Mehr Grün, aber kein Kitsch: Die Stadt Bitburg setzt bei neuer Fußgängerzone auf die Meinung der Bürger

Bitburg · Es geht um das Herz Bitburgs, und alle dürfen mitreden: Die Stadt will wissen, was sich Bürger für die Fußgängerzone wünschen und hat dazu eine große Befragung gestartet. Die läuft noch genau eine Woche, erste Ergebnisse gibt’s aber schon.

 Hofft auf viele Meinungen: Bürgermeister Joachim Kandels an der Umfragebox.

Hofft auf viele Meinungen: Bürgermeister Joachim Kandels an der Umfragebox.

Foto: Eileen Blädel

Natürlich steht sie am Spittel: die Umfragebox. Dort können Bitburger quasi im Vorbeigehen ihre Wünsche für die Fußgängerzone einwerfen: Bäume oder doch lieber Blumenkübel? Wie wichtig sind bunte Beleuchtung und Sitzbänke? Was ist mit der Barrierefreiheit - und wie wär's mit einem Lautsprechersystem in den Leuchtmasten?

Ganz genau, die Stadt will's wissen: "Wir möchten hören, wie die Leute darüber denken", sagt Bürgermeister Joachim Kandels. Und während die Befragung läuft - nämlich noch bis Donnerstag, 26. November -, hat die Stadtverwaltung die ersten Rückmeldungen bereits für ein Zwischenergebnis ausgewertet. Projektleiter Ralf Mayeres: "Das war eine Wundertüte." Denn immerhin soll die Fußgängerzone komplett neu gestaltet werden (der TV berichtete), und die Planung der Stadt unterscheide sich doch sehr von dem jetzigen Zustand. Mayeres: "Da wird nicht nur ein bisschen Pflaster ausgetauscht."

Sie hätten also auch gut nörgeln können, die Bitburger - "aber es wurde nicht gemeckert", sagt Melanie Enders von der Stadtverwaltung. Die Leute äußern sich überwiegend "positiv und konstruktiv". Mehr als 170 Menschen haben sich bislang beteiligt - überwiegend über die neue Internetseite, und hauptsächlich Bitburger, "vielleicht 20 Prozent von außerhalb". Der Bürgermeister: "Ich bin jetzt schon mit dem Rücklauf und dem Ergebnis zufrieden."

Denn die Zustimmung überwiege - und das "zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind", sagt Kandels, der auch auf größere Akzeptanz hofft. Mayeres: "Und macht Mut, diesen Weg weiterzugehen - und immer wieder Bürger nach ihrer Meinung zu fragen." Denn so "bekommen wir auch ein besseres Ergebnis hin".

Was die Bürger an Ideen äußern, soll dann auch "in die Planungen mitaufgenommen werden", sagt Mayeres. Später müsse dann entschieden werden, was berücksichtigt und was vielleicht nicht umgesetzt werden könne. Kandels: "Das ist jetzt keine Abstimmung. Aber es fließt in die Entscheidung mit ein. Jeder hat jetzt die Möglichkeit, aktiv die Stadt mitzugestalten."

Ein erster Blick in die Umfragebögen: Ruhezonen und Bänke wünschen sich viele, dabei merken allerdings manche an, dass ein Sitzplatz alleine nicht genüge: Dazu gehöre, gerade für Ältere, auch eine Rückenlehne. So schreibt ein Teilnehmer: "Die Sitzgelegenheiten auf dem Spittel sind fast alle ohne Lehne." Was auch viele gut finden: mehr Grün in der Stadt. "Mehr Grün heißt mehr Leben", schreibt da einer, und ein anderer: "Grün und bunte Blumen sind notwendig für ein Sich-Wohlfühlen und das Verweilen-Wollen."

Wenig Sinn haben dagegen für etwa ein Drittel der Teilnehmer Effektbeleuchtung und Lautsprechersystem: Ein Lichtwechsel sei unnötig ausgegebenes Steuergeld, heißt es. Ein anderer meint: "Ich denke hier an die Anwohner." Und ob die immer froh seien mit der musikalischen Beschallung. Hier sagen viele: "Weniger ist oft mehr."
Mit alten Bekannten bekommt es die Stadt auch zu tun: So werden Forderungen nach sauberen öffentlichen Toiletten laut. Aber es kommen auch neue Ideen auf den Tisch: Bücherschränke am Spittel, Sitzgelegenheiten für Kinder, Spender für kostenloses Trinkwasser, oder eine Teil-Überdachung der Fußgängerzone. "Alle Anregungen werden diskutiert", sagt Kandels. Auch der Bürgerwunsch nach freiem W-Lan - und das hält Mayeres für gar nicht so abwegig: "Das kann man gut machen. Dafür könnten wir jetzt schon die Vorkehrungen treffen, wenn wir die Kabel gleich mitverlegen."

Ein Teilnehmer schreibt: "Großartig, dass sich Menschen der Stadt und Umgebung einbringen können. Sollte in Zukunft öfter so sein." Es wird so sein, verspricht Kandels: So soll es 2017 eine Befragung zum Petersplatz geben, auch für ein ganz anderes Projekt, nämlich die Landesgartenschau, plane man damit.
Apropos: Die Arbeiten in der Fußgängerzone sollen im Mai 2016 beginnen und bis zum Folklore-Festival abgeschlossen sein. Mit allen weiteren Projekten will man bis 2022 fertig sein: Damit sich die neue Innenstadt von ihrer besten Seite präsentieren kann - wenn die Landesgartenschau kommt.

Wer mitmachen will, hat noch eine Woche Zeit - bis Donnerstag, 26. November. Die Bögen können auch unter www.bitburg-macht-zukunft.de ausgefüllt werden. Das Ergebnis wird am Dienstag, 8. Dezember, 19 Uhr, in der Stadthalle vorgestellt.

Extra Planung und Kosten
Die neue Fußgängerzone (inklusive Spittel) soll 6,4 Millionen Euro kosten. Zwei Millionen Euro steuert das Land bei. Die Anlieger werden mit 1,85 Millionen Euro beteiligt; die Stadt trägt mehr als 2,5 Millionen Euro. Für Petersplatz und Westflanke (Am Markt, Grüner See) sind Bürgerbeteiligungen und Planungswettbewerbe vorgesehen.

Meinung
Das Vorhaben: Die Bürger sollen mitmachen. Die Botschaft: Ihre Meinung ist wichtig. Damit baut die Stadt jetzt nicht nur eine neue Fußgängerzone. Sie baut auch einen ganz neuen Umgang im Miteinander auf. Ein Umgang, bei dem unterschiedliche Denkweisen nicht nur gefragt, sondern erwünscht sind, aber auch der Respekt vor den Ansichten des Anderen. Und die Bürger? Die machen mit. Und so und nur so kann Bitburg auch dorthin gelangen, wonach auch die neue Internetseite der Stadt benannt ist: in die Zukunft.
e.blaedel@volksfreund.de

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