Millioneninvestition soll Abwärtstrend stoppen

Kyllburg · Der demografische Wandel soll die Verbandsgemeinde (VG) Kyllburg im Eifelkreis Bitburg-Prüm am härtesten treffen: Zwölf Prozent ihrer Einwohner soll die VG laut einer Prognose des Statistischen Landesamts bis zum Jahr 2020 verlieren. Um dies zu verhindern, werden in der Waldeifel unter anderem Millionen in die Bildung investiert.

Kyllburg. Eine junge Familie zieht nach Wilsecker und saniert dort im Ortskern einen leerstehenden Altbau. Eine andere zieht es aufs Land, weil sie sich aus finanziellen Gründen kein Eigenheim in der Stadt leisten können. Es sind Fälle wie diese, die Edeltrud Hilden, erste Beigeordnete der VG Kyllburg und Ortsbürgermeisterin von Wilsecker, hoffen lassen. Hoffen lassen darauf, dass die düsteren Prognosen des Statistische Landesamts nicht zutreffen: Bis 2020 soll die Bevölkerung in der Kyllburger Waldeifel um zwölf Prozent sinken, auf 7110 Einwohner. Dabei hat die VG bereits in den vergangenen Jahren mächtig an Einwohnern verloren: Waren es 1999 noch 8361 Menschen, die in der Waldeifel lebten, sind es 2009 nur noch 7842 gewesen. "Wir haben von der Altersstruktur her sehr viele ältere Bürger", erklärt Christof Lichter, Büroleiter in der VG-Verwaltung, den Bevölkerungsschwund. "Und das kann aufgrund des Geburtenrückgangs nicht kompensiert werden."
Um die Waldeifel gerade für Familien attraktiver zu machen und die Prognose der Statistiker Lügen zu strafen, wird in der VG derzeit kräftig in die Bildung investiert: Mehr als drei Millionen fließen in das Kyllburger Schulzentrum. Ein Haus der Bildung soll es werden, in dem Kindertagesstätte und Ganztagsgrundschule gemeinsam untergebracht sind - und die Eltern die Gewissheit haben können, dass ihre Kinder künftig vom ersten bis zum zehnten Jahr auch nachmittags gut betreut sind. "Ich bin mir sicher, dass die VG damit gute Rahmenbedingungen für die Zukunft geschaffen hat", sagt Hilden.
Rahmenbedingungen, die gerade Familien dazu bewegen sollen, in die Waldeifel zu ziehen. Zumal die VG nicht nur in Kyllburg Betreuungs- und Bildungseinrichtungen hat: In Badem, Burbach, Neidenbach und Oberkail gibt es weitere Kitas, in Burbach, Neidenbach und Oberkail außerdem noch Grundschulen. Lediglich weiterführende Schulen hat die VG nicht zu bieten.
Doch es gibt auch noch andere Projekte, die in der Waldeifel gestartet wurden, um laut Büroleiter Lichter "das Leben lebenswerter" zu machen und dem Bevölkerungsschwund entgegenzuwirken: In Kyllburg seien bereits zahlreiche Städtebaumaßnahmen umgesetzt worden, in Wilsecker, Burbach und in Gransdorf seien Dorferneuerungsmaßnahmen im Gange. Dennoch stießen manche Ortsgemeinden an ihre Grenzen, gibt Hilden zu bedenken: Ihre Ortsgemeinde Wilsecker sei nicht die einzige Gemeinde, die gerne Bauland schaffen, sich dies aber finanziell nicht leisten könne: "Wie sollen wir Menschen in den Gemeinden ansiedeln, wenn wir kein Geld für Neubaugebiete haben?"
Die Finanzausstattung der Gemeinden ist für die erste Beigeordnete der VG ein ebenso wichtiges Thema wie die Frage, wie die Herausforderung bewältigt werden kann, dass die Bevölkerung der VG immer älter wird: 23,8 Prozent der Einwohner werden im Jahr 2020 mehr als 65 Jahre alt sein. Bislang gibt es nur ein Seniorenpflegeheim mit 36 Plätzen in Balesfeld. "Es müssen weitere Betreuungsmöglichkeiten gefunden werden", sagt Hilden. Doch sie weiß auch, dass viele ältere Leute auf dem Land bleiben wollen - in ihrer gewohnten Umgebung. "Da müssen wir Lösungen finden." Das Statistische Landesamt Rheinland-Pfalz hat auf der Basis der Bevölkerungsdaten des Jahres 2006 berechnet, wie sich die Bevölkerungszahl in den Kommunen des Landes weiterentwickeln wird. Für den Eifelkreis Bitburg-Prüm sieht das folgendermaßen aus: Im Kreis werden im Jahr 2020 abgesehen von der Verbandsgemeinde Irrel in allen Verbandsgemeinden sowie der Stadt Bitburg weniger Menschen leben. Besonders hart trifft es die Verbandsgemeinden Arzfeld und Kyllburg, die voraussichtlich mehr als acht Prozent ihrer Einwohner einbüßen. In den Verbandsgemeinden Neuerburg und Prüm sind es immer noch mehr als vier Prozent. Deutlich glimpflicher sollen die Stadt Bitburg sowie die Verbandsgemeinden Bitburg-Land und Speicher davonkommen, die der Prognose zufolge bis 2020 nur weniger als vier Prozent ihrer Einwohner verlieren. kah/neb

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