Meine Verwaltung und ich

Wann braucht ein Bürger eigentlich eine Verbandsgemeinde-Verwaltung? Der TV hat nachgehört und festgestellt: Verbandsgemeinden braucht man in vielen, zum Teil jedoch sehr speziellen Lebenslagen.

Bitburg/Prüm. Im Rahmen der Kommunalreform sollen aus Kostengründen rund 30 der 163 rheinland-pfälzischen Verbandsgemeinden von den Landkarten verschwinden. Eine Ankündigung, die für Protest gesorgt hat. Einer der Gründe: Die Menschen vor Ort fürchten um die Bürgernähe ihrer Verwaltung. Und auch in den Verwaltungen selbst plädiert man für den Selbst-Erhalt. Die Argumente: kurze Wege, persönliche Beratung, bessere Ortskenntnis - kurzum: Bürgernähe.

Der TV hat vor diesem Hintergrund einmal nachgehört, aus welchen Gründen Menschen überhaupt zu ihrer VG-Verwaltung gehen. Wie oft sie dies tun, ist leider unbekannt, denn weder die Verwaltungen selbst noch das Statistische Landesamt können hierzu Auskunft geben. Der TV startet daher eine Online-Umfrage, an der sie sich unter www.volksfreund.de/extra beteiligen können. Der Blick in die folgende Liste zeigt allerdings, dass es sich bei den meisten Amtsgängen um keine alltäglichen Erledigungen handelt.

Es gibt einige klassische Gründe zur VG zu gehen: Ich heirate, lasse mich scheiden, bin umgezogen oder brauche einen neuen Pass. Doch es gibt noch zahlreiche weitere, zum Teil recht spezielle Lebenslagen, die einen Amtsgang erfordern:

Ich muss meinen Fischereischein abholen.

Weil Wildschweine mein Feld zerstört haben, muss ich einen Wildschaden anmelden.

Meine Brille ist weg und wer weiß, vielleicht hat sie ja jemand im Fundbüro abgegeben.

Ich will aus der Kirche austreten und spreche zu diesem Zweck bei meinem Standesbeamten vor.

Wegen des geplanten Neubaugebiets will ich mit meinen Nachbarn ein Bürgerbegehren anmelden.

Ich muss eine Bauvoranfrage stellen.

Ich bin Existenzgründer, Asylbewerber oder Rentner und möchte mich beraten lassen.

Das Grab meiner Großmutter soll aufgelöst werden.

Um in eine staatlich geförderte Wohnung ziehen zu können, brauche ich einen Wohnberechtigungsschein.

Ich will ein Gewerbe anmelden.

Um meinen toten Onkel nach Frankreich bringen zu können, brauche ich einen Leichenpass.

Ich will einen Behindertenausweis beantragen.

Ich brauche eine beglaubigte Kopie meiner Geburtsurkunde oder ein Führungszeugnis.

Ich brauche eine Maklererlaubnis.

Ich habe einen Pit-Bull und muss mir die Haltung eines derart gefährlichen Hundes genehmigen lassen.

Umfrage

Nicht um jeden Preis!

Dagmar Leppin-Becker, Bitburg: "Das letzte Mal war ich vor drei Wochen in der Verwaltung, da ich zum Fundbüro musste. Gewöhnlich gehe ich jedoch nie hin." Rudolf Knauf, Schleid: "Weil wir für unser Haus einen neuen Kanal bauen, muss ich einmal im Jahr in die Bauabteilung der Verwaltung." Karl-Heinz Valentin, Prüm: "Ich war vor zwei Monaten wegen einer verlorenen Brille in der Verwaltung und ein Jahr davor wegen einer Rentenberatung." Renate Butterweck, Bitburg: "Zum Beispiel wegen einer Haushaltsbescheinigung gehe ich etwa drei Mal im Jahr in die Verbandsgemeinde-Verwaltung." (arm)/Fotos: Armine Harutunian Bürgernähe ist gut: kurze Wege, kurze Wartezeiten, eine freundliche und kompetente Beratung, kein unnötiger Hickhack. All dies ist wünschenswert. Es muss aber nicht auf Teufel komm' raus vor der eigenen Haustüre passieren. Für ein neues Autokennzeichen fährt man zur Kreisverwaltung in die Stadt. Warum also nicht auch für einen neuen Pass, den Fischereischein oder zum Heiraten? Das sind schließlich keine Alltagserledigungen. Ohnehin ist Bürgernähe kein gutes Argument für den Erhalt einer Verbandsgemeinde. Denn für sie würde ein kleines Bürgerbüro vor Ort völlig ausreichen. k.hammermann@volksfreund.de

Meinung

Nicht um jeden Preis!

Dagmar Leppin-Becker, Bitburg: "Das letzte Mal war ich vor drei Wochen in der Verwaltung, da ich zum Fundbüro musste. Gewöhnlich gehe ich jedoch nie hin." Rudolf Knauf, Schleid: "Weil wir für unser Haus einen neuen Kanal bauen, muss ich einmal im Jahr in die Bauabteilung der Verwaltung." Karl-Heinz Valentin, Prüm: "Ich war vor zwei Monaten wegen einer verlorenen Brille in der Verwaltung und ein Jahr davor wegen einer Rentenberatung." Renate Butterweck, Bitburg: "Zum Beispiel wegen einer Haushaltsbescheinigung gehe ich etwa drei Mal im Jahr in die Verbandsgemeinde-Verwaltung." (arm)/Fotos: Armine Harutunian Bürgernähe ist gut: kurze Wege, kurze Wartezeiten, eine freundliche und kompetente Beratung, kein unnötiger Hickhack. All dies ist wünschenswert. Es muss aber nicht auf Teufel komm' raus vor der eigenen Haustüre passieren. Für ein neues Autokennzeichen fährt man zur Kreisverwaltung in die Stadt. Warum also nicht auch für einen neuen Pass, den Fischereischein oder zum Heiraten? Das sind schließlich keine Alltagserledigungen. Ohnehin ist Bürgernähe kein gutes Argument für den Erhalt einer Verbandsgemeinde. Denn für sie würde ein kleines Bürgerbüro vor Ort völlig ausreichen. k.hammermann@volksfreund.de

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