Meilenstein wird zum Ladenhüter

BITBURG. 70 Arbeitsplätze wollte die Firma Comtex Mitte der 90er Jahre im Gewerbegebiet "Auf Merlick" schaffen. Dafür wurde ihr eine passgenaue Betriebsstätte gebaut. Die versprochene Zahl von Jobs hat es nie gegeben, die Firma hat Bitburg verlassen, das Gelände ist seit 2001 ungenutzt.

 Foto: Harald Jansen

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Wie sich die Zeiten doch ändern. Was 1995 noch als "Meilenstein" (Bitburgs damaliger Bürgermeister Horst Büttner) und als "völlig neuer Weg" (Landrat Roger Graef) bezeichnet wurde, sucht heute nach einem Nutzer: Das mit öffentlichen Geldern errichtete Gebäude an der Bitburger Rudolf-Diesel-Straße, in dem einst die zur Stöhr AG gehörende Firma Comtex 70 Arbeitsplätze schaffen wollte. Der gewünschte Erfolg blieb aus

Rückblick: Nach dem Abzug der US-Air-Force vom Flugplatz senkte sich 1994 tiefe Depression über Bitburg. Es fehlten Arbeitsplätze. Man ließ die Drähte nach Mainz glühen. Und am Ende hatte man so etwas wie ein Pilotprojekt ersonnen, für das man sich gerne, oft und ausgiebig auf die Schultern klopfte. Für die Firma Comtex wurde eine maßgeschneiderte Halle mit allem Komfort und inklusive aufwendiger Belüftungsanlage gebaut, die die Comtex Textile Composite GmbH leasen sollte. Mit einem Zuschuss von insgesamt rund 50 000 Euro jährlich beteiligten sich Stadt und Kreis ab 1995 an diesen Kosten. Auch das Land half bei der Finanzierung. Bauherr des Projekts war die "Lithium Grundstücksgesellschaft mbH" mit Sitz in Mainz. Die Deutsche-Anlagen-Leasing (DAL) hält 81 Prozent an dieser GmbH. Gesellschafter der DAL sind die Landesbanken von Hessen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Die übrigen 19 Prozent hält die Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB). Hergestellt werden sollten in Bitburg innovative Schleifscheiben-Verstärker. Doch irgendwie war dieses Vorhaben offenbar zu innovativ, um es auch praktisch umsetzen zu können. Die versprochenen Arbeitsplätze wurden nie geschaffen, weshalb auch Kreis und Stadt ihre Zuschüsse 1997 einstellten. Nach der Übernahme der Firma Comtex durch eine inzwischen ebenfalls nicht mehr existierende AG verlegte sich der Betrieb auf die Produktion von Zwirnen und die Texturierung von Fasern. Nun sollte der Betrieb 24 Beschäftigte haben. Dafür sollten Kreis und Stadt wieder Zuschüsse fürs Leasing zahlen, erklärt die Kreisverwaltung auf Anfrage. Aber auch dieses Ziel wurde nie erreicht. Am 5. Juli 2001 teilte Comtex mit, dass die Betriebsstätte in Bitburg geschlossen worden sei. Laut Kreis-Pressesprecher Rudolf Müller sind Kreis, Stadt und die ISB-Mutter, die Rheinland-Pfälzische Gesellschaft für Immobilien und Projektmanagement mbH (RIM), "sehr darum bemüht, für das Objekt eine Folgenutzung durch einen einheimischen Betrieb zu erreichen". Dies bekräftigt auch Helmut Thielgen von der Stadt Bitburg. Er kann zwar bestätigen, dass es einen Interessenten für die Immobilie gibt. Genauere Angaben über den potenziellen Käufer macht er jedoch nicht. Die ISB bestätigt zwar die Verhandlungen mit dem Interessenten, lehnt aber sonst jede Stellungnahme aus datenschutzrechtlichen Gründen ab. Für die DAL erklärte Britta-Christina Donnerstag, dass ihr Haus in Sachen Comtex nur für die das Konzipieren des Leasing Konzepts zuständig gewesen sei. Für die Vermarktung der Immobilie sei die ISB zuständig. Nach TV -Informationen handelt es sich bei dem Interessenten um einen Maschinenbaubetrieb aus der Region Bitburg, der schon seit längerem auf der Suche nach einem Expansionsstandort ist. Die Comtex-Halle ist jedoch offenbar für die Nutzungen allein durch diese Firma zu groß.

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