Milch erhitzt die Gemüter

Ursprünglich wollte Christa Klaß am Freitag in Bitburg über die allgemeine Bedeutung der Europäischen Union für die Landwirtschaft sprechen. Die Jungbauern konzentrierten sich jedoch hauptsächlich auf die Milchpolitik.

Bitburg. (jk) "So eine lebhafte Diskussion findet man nur bei den Landwirten", resümierte Christa Klaß, Abgeordnete des Europäischen Parlaments, am Ende der rund 90-minütigen Veranstaltung zum Thema "Europäische Union — was haben wir davon?".Etwa 50 angehende Landwirte hatten sich im Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Eifel versammelt, um mit der Abgeordneten, die selbst in einem Weinbaubetrieb aufgewachsen ist, die europäische Agrarpolitik zu erörtern. Dabei herrschte offenbar großer Diskussionsbedarf, denn bereits während der Einleitung ihres Vortrags wurde Klaß mit den ersten Fragen der Teilnehmer konfrontiert.Die Debatte entzündete sich vorrangig an der Milchquote (siehe Extra), die von der EU zum 1. April erhöht worden war. Diese Anhebung erschwere für Molkereien die Verhandlungen mit dem Handel, kritisierten die Teilnehmer das EU-Vorgehen. Jungbauer Christian Kootz sagte: "Die Molkereien sitzen in der Zwickmühle." Schließlich bestehe ihre Aufgabe darin, sich im Preiskampf gegen die Konkurrenz zu behaupten und den Bauern gleichzeitig akzeptable Einkünfte zu sichern."Wer Qualität verkaufen will, muss auch den Preis dafür bezahlen", kommentierte sein Mitschüler Michael Klein die seiner Meinung nach falsche Einstellung großer Handelsketten. Internationale Absatzmärkte für Milch, beispielsweise in Asien, beurteilten die Teilnehmer unterdessen als eher unattraktiv. Schließlich steige China derzeit selbst in die Milchproduktion ein.Die grundsätzliche Europa-Verdrossenheit der DLR-Schüler wurde sowohl bei anderen Themen als auch in allgemeinen Aussagen der Teilnehmer deutlich. Sie möchten die Steuerungsmechanismen der EU gerne eindämmen und stattdessen selbst Entscheidungen treffen. Es wurde die Forderung laut, Subventionen abzuschaffen und im Gegenzug faire Preise zu zahlen. Darauf reagierte Klaß anerkennend: "Ich rechne es Ihnen hoch an, dass Sie als junge Bauern sagen ,Ich will keine Subventionen'." Sie erklärte den angehenden Landwirten, dass der Ausstieg aus der Subventionspolitik begonnen habe. Nach wie vor bestehe jedoch ein großes Interesse an der Agrarpolitik, in die jährlich fast die Hälfte der EU-Mittel fließe.EXTRA

Die Milchquote wurde von der Europäischen Union 1984 eingeführt, um die Milchmenge zu regulieren. Überschreitet ein Produzent seine maximal zulässige Quote, wird dies über eine Superabgabe sanktioniert. Wenn Unternehmen ihre Produktionsmenge durch den Zukauf von Tieren oder eine Leistungssteigerung erhöhen, müssen sie auch ihre Milchquote steigern. Hierzu gibt es seit 2000 die Milchbörse, an der Verkäufer mehrmals im Jahr überschüssige Quoten veräußern. Die Milchquotenregelung läuft in der jetzigen Form im Jahr 2015 aus.

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