der Kesselhaken glich dem breiten Blatt einer starken Säge mit einseitig nach unten gerichteten Zähnen. In diese Zähne griff ein an einer Zugstange der Gegenseite angebrachter Sperrhaken ein, mit dessen Hilfe man den unten einhängenten Kessel höher oder niedriger hängen konnte. Eine nach dem gleichen Prinzip konstruierte Vorrichtung aus Holz diente zum Aufhängen des Öllichtes an der Zimmerdecke und wurde in der Westeifel "Stubenhoal" oder "Lichthoal" genannt. "Hoal" ist eine alte deutsche Benennung, abgeleitet von "hangen". Mit Hilfe eines am oberen Ende befestigten Ringes war der Kesselhaken an einer Querstange im Schornstein ("Hoarscht") aufgehängt. In größeren Haushalten, Klöstern und Gastronomien waren zwei oder drei der Geräte an einem eisernen Tragegerüst angebracht. Erwähnt wird eine "Hoal" in einem Weistum des Dorfs Düngenheim bei Monreal aus dem Jahre 1521, ferner in einem Nachlassverzeichnis des Pfarrhauses von Heimbach bei Kloster Mariawald von 1593 ("eyn eysern hael mit eynem henghange"). Das Gerät ist vermutlich weit älter. Vielleicht brachten es die Römer mit, was aber nicht belegbar ist. Die "Hoal" war bei unseren Vorfahren ein hoch angesehenes Stück im Haus. Beweise hierfür sind, dass man sie als Wappenbilder adeliger Geschlechter wiederfindet. Neben ihrer Zweckerfüllung war sie auch symbolisch und in der Brauchtumspflege von großer Bedeutung. So wurden in der Eifel jung verheiratete Frauen in den Haushalt eingeführt, indem ihnen der Kochlöffel umgehängt und sie dreimal um die "Hoal" herumgeleitet wurden. Damit bedeutete man der jungen Frau, wo künftig ihr neuer Aufgabenbereich liegt, zugleich aber auch, dass sie in die Hausgemeinschaft gehörte. In der Vulkaneifel trat eine Magd ihren neuen Dienst an, indem junge Burschen aus der Nachbarschaft sie dreimal um die "Hoal" führten und dafür einen Trunk erhielten. In weiten Teilen der Nord- und Osteifel steht die Redensart "De Hoal ophenken" für die Begründung eines Hausstands und die Bereitung eines ersten Schmauses im neuen Haushalt. Mit Hilfe der "Hoal" wurde in alten Zeiten auch die Abgabe eines Hauses oder Hofs sinnbildlich bekundet.

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