Mehr Plätze für die Jüngsten

SPEICHER. Mit dem Programm "Zukunftschance Kinder – Bildung von Anfang an" will die rheinland-pfälzische Landesregierung die Situation junger Familien nachhaltig verbessern.

Auf Einladung der SPD-Landtagsabgeordneten Monika Fink kamen viele Erzieherinnen, Leiterinnen von Kindergärten und Elternsprecher ins Rathaus der Verbandsgemeinde Speicher. "Wir wollen das kinderfreundlichste Bundesland werden", gab Fink das Motto aus. Nach der goldenen Regel "Wer bestellt, bezahlt" war Bürgermeister Rudolf Becker (CDU) vor allem auf den Finanzierungsplan der Landesregierung gespannt. Der rheinland-pfälzische Finanzstaatssekretär Ingolf Deubel nannte fünf Punkte, die die Landesregierung zum Wohl von Kindern und Eltern angehen will: Kinder- und familienfreundliche Rahmenbedingungen schaffen, vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung mehr Menschen besser qualifizieren, die Migration bildungspolitisch bewältigen, früher mit der Bildung beginnen und das Bildungssystem verbessern. Priorität genießt laut Deubel das Ziel, mehr Kindergartenplätze für Kinder unter drei Jahren zu schaffen, auch im Hinblick auf den Geburtenrückgang und die damit verbundene Schließung von Gruppen. Die Landesregierung will Kommunen und die Träger bei der Umsetzung des Tagesbetreuungsprogramms unterstützen. Bis 2010 sollen die Gemeinden zusätzlich 11 500 Plätze garantieren können. Kommunen und sonstige Träger werden von der Mehrbelastung durch den Rechtsanspruch freigestellt - das Land übernimmt die Kosten. Eine Umfrage habe ergeben, dass 94,3 Prozent der Mütter sich in der reinen Hausfrauenrolle nicht wohl fühlen, sagte Deubel. Nur 5,7 Prozent wünschten dies ausdrücklich. Schon ab 1. Januar 2006 ist die Beitragsfreiheit für das letzte Kindergartenjahr vorgesehen, damit tatsächlich alle Kinder auf die Einschulung vorbereitet werden und, falls erforderlich, eine besondere Sprachförderung erhalten. Die Kosten von rund 25 Millionen Euro für die Beitragsfreiheit und acht Millionen für die Sprachförderung übernimmt das Land. Noch einmal zwei Millionen Euro werden für Fortbildungsprogramme der Erzieher bereitgestellt.Sprachtest ein Jahr vor der Einschulung

Für Kinder, deren Eltern auch im letzten Besuchsjahr ihr Kind nicht in den Kindergarten anmelden, soll ein Jahr vor der Einschulung ein Sprachtest eingeführt werden. "Je länger der Kindergartenbesuch, desto geringer sind die Sprachdefizite bei der Einschulung", betonte Deubel. Und die soll ab 2008 für alle Kinder, die vor dem 1. September des jeweiligen Jahres sechs Jahre alt werden, möglich sein. Deubel sicherte eine "faire Lastenteilung" zu: Das Land Rheinland-Pfalz beteiligt sich zurzeit mit 35 Prozent. Ab 2006 erhöht sich der Betrag auf 45 Prozent. Die Jugendämter tragen heute 37,5 Prozent und künftig nurmehr 32,5 Prozent. Die Träger der Einrichtungen beteiligen sich aktuell mit zehn Prozent der Kosten, ab 2006 mit fünf Prozent. Der Elternbeitrag bleibt mit 17,5 Prozent gleich. Der Gesamtaufwand im Bereich Kinderbetreuung bewege sich im Jahr 2010 bei der Umsetzung des rheinland-pfälzischen Konzepts etwa um eine Summe von 900 Millionen Euro jährlich, erklärte Deubel. Bei der anschließenden Diskussion erörterten die Teilnehmer vor allem die Sorge um die praktische Umsetzung und den Mehraufwand für die Erzieher. Das Programm soll am 1. Januar 2006 in Kraft treten.

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