Naturschutz Hoch die Flossen!

Waxweiler · Nach dem Umbau des alten Mühlenwehrs in Waxweiler haben sich Fauna und Flora der Prüm auf diesem Abschnitt deutlich erholt. Und wir lernen ein paar schöne neue Wörter.

 Das Wehr in Waxweiler nach dem Eingriff: Am unteren Bildrand erkennt man die neu gesetzten Steine.

Das Wehr in Waxweiler nach dem Eingriff: Am unteren Bildrand erkennt man die neu gesetzten Steine.

Foto: Michael Fischer

Land und Kreis haben im vergangenen Jahr das alte Mühlenwehr in der Prüm umbauen lassen. Seitdem gibt es in Waxweiler – Achtung, tolle Fachbegriffe: eine Sohlgleite und einen Raugerinnebeckenpass.

Erklären wir gleich. Wichtig ist zunächst: Der Tier- und Pflanzenbestand hat sich seit dem Umbau deutlich vergrößert, wie Kreisfischereiberater Herbert Schneider gegenüber dem TV bestätigt. Drei Mal hat Schneider in den vergangenen Monaten dort nachgesehen, sein jüngster Bericht stammt von Ende April.

Ergebnis: „Eine Verbesserung, auf jeden Fall.“ Er fand in der Prüm auf diesem Abschnitt nicht nur die Hauptart, also die Bachforelle, sondern etliche sogenannte Begleitfische: Groppen, Gründlinge, Bachschmerlen, Barben, Döbel und „jede Menge Elritzen“. Das heiße: „Der Pass ist besiedelt, die Fische nehmen ihn an.“ Da sei alles drin, „was in einen gesunden Bach reingehört“. Inklusive allerhand Kleingetiers, das die Prüm dort ebenfalls wieder bevölkert, jedenfalls stärker als vorher.

Womit wir beim Pass wären, also dem Raugerinnebeckenpass: Den erklärt uns Manfred Regh, Ingenieur im Wittlicher Fachbüro Reihsner, das die Arbeiten geplant und betreut hat. Dabei wurde das Wehr, eine steile Rampe mit einem Höhenunterschied von mehr als zwei Metern (das gestaute Wasser wurde früher zur Mühle abgeleitet), in der Mitte eingeschlitzt. Von dort zieht sich auf etwa 50 Metern jetzt der Pass: Einzelne, stufenförmig aneinander anschließende Becken, „die sind kaskadenförmig untereinander angeordnet, mit einem Höhenunterschied von 15 Zentimetern“. Schaue man von oben darauf, erinnere es an einen Pullover mit Rautenmuster.

Und „Raugerinne“ heiße der Pass, „weil natürliches Gestein verwendet wurde“, sagt Regh. Man hätte das auch mit Beton machen können. In Waxweiler aber wurden die einzelnen Becken mit Flusskies und Basalt ausgekleidet.

Der Raugerinnebeckenpass ist wiederum Bestandteil der Sohlgleite, unter der man sich auch insgesamt eine steinerne Rampe vorstellen muss. Denn links und rechts des mittig angelegten Passes erkennt man weitere große und kleinere Brocken, die ebenfalls das Gefälle vom Wehr zum unteren Abschnitt der Prüm auffangen.

Sie wurden nicht einfach hineingekegelt, wie Manfred Regh erklärt: „Da wurde jeder einzelne Stein gesetzt. Das ist wie eine Pflasterung mit Hinkelsteinen.“ Zwar dienen diese Steine links und rechts des eigentlichen Passes nicht als Stiege für die Fische – sie machen aber Fluss und Ufer natürlicher.

Die Arbeiten, sagt Ortsbürgermeister Manfred Groben, haben etwa 200 000 Euro gekostet. Dazu gab es aus der Landes-Aktion „Blau plus“ eine Förderung in Höhe von 90 Prozent. Die übrigen 20 000 Euro zahlte der Eifelkreis. Da freut man sich natürlich als Gemeindechef – allerdings auch aus einem anderen Grund: Jetzt funktioniere das eben mit dem leichteren Aufstieg für die Forellen und anderen Flussbewohner. „Es gab zwar da eine alte Fischtreppe“, sagt Groben. „Aber da haben die Fachleute gesagt. Die funktioniert nicht.“ Zudem mauerte man an der Uferbefestigung noch 15 Zentimeter auf die obere Kante auf, „das bringt noch besseren Hochwasserschutz“, sagt Groben.

Es soll aber, gerade nach den verheerenden Fluten vom 1. Juni 2018 (der TV berichtete) nicht die letzte Verbesserung sein: „Wir wollen ein Hochwasserschutzkonzept erarbeiten lassen“ sagt Manfred Groben. Dafür stehe zwar die Förderung noch nicht. Sobald das aber geregelt sei, werden man mehrere Institute anschreiben, die dann ein Angebot für ein solches Konzept abgeben sollen.

Bis dahin haben es jetzt die Fische in der Prüm etwas leichter, zu ihren Futter- und Laichgebieten zu wandern. Denn das machen sie nicht in der Prüm: „Die suchen sich kleine, frische, sauerstoffreiche Nebenarme“, sagt Fachmann Herbert Schneider. Am besten auf sandigem Grund.

Denn gerade bei Forellen ist das mit dem Nachwuchs eine riskante Sache: Die Fische legen im Vergleich zu anderen viel weniger Eier. Da sei es schade um jedes einzelne, das verloren gehe. „Und es kommen nur vier bis fünf Prozent durch“, sagt Herbert Schneider.

 Das Wehr in einer Aufnahme aus dem Jahr 1962, damals im TV veröffentlicht.

Das Wehr in einer Aufnahme aus dem Jahr 1962, damals im TV veröffentlicht.

Foto: Trierischer Volksfreund/Archiv/Trierischer Volksfreund
 Für Fische unüberwindbar: das Wehr vor der Erneuerung.

Für Fische unüberwindbar: das Wehr vor der Erneuerung.

Foto: Manfred Regh

Wir danken Michael Fischer aus Waxweiler für den Hinweis, sein Foto und die Beschaffung der historischen TV-Aufnahme aus unserem Archiv in Trier.

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