Ab November soll sich eine neue Königin für die Milchbauern einsetzen Milchmonarchin sucht Thronfolgerin

Pickließem · Milchkönigin Katharina Weber gibt im November die Krone ab. Während die Bewerbungen für den Königsstuhl laufen, erzählt die Pickließemerin von ihrer Amtszeit und den Herausforderungen für die nächste Regentin.

 Zwei Regentinnen auf einem Bild: Milchkönigin Katharina Weber und die „Miss Hochwald“, Kuh Goldmine.

Zwei Regentinnen auf einem Bild: Milchkönigin Katharina Weber und die „Miss Hochwald“, Kuh Goldmine.

Foto: Trierischer Volksfreund/Christa Weber

Königinnen wohnen in Palästen. Sie tragen Kronen, kleiden sich in edle Gewänder und schwelgen im Reichtum. Ihre Untergebenen lesen ihnen jeden Wunsch von den Lippen ab. So oder so ähnlich stellen sich Menschen das Leben einer Monarchin vor.

Wenn Kinder Katharina Weber nach ihrem Schloss fragen, sind sie daher oft etwas enttäuscht. Denn die Residenz der rheinland-pfälzischen Milchkönigin ist kein Prachtbau, sondern ein Bauernhof in Pickließem. Statt Untergebener hat sie eine Lieblingskuh.  Statt samtener Geschmeide trägt die Studentin der Agrarwissenschaft auch mal Stallkleidung. Und ihr Titel bringt der Regentin keine Schätze ein,  sondern nur eine Aufwandsentschädigung auf Mini-Job-Basis und jede Menge Arbeit.

Seit sie im November 2017 die Wahl zur Milchkönigin gewann, ist Webers Kalender immer voll. Im Jahr bringt die Eifelerin es auf 50 Termine. Beinahe jede Woche ist sie auf Tagungen, Tierschauen, Bauernmärkten und in Grundschulen unterwegs. Ihr Auftrag: Die Milchwirtschaft repräsentieren. Und dazu gehört mehr, als ein Krönchen aufzusetzen und nett zu lächeln.

Weber ist die vierte Hoheit, die von der Milchwirtschaftlichen Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz, kurz Milag, gekürt wurde. Mit dem Zepter trägt sie seit eineinhalb Jahren Verantwortung für die Viehhalter in der Region. Und das ist keine leichte Aufgabe.

„Die letzten beiden Jahre waren für die Milchwirtschaft durchwachsen“, sagt Weber: „Die Preise sind auf einem moderaten Niveau, was den Betrieben keine Möglichkeit bietet, Puffer für die nächste Krise anzusparen.“ Das Problem ist bekannt: Hiesige Landwirte sind seit Jahren einem hohen Konkurrenzdruck ausgesetzt. Auf der anderen Seite fordern Politiker, aber auch gesellschaftliche Gruppen und Verbraucher, höhere Tierschutz- und Umweltstandards. Und die kosten Geld. Was eine Milchkönigin da tun kann, um den Bauern beizuspringen: Mit Politikern über Lösungen sprechen, Konsumenten und Produzenten an einen Tisch bringen, aufklären, informieren, diskutieren.

Und das hat Weber in den vergangenen eineinhalb Jahren getan. Im November endet ihre Amtszeit allerdings. Dann muss sie die Krone an eine Nachfolgerin abgeben. Gefunden ist die bislang noch nicht. Die Bewerbungen für das Ehrenamt laufen laut Milag aber bereits. Bis ersten August können sich noch Interessentinnen melden. Wozu die amtierende Regentin andere Frauen ausdrücklich ermutigt: „Jede junge Frau kann eine Königin sein. Man sollte sich nicht von Unsicherheiten, Äußerlichkeiten oder missmutigen Bemerkungen anderer einschüchtern lassen.“

Auch sie hatte damit anfangs stärker zu kämpfen, sagt Weber. Durch das Amt habe sie aber ihre Nervosität ein Stück weit ablegen können. Heute habe sie keine Angst mehr davor, „relevante Themen offen vor Menschen anzusprechen und darüber zu diskutieren.“ Schwerwiegende Kritik habe sie nicht einstecken müssen: „Natürlich gab es die ein oder andere kritische Frage zu landwirtschaftlichen Themen, doch waren die daraus entstandenen Diskussionen stets sehr fruchtbar.“

 So schmeckt Milch auch, mit etwas Likör, Cointreau oder anderen Getränken. das ließen sich Sebastian Reif, Tobias Hammes, Marco Weber, Nicole Kochold, Andrea Rodermann, Margot Even und die rheinland-pfälzische Milchkönigin Katharina Weber

So schmeckt Milch auch, mit etwas Likör, Cointreau oder anderen Getränken. das ließen sich Sebastian Reif, Tobias Hammes, Marco Weber, Nicole Kochold, Andrea Rodermann, Margot Even und die rheinland-pfälzische Milchkönigin Katharina Weber

Foto: Helmut Gassen
 Feste Beine, fantastisches Euter: Mit diesen Sieger-Attributen hat sich Milchkuh Goldmine bei der Verbandsgemeinde-Tierschau in Kell am See den Titel als schönste Milchkuh „Miss Hochwald 2018“ gesichert. Darüber freuen sich Züchter Matthias Zens aus Musweiler bei Wittlich, Helfer Jochen Schulze mit Sohn Jonathan, der Keller VG-Bürgermeister Martin Alten und die rheinland-pfälzische Milchkönigin Katharina Weber (von rechts).

Feste Beine, fantastisches Euter: Mit diesen Sieger-Attributen hat sich Milchkuh Goldmine bei der Verbandsgemeinde-Tierschau in Kell am See den Titel als schönste Milchkuh „Miss Hochwald 2018“ gesichert. Darüber freuen sich Züchter Matthias Zens aus Musweiler bei Wittlich, Helfer Jochen Schulze mit Sohn Jonathan, der Keller VG-Bürgermeister Martin Alten und die rheinland-pfälzische Milchkönigin Katharina Weber (von rechts).

Foto: Trierischer Volksfreund/Christa Weber
 Die Saar-Obermosel-Weinhoheiten, Prinzessin Lena Marx und Königin Antonia Reinsbach, sind bei der Ausstellungseröffnung auf die rheinland-pfälzische Milchkönigin Katharina Weber und Ausstellungsmacher Frederik Grundmeier (von links) getroffen.

Die Saar-Obermosel-Weinhoheiten, Prinzessin Lena Marx und Königin Antonia Reinsbach, sind bei der Ausstellungseröffnung auf die rheinland-pfälzische Milchkönigin Katharina Weber und Ausstellungsmacher Frederik Grundmeier (von links) getroffen.

Foto: Helge Klaus Rieder/Hlege Klaus Rieder

Aber die Königswürde bringe auch jede Menge Spaß mit sich, sagt die Pickließemerin und fasst zusammen: „Es war eine wundervolle Zeit, ich habe sehr viel Freude gehabt und jede Menge neuer Menschen kennengelernt, wovon einige zu sehr guten Freunden wurden.“ Solche Erfahrungen wünsche sie ab Herbst auch ihrer Thronfolgerin. Vorher stehen aber noch einige Termine für die Eifelerin an, unter anderem der Rheinland-Pfalz-Tag, Molkereiversammlungen und Tierschauen. Was Weber danach vorhat? Im Herbst beginnt die Studentin in Bingen mit ihrem Master in Agribusiness. Den Bachelor hat sie bereits in der Tasche. Privat werde sie sich, sagt sie, weiterhin für Milch und Landwirtschaft, aber auch ihre Heimat, die Eifel, einsetzen.

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