Mehr Mirabelle, weniger Mistel

Prüm · Die Naturparks Süd- und Nordeifel haben in Zusammenarbeit mit dem Kreis und dem Land ein Projekt zur Pflege der Streuobstwiesen gestartet (der TV berichtete). Solche Wiesen gibt es auch im Prümer Land und dem Islek - und die Besitzer können sich dabei fördern lassen. Unter anderem geht es der Mistel an den Kragen.

 Misteln in einem Obstbaum auf einer Wiese bei Dingdorf, im Hintergrund sieht man den Nachbarort Niederlauch. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Misteln in einem Obstbaum auf einer Wiese bei Dingdorf, im Hintergrund sieht man den Nachbarort Niederlauch. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Prüm. Streuobstwiesen - die kennt man eher aus der Südeifel. Aber auch rund um Prüm gebe es sie, sagt Ulrich Klinkhammer vom Naturpark Nordeifel: zum Beispiel in der klimatisch günstigen Kalkmulde bei Schönecken, Dingdorf und Büdesheim, vereinzelt aber auch auf der Schneifel bei Bleialf und im Islek bei Üttfeld oder Lützkampen.
Allerdings sind nicht mehr alle im besten Zustand. Der Naturpark Nordeifel will deshalb dafür sorgen, dass die Bäume wieder in Schuss kommen und mehr Obst geerntet wird.
Ernte lohnt sich kaum noch


"Wir wollen erreichen, dass es sich wieder lohnt, die Bäume in den besten Zustand zu überführen", sagt Naturpark-Geschäftsführer Alexander Wendlandt. Vielerorts nämlich kümmere sich niemand mehr um das Obst: "Die Früchte werden oft nicht mehr verwendet, die fallen im Herbst runter und vergammeln."
Was auch daran liege, dass es kaum Abnehmer gebe, die das Obst zu einem guten Preis kaufen. Weiteren Schaden richtet die Mistel an den Bäumen an, die sich in den vergangenen Jahren in der Eifel ausgebreitet hat - deshalb soll es ihr im Rahmen des Projekts nun auch an den Kragen gehen (siehe Extra).
Also wolle man nun neue Anreize schaffen, Früchte wie den Eifeler Rambur-Apfel oder die Nelchesbirne, Mirabellen, Zwetschgen oder Kirschen wieder zu ernten und zu verwerten.
Zum Beispiel auch gemeinsam mit dem Naturschutzbund Nabu: Der habe in Nordrhein-Westfalen dazu ein Projekt aus der Taufe gehoben, bei dem die Mitarbeiter zu den Obstbauern fahren und einen guten Preis für die Früchte zahlen. Nicht nur nördlich der Landesgrenze: "Die fahren auch nach Rheinland-Pfalz - mit einer mobilen Saftpresse."
Ins Obstwiesen-Projekt eingebunden sind auch das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum und die Naturschutzstiftung des Landes. Das Land und die Europäische Union unterstützen die Initiative in der Nord- und Südeifel mit 270 000 Euro.
Gefördert werden Sanierungsschnitte, Neuanpflanzungen und Kurse zur Streuobstpflege. Einer dieser Kurse ist am Freitag, 28. März, in der Informationsstätte Mensch und Natur in der Prümer Tiergartenstraße. Dort residiert auch der Naturpark Nordeifel, bei dem man sich über alles zum Projekt informieren lassen kann - unter Telefon 06551/985755. Für den Kurs gebe es derzeit eine Warteliste, ein zweiter sei deshalb bereits in Vorbereitung, sagt Ulrich Klinkhammer.
Das Projekt läuft noch bis zum 30. Juni 2015, bis zu diesem Datum können sich alle Besitzer von Streuobstflächen beim Naturpark melden und Förderung erhalten. Alle Kosten werden zu 80 Prozent bezuschusst, 20 Prozent trägt der Besitzer der Streuobstwiese.
Wichtig dabei: Auch wenn eine Fläche nicht im Gebiet des Naturparks liegt, ist sie förderfähig - sie muss lediglich zum Eifelkreis gehören. "Es müssen allerdings Wiesen sein", sagt Alexander Wendlandt mit einem Lachen. "Hausgärten können wir leider nicht fördern."
Extra

Viele kennen sie aus den Asterix-Geschichten: Für den Druiden Miraculix ist sie eine wichtige Zutat seines Zaubertranks neben anderen Ingredienzien wie einem "einigermaßen frischen" Fisch: die Mistel, "mit einer goldenen Sichel geschnitten". Auch bei uns sieht man immer öfter diese Kugeln in den Bäumen hängen: Sie sehen irgendwie aus wie überdimensionierte Vogelnester. Die Misteln verbreiten sich immer mehr in der Eifel und auf Streuobstflächen. Und das hat dann doch auch mit den Vögeln zu tun: Denn die fressen daran, fliegen weiter und scheiden die Samen auf den Bäumen wieder aus oder streifen sie dort mit ihrem Schnabel ab. Die Kugeln sehen zwar schön aus, schaden aber dem Baum: Die Mistel, sagt Alexander Wendlandt, "ist ein Halbschmarotzer, der den Baum anzapft und ihm Wasser entzieht." Deshalb soll das Obstwiesenprojekt auch dazu dienen, der Mistel den Garaus zu machen, damit die Bäume wieder gestärkt werden. Informationen dazu erteilt der Naturpark Nordeifel. fpl

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